Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
überrascht wie Anuket. »Woher hast du die Statuette?«
»Philip hat sie mir zur Hochzeit geschenkt. Sie befindet sich seit Generationen im Besitz seiner Familie«, wiederholte sie die Geschichte noch einmal.
Sethemhat reichte ihr den Schmuck zurück. »Philip stammt aus Alexandria, nicht wahr?«
Lena nickte.
»Bemerkenswert.« Er sagte nur dies eine Wort, nicht mehr.
»Was ist so bemerkenswert?« Thea trat einen Schritt vor und musterte Sethemhat mit forschem Blick. Obwohl er der Herrscher dieser Welt war, schien die Räuberin nicht die mindeste Hochachtung vor seinem Rang zu haben. Sethemhat antwortete nicht, sondern trat näher an Philips Lager und betrachtete dessen Gesicht.
»Wenn die alten Überlieferungen stimmen, gibt es einen gemeinsamen Ursprung«, sagte er schließlich. »Meine Dynastie herrscht seit mehr als tausendzweihundert Jahren in ununterbrochener Folge über Djeseru-Sutech. Vor rund tausendeinhundert Jahren verließ die älteste Tochter des damaligen Herrschers die Stadt, weil sie ihr Herz gegen den Willen ihres Vaters einem Römer geschenkt hatte. Sie lebten in Alexandria.«
Lena dachte an die steinernen Sarkophage, die Meret ihr gezeigt hatte. Meret Aquiliana, Maharet – und wie hatte der Mann noch geheißen? Pertinax, fiel ihr ein.
»Dieser Römer hieß Publius Aquilianus Pertinax, nicht wahr?«, fragte sie. »Ich habe seinen Sarkophag in Philips Haus in Alexandria gesehen.«
»Bemerkenswert«, wiederholte Sethemhat, ohne sich die geringste Regung anmerken zu lassen.
»Welch rührende Familienzusammenführung!«, spottete Thea. »Wie viele Ur … müsst ihr vor euren letzten gemeinsamen Großvater hängen?«
»Thea!«, zischte Lena, denn sie fürchtete, Sethemhat könne sich gekränkt fühlen. Doch der lachte. »Es sind alte Überlieferungen und Legenden. Keiner weiß, wie viel Wahrheit darin steckt.«
»Also kein Preisnachlass für entfernte Verwandte?« Thea musterte Sethemhat mit keckem Augenaufschlag.
Die Veränderung war erschreckend. Hatte er zunächst noch gelacht, so wirkte er auf einmal sehr ernst, beinahe kalt.
»Manche Preise müssen in voller Höhe entrichtet werden«, sagte er.
»Dann solltest du ihn endlich nennen!« Auch Theas Augen blitzten mutwillig.
»Wie du willst. Es ist ohnehin kaum von Belang, ob ihr es früher oder später erfahrt. Das Gesetz unseres Volkes besagt, dass ein Fremder, der einmal seinen Fuß über die Grenzen unserer Stadt gesetzt hat, Djeseru-Sutech nie mehr verlassen darf.«
36. Kapitel
W as soll das heißen?« Thea verschränkte die Arme vor der Brust. »Willst du uns etwa einsperren?«
Sethemhat hielt ihrem Blick unbeeindruckt stand. »Das liegt nicht in meiner Absicht. Ihr könnt euch frei in der Stadt bewegen. Nur verlassen dürft ihr sie nicht.«
»Wie willst du uns daran hindern?«
»Es gibt nur einen Weg aus Djeseru-Sutech hinaus. Und der wird Tag und Nacht bewacht. Ich warne euch davor, entkommen zu wollen. Die Wächter würden nicht zögern, euch gewaltsam zurückzuhalten.«
Thea wandte sich zu Said und Lena um. Saids Miene blieb undurchdringlich. Lenas Gesicht hatte jede Farbe verloren, aber vielleicht war sie schon während der ganzen Zeit aus Sorge um Philip so blass gewesen.
Sie sollten diese Stadt also nie mehr verlassen dürfen. Nie mehr … Die Botschaft hatte Theas Verstand erreicht, aber nicht ihr Herz. Es war unvorstellbar. Einfach lächerlich. Aber kein Grund, Sethemhat offen den Krieg zu erklären. Solange Philip zwischen Leben und Tod schwebte, waren ihnen ohnehin die Hände gebunden. Erst wenn sich Philips Schicksal entschieden hatte, konnten sie weitere Pläne schmieden. Thea glaubte, in Saids Augen dieselben Überlegungen zu lesen. Ruhig bleiben und kein vorschneller Angriff, der die Lage nur verschlimmert hätte!
Lena hielt Philips Hand und ließ dabei Sethemhat nicht aus den Augen. Ob sie wohl versuchte, seine Seelenflamme zu erkennen? Thea wusste noch immer nicht so recht, was sie von Lenas Gabe halten sollte.
»Ich verstehe nicht, was du davon hast«, sagte Said. Seine Stimme klang erstaunlich ruhig, beinahe beiläufig. »Unsere Freiheit im Tausch gegen Philips Leben. Wie willst du uns jemals trauen?«
»Muss ich das?«, lautete die Antwort.
»Du hast uns in deine Stadt gebracht, verlangst, dass wir den Rest unseres Lebens hier verbringen. Dir muss doch klar sein, dass wir auf Flucht sinnen und dir womöglich Schwierigkeiten bereiten. Warum gehst du dieses Wagnis ein? Das Leben eines
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