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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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einlegte. Nachdem er sich mit einem Winken vom Barmann verabschiedet hatte, trat er in die dunkle Gasse hinaus.
    Keine fünf Meter trennten Janusz mehr von dem Torbogen, der zur Straße führte, als ihm plötzlich zwei dunkel gekleidete Gestalten mit Baseballkappen auf den Köpfen den Weg versperrten. Er erstarrte. Als einer der beiden Männer in die Jackentasche griff, nahm er Kampfposition ein und holte aus, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Einen Sekundenbruchteil später fand er sich bäuchlings auf dem Boden wieder, nur halb bei Bewusstsein und mit einem Schädel, der noch vom Zusammenprall mit einem stumpfen Gegenstand brummte. Kaltes Metall umschloss fest seine Handgelenke.
    Benutzen Gangster Handschellen ? , dachte er noch, bis ihm das unverkennbare Knistern eines Funkgeräts verriet, dass er gerade einen Polizisten geschlagen hatte.
    An diesem Nachmittag war Kershaw zum ersten Mal in den Genuss von öffentlichem Lob, erteilt von Bacon, gekommen. Zugegeben, es waren nur sieben Wörter gewesen – »Gute Arbeit im Fall Waveney Thameside Hotel« –, doch Brownings säuerliche Miene stellte den Beweis für ihren Seltenheitswert dar, sofern sie den noch nötig gehabt hätte. Mit einem erleichterten Aufatmen bemerkte sie, dass Ben Crowther bei der Sitzung durch Abwesenheit glänzte. Je mehr Zeit bis zu ihrem Wiedersehen verstrich, desto einfacher würde es sein. Allerdings musste sie zugeben, dass sie, ja, nun , ein wenig gekränkt war, als sie beim wiederholten Überprüfen ihres Telefons keine Nachricht von ihm vorfand. Sie wollte keine Beziehung mit Ben, sagte sie sich. So sympathisch er auch sein mochte, es würde die Zusammenarbeit zu sehr verkomplizieren. Allerdings wäre es trotzdem nett gewesen, wenn er sie gefragt hätte.
    Als sie nach der Sitzung in die Küche ging, um sich einen Tee zu kochen, traf sie Browning, der gerade dabei war, heißes Wasser in ein Instant-Chow-Mein zu schütten. Kein Wunder, dass der kleine Stinker so wabbelig und teigig war, wenn er solchen Müll in sich hineinstopfte. Da ihr einfiel, dass sie ihn bei ihrer letzten Begegnung mehr oder weniger als Arschkriecher bezeichnet hatte, zwang sie sich zu einem gekünstelten Lächeln – sie musste wirklich besser aufpassen, was sie sagte – und nahm sich einen Becher vom Regal. Browning rührte das chemisch riechende Fertiggericht mit einem Messer um. »Magst du was abhaben?«, fragte er.
    »Äh, nein. Trotzdem danke.« Sie unterdrückte ein Naserümpfen und füllte den Wasserkessel unter dem Hahn.
    »Wirklich nicht?« Er grinste hämisch. »Angeblich kannst du von chinesischem Essen doch nicht genug kriegen.« Als sie ihn forschend ansah, war seiner Miene nichts zu entnehmen. Er griff nach dem dampfenden Behälter. »Allerdings muss man mit Essen vom Chinesen vorsichtig sein«, fuhr er fort. »Vor ein paar Abenden waren wir im Pub, und rate mal, wer reinkam und ziemlich elend aussah?« Er warf ihr einen Blick zu. »Ben Crowther.«
    Was zum Teufel … »Ach ja?«, entgegnete sie und holte die Dose mit den Teebeuteln vom Regal.
    »Ja«, antwortete Browning. »Offenbar hatte er am Abend davor knusprige Ente mit allen Beilagen … und das hat er wirklich bereut.«
    Mit einem vielsagenden Blick auf Kershaws Brust griff er nach dem Nudelbehälter. Seine Augen funkelten bösartig. »Ja, er meinte, sie sei schon ein wenig abgehangen gewesen. Wenn er nicht hackedicht gewesen wäre, hätte er sie zurückgehen lassen.« Mit diesen Worten schlenderte er davon und ließ sie, den Teebeutel zwischen den Fingern baumelnd, stehen wie einen begossenen Pudel.
    Dieser dreckige, miese … Sie holte ihr Mobiltelefon heraus, um zu lesen, was Ben ihr in seiner SMS gestern Vormittag geantwortet hatte. »Ja, war toll. Sehen uns im Büro, Bxx.« Sie konnte keine versteckte Feindseligkeit darin entdecken – außer »Sehen uns im Büro« war als angedeutete Drohung gemeint. Sie zog einen Hautstreifen neben ihrem Daumennagel ab, bis es blutete. Was würde als Nächstes kommen? »Ich habe Natalie Kershaw gevögelt« als Graffito an der Klowand?
    Sie zwang sich zur Ruhe. Brownings Seitenhieb, Ben habe sie als »abgehangen« bezeichnet, war eine offensichtliche Böswilligkeit. Aber sie musste den Tatsachen ins Auge sehen – der kleine Perversling konnte nur wissen, dass sie mit Ben im Bett gewesen war, wenn der liebe Junge es im Pub an die große Glocke gehängt hatte.
    Janusz betastete die schwammige Beule an seinem Scheitel und beobachtete mit halb

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