Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
dir unbekannten Fremden wird es wohl kaum aufwiegen, oder?«
Im Stillen zollte Thea Said Anerkennung für seine Worte. Er hatte den gleichen Plan wie sie. Möglichst viel herauszufinden, ohne Sethemhat offen anzugreifen. Nicht mit Worten und noch weniger mit Taten.
Zum ersten Mal flackerte Sethemhats göttliche Maske, ganz so, als fühle er sich durchschaut. Thea warf Lena einen Blick zu. Sie hätte zu gern gewusst, ob Philips Frau im Gesicht des Ägypters zu lesen vermochte.
»Ich stelle euch die Zimmerfluchten in diesem Teil des Palastes zur Verfügung«, erklärte Sethemhat statt einer Antwort. »Nehmt dies als Zeichen meines Wohlwollens euch gegenüber. Das ändert jedoch nichts an unseren Gesetzen.«
»An euren Gesetzen?« Lena ließ Philips Hand los und sah Sethemhat so unverwandt in die Augen, dass ein schwächerer Mann ihrem Blick vermutlich ausgewichen wäre. »Du glaubst doch selbst nicht an dein Gesetz. Du weißt, dass du ein Unrecht begehst, und der Schmerz darüber steht in deinen Augen geschrieben. Du tust mir leid.«
Thea beobachtete das kurze Zucken in Sethemhats Hand, so als wolle er sie zur Faust ballen, nur um sie wieder zu lösen. Wortlos wandte er sich um und ging.
»Was hast du in seinen Augen gelesen?«, fragte Thea.
»Seine Seelenflamme leuchtete hell und strahlend, bis er uns den Preis nannte. Danach war sie nur noch ein schwaches Glimmen. So schwach wie bei jenen, die großes Leid mit sich herumtragen.«
»Und was schließt du daraus?«
Lena hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Anfangs erschien er mir wie der unbesiegbare Herrscher dieser Welt. Doch das ist er nicht. Er muss sich an die Gesetze halten, ob er will oder nicht.«
»Er hat es also nicht gern getan.« Said neigte nachdenklich den Kopf. »Wäre ich an seiner Stelle, würde ich jetzt Bemerkenswert! sagen.«
Trotz ihres Kummers huschte ein leises Lächeln über Lenas Züge.
»Bemerkenswert …«, wiederholte Thea. »Ja, hier ist einiges bemerkenswert. Vor allem müssen wir mehr über diese Stadt und ihre Bewohner erfahren. Ich werde mich umsehen. Said, überbringst du Bertram und den Waffenknechten die bittere Nachricht?«
Der Araber nickte. »Ich werde ihnen sagen, dass sie ruhig bleiben sollen. Bis Philip gesund ist, können wir ohnehin nichts unternehmen. Und danach finden wir schon einen Weg nach Hause.«
Nach Hause … Die beiden Worte trafen Thea unerwartet heftig. Alle anderen hatten ein Zuhause, doch sie war heimatlos. Gestrandet in einer fernen Welt. Wohin sollte sie zurückkehren? Die Wälder ihrer Kindheit boten ihr keinen Schutz mehr. In Alexandria wäre sie auf die Gnade von Philips Familie angewiesen. Ihre Versuche, einflussreiche Verbündete und damit Macht zu gewinnen, waren gescheitert. Sie hätte auf Gundula hören sollen. Es war eine Narretei gewesen, Philip zu folgen. Nun hatte sie die Folgen ihrer Unbesonnenheit zu tragen. Gefangen in einer längst vergessenen Welt. Obwohl – war das wirklich so schlimm? Gewiss, es war eine Demütigung, aber was hätte sie wohl gesagt, wenn Sethemhat sie gebeten hätte, freiwillig in Djeseru-Sutech zu bleiben? Hätte sie dann Nein gesagt? Sie wusste es nicht.
37. Kapitel
D ie folgende Nacht war schrecklich. Lena wachte an Philips Seite, mochte ihn nicht aus den Augen lassen, während sein Körper glühte. Sie wandte kühle Wadenwickel an, um sein Fieber zu senken, wechselte mehrfach die durchgeschwitzten Laken, aber das alles nutzte wenig. Anuket blieb bei ihr und ging ihr hilfreich zur Hand.
Wiederholt schlug sie Lena vor, ein Bad zu nehmen und sich danach für eine Weile auszuruhen. Versprach ihr, weiter bei Philip zu wachen und sie sofort zu wecken, sofern es eine Veränderung gab. Doch Lena lehnte ab. Um nichts in der Welt wollte sie von Philips Seite weichen. Auch die Speisen, die Anuket ihr gebracht hatte, rührte sie nicht an. Die Sorge schnürte ihr den Magen zu. Selbst wenn sie etwas trank, musste sie mit Übelkeit kämpfen. Wenigstens nahm Philip jedes Mal einige Schlucke zu sich, wenn sie ihm den kleinen Schlauch an die Lippen setzte.
Als der Morgen graute, war Lena am Ende ihrer Kräfte, doch noch immer zu aufgewühlt, um selbst Ruhe zu finden. Philip wurde weiterhin vom Fieber geschüttelt. Wenn sie seine Hände ergriff, krampften sie sich fest um die ihren, so als wolle er sich mit ihrer Hilfe am Leben halten. Die Festigkeit seines Händedruckes erstaunte sie, doch sein Bewusstsein war nach wie vor weit fort.
Sie saß noch
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