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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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lassen.«
    Er richtete sich auf und ließ den Typen los, der eilig die Flucht ergriff. Dann drehte er das Wasser auf und wusch sich gründlich die Hände mit Seife. Stirnrunzelnd sah er in den Spiegel. Hatte Adamski hier mit Ekstaza gehandelt? Das hätte vieles erklärt. Zum Beispiel sein seltsames und unberechenbares Verhalten, Weronikas glasige Augen auf den schmutzigen Fotos, den plötzlichen Geldsegen, der sogar für einen BMW gereicht hatte, und auch seine Auseinandersetzung mit dem Türsteher.
    Janusz kehrte zu Justyna zurück und berichtete ihr, man habe ihm auf der Toilette Drogen angeboten. Er hoffte, sie würde anbeißen und bestätigen, dass Adamski ein Dealer war. Doch sie zog nur ausweichend eine Schulter hoch.
    »Als ich Student war«, sprach er weiter, »gab es außer Alkohol nur hin und wieder mal Gras, um sich zuzudröhnen. Ein Kumpel von mir hat angefangen, es auf dem Fensterbrett in seinem Zimmer zu züchten. Im Sommer wurden die Pflanzen richtig hoch. Aber eines Tages hat seine babcia Abendessen für die Familie gekocht, und dabei sind ihr die Kräuter ausgegangen.« Er blickte auf und stellte fest, dass sie erwartungsvoll lächelte.
    »Und so hat die alte Dame in dem Glauben, dass Tomeks Pflanze eine Art Petersilie war, alles zerkleinert und unter eine Schüssel voller Kartoffeln gemischt. Zum Glück war das Zeug nicht sehr stark. Jedenfalls hat er mir erzählt, dass die ganze Familie zu lachen anfing und nicht mehr aufhören konnte, als nach dem Essen die Nachrichten kamen und die Kommies den üblichen Mist meldeten, die Zielvorgaben in der Traktorenproduktion seien schon wieder übertroffen worden.«
    Justyna erwiderte seinen Blick. Beim Grinsen bekam sie Grübchen.
    »Wie dem auch sei, laut Tomek ist dieser Abend in die Familiengeschichte eingegangen«, fuhr Janusz fort. »Und immer wenn seine Eltern darüber sprachen, hieß es: ›Dieser Holunderwein war der beste, den Babcia je gemacht hat!‹ «
    Als sie beide zu lachen anfingen, war das Eis zwischen ihnen endlich gebrochen. Janusz nützte die Gelegenheit. »Aber in London kriegt man natürlich alles. Kokaina , Ekstaza und so weiter …«
    »Klar«, stimmte sie zu. »Wenn man ein verblödeter idiota ist.« Sie trank einen Schluck Saft. »Einer meiner Freunde zu Hause ist gestorben, weil er Leim geschnüffelt hat. Er war fünfzehn.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich Drogen genommen hätte, wäre ich wahrscheinlich längst tot, wie er – oder noch schlimmer, ich säße noch in Kattowitz fest.« Sie grinsten beide spöttisch. Der Scherz hatte die Generationenkluft übersprungen.
    »Du glaubst doch auch, dass Pawel etwas mit Drogen zu tun hat, oder?«, fragte er.
    Nach kurzem Zögern sah sie ihn an. »Ja, ich denke schon. Wie sonst sollte jemand wie er so viel Geld verdienen?«
    Janusz beschloss, Klartext zu reden.
    »Du weißt ja, dass Pani Tosik mich beauftragt hat, Weronika zu suchen«, sagte er, worauf Justyna kaum merklich nickte. »Mir ist klar, wie schwierig es für dich ist, schließlich möchtest du deine Freundin nicht verraten. Aber meiner Ansicht nach hast du recht mit deiner Befürchtung, dass dieser Typ sie in Gefahr bringen könnte.«
    Sie spielte mit ihrem Strohhalm herum und runzelte die Stirn.
    »Ich verlange auch gar nicht von dir, dass du deine Freundin hintergehst – gib mir einfach nur einen Tipp«, sagte er. »Es wäre hilfreich, wenn ich wüsste, wie Adamski sie dazu überreden konnte, einfach unterzutauchen.«
    Das Mädchen atmete tief ein und langsam wieder aus. Dann berichtete sie ihm mit leiser Stimme, Weronika habe sich vor zwei Wochen in ihrem Zimmer über dem Restaurant eingeschlossen, während Pani Tosik beim Friseur gewesen sei. Da Justyna den Verdacht gehabt habe, dass etwas nicht in Ordnung sei, habe sie immer wieder an die Tür geklopft und ihren Namen gerufen.
    »Endlich hat sie mich reingelassen«, sagte sie. »Sie hat vor Aufregung richtige Luftsprünge gemacht. Und dann habe ich den halb gepackten Koffer auf dem Bett bemerkt. Zuerst wollte sie mir nicht erzählen, was los war, da Pawel ihr das Versprechen abgenommen hatte zu schweigen.« Eine Falte entstand zwischen Justynas dunklen Augenbrauen. »Aber Nika konnte kein Geheimnis bewahren, und wenn es um ihr Leben gegangen wäre. Schließlich hat sie mir den Ring gezeigt, den sie an einer Kette um den Hals trug.«
    »Sie waren verlobt ?«, erkundigte Janusz sich ungläubig. Er hatte das Bild vor sich, wie Weronika im Tanga und mit glasigen Augen vor

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