Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
an, Philip behutsam zu entkleiden. Sie kamen ihrer Aufgabe schweigend und schnell nach. So als wären sie es gewohnt, den Ärzten auf diese Weise zur Hand zu gehen. Philip regte sich nicht, nicht einmal ein Stöhnen kam über seine Lippen.
    »Wie lange befindet er sich schon in diesem Zustand?«, wollte Amutef wissen.
    »Du meinst, seit wann er bewusstlos ist?«, fragte Lena.
    Der alte Arzt nickte.
    »Seit dem Aufbruch aus dem Wüstenlager.«
    »Das klingt nicht gut. Wenn seine Seele dem Körper zu lange fernbleibt, verliert sie die Bindung und besitzt nicht mehr genügend Kraft, ihn erneut zu beleben.«
    Die beiden Ärzte wandten sich nun der Wunde zu. Lena beobachtete, wie Amutef vorsichtig den Verband löste. Dann sagte er etwas zu Horeb, das Lena nicht verstand. Es war dieselbe Sprache, in der Tariq den Aufbruch befohlen hatte. Ob Philip die Worte wohl verstanden hätte? Said hatte etwas von einem koptischen Dialekt erwähnt. Said … wo war er eigentlich? Erst jetzt bemerkte Lena, dass ihr keiner der Gefährten gefolgt war. Von Thea hatte sie nichts anderes erwartet, und Bertram und die beiden Waffenknechte hielten sich für gewöhnlich strikt zurück. Aber Said? Warum hatte er den Freund in seinem lebensbedrohlichen Zustand allein gelassen? Er war doch selbst in der Heilkunde bewandert. Am liebsten hätte sie Horeb gefragt, doch sie wagte ihn nicht zu stören, denn soeben hörte sie Philip leise stöhnen.
    »Seine Seele ist noch bei ihm«, stellte Amutef erleichtert fest. »Und nun wollen wir dafür sorgen, dass sie bei ihm bleibt, damit er genügend trinkt. Er muss viel trinken.«
    Auf einmal schrie Philip laut auf. Lenas Herz drohte stehen zu bleiben. Was hatte man ihm angetan? Vergeblich versuchte sie, an den beiden Ärzten vorbeizuschauen. Philip stöhnte noch einmal, dann hörte sie ihn heftig keuchen. Horeb wandte sich zu ihr um und schob sie an Philips Lager.
    »Bleib bei ihm!«, befahl er.
    Lena ergriff Philips Hand und erkannte, dass er sie anzusehen versuchte. Sein Blick aber wirkte verschleiert, so als könne er nur Umrisse wahrnehmen, noch halb gefangen in der Welt der Dunkelheit.
    »Ich bin bei dir«, flüsterte sie. »Alles wird gut.« Noch während sie sprach, fiel ihr auf, dass er sie während des Sandsturmes mit den gleichen Worten beruhigt hatte. Der rote Staub haftete noch immer an ihrer Kleidung und auf ihrer Haut.
    »Bring ihn dazu, ausreichend zu trinken!«, verlangte Amutef. »Es wird ihm schwerfallen, deshalb nimm dies hier.« Er reichte ihr einen kleinen Lederschlauch mit einem schmalen Mundstück, mit dem auch ein Säugling hätte ernährt werden können.
    »Wird er wieder gesund?«
    »Das wird sich in einigen Tagen entscheiden«, entgegnete Horeb. »Bleib bei ihm, ich sehe später wieder nach ihm. Wenn du etwas brauchst, so sag Anuket Bescheid.« Er wies auf eines der beiden Mädchen. »Sie versteht genügend Arabisch, um deine Wünsche zu erfüllen.«
    »In welcher Sprache verständigt ihr euch untereinander?«
    »In der unserer Vorfahren. Ägyptisch.«
    »Said fühlte sich an das Koptische erinnert. Seid ihr Christen?«
    Ein stolzes Lächeln breitete sich auf Horebs Gesicht aus. »Wir sind die letzten Hüter des pharaonischen Wissens. Unser Glaube war schon machtvoll, lange bevor es den Gott der Juden, der Christen und Muslime gab. Warum sollten wir uns von unseren Göttern abwenden, wenn sie uns bislang beschützten?«
    Lena erstarrte. Es waren also wirklich Heiden. Echte Heiden. Sofort flammte die Sorge um ihr Seelenheil wieder auf. Durfte sie sich diesen Menschen anvertrauen? Durfte sie ihnen Philip überlassen? Andererseits – er würde sterben, wenn nichts unternommen wurde. Nur sein Körper , flüsterte eine innere Stimme. Seine Seele wäre gerettet. Aber wäre sie auch noch gefeit, wenn man ihn heidnischen Ritualen unterzöge? Was, wenn er trotz aller Fürsorge stürbe, dann aber ohne den Trost der Kirche? Was wären schon einige Jahre mehr auf Erden im Vergleich zu ewiger Verdammnis? Hör auf!, ermahnte sie sich. Gottes Wege sind unerforschlich. Und wenn er den Seinen Hilfe schickt, ganz gleich durch wen, dann ist es sein Wille.
    »Habe ich dich verschreckt?« Horeb sah ihr tief in die Augen. »Für euch, die ihr nur an einen Gott glaubt, muss es schwer sein, die Wahrheit zu erkennen. Wir glauben an viele Götter, und jeder von ihnen hält seine Hand über uns.«
    Götter? Nein, Götzen, dachte Lena bitter, doch sie schwieg. Sie wollte den Mann nicht beleidigen, der alles

Weitere Kostenlose Bücher