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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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so an seinem Lager, als Horeb und Amutef beim ersten Morgenlicht erschienen.
    »Er hat die Nacht überstanden«, berichtete Anuket den Ärzten. »Aber das Fieber verbrennt ihn.«
    »Wir werden etwas versuchen, um das Fieber zu senken«, erklärte Horeb. Dann sah er Lena an. »Trittst du bitte zur Seite?«
    Lena folgte der Aufforderung. »Was habt ihr vor?«
    Amutef zog einen kleinen Tiegel aus dem Beutel an seinem Gürtel. »Die Kraft, die ihn verbrennt, muss von einer stärkeren Kraft bezwungen werden.«
    Horeb löste behutsam den Verband von Philips Wunde. Diesmal konnte Lena einen Blick auf die Verletzung werfen. Der Stich selbst war nicht sonderlich groß, gerade die Breite einer sarazenischen Säbelklinge. Doch die Wundränder waren stark angeschwollen, Sekret und Eiter mischten sich mit Blut und sickerten aus der Öffnung.
    Amutef zog einen kleinen Löffel mit langem Stiel aus seinem Beutel, öffnete den Tiegel und entnahm ihm eine großzügige Portion einer übel riechenden hellgrünen Paste.
    Lena rümpfte die Nase. »Was ist das?«, wollte sie wissen, doch die Ärzte antworteten ihr nicht. Amutef führte den Löffel mit der Salbe tief in Philips Wunde ein. Philip stöhnte. Dreimal wiederholte der Arzt die Prozedur.
    »Das müsste reichen«, sagte er. »Alles Übrige liegt nun bei den Göttern.«
    Bei den Göttern! Heidnischer Aberglaube! Wie sollte Philip Genesung erfahren, wenn diese Menschen Götzen anbeteten? Und sollte eine stinkende Salbe ihm wirklich Hilfe bringen? Lenas Hände ballten sich zu Fäusten, doch sie behielt ihre Gefühle für sich. Hab Gottvertrauen!, mahnte sie sich. Gottes Wege sind vorherbestimmt, und er macht jene zu seinen Werkzeugen, die er für würdig erachtet, ganz gleich, ob sie Götzen anrufen oder nicht.
    Kurz nachdem die beiden Ärzte wieder gegangen waren, erschien Said.
    Sein erster Blick galt Philip, sein zweiter Lena.
    »Du bist völlig erschöpft«, stellte er fest. »Ruh dich aus, ich wache bei ihm.«
    »Ich kann nicht«, antwortete Lena. Sie hatte wieder an Philips Bett Platz genommen und hielt seine rechte Hand.
    Said betrachtete die unberührten Speisen, die Anuket Lena vergeblich angeboten hatte. »Dann solltest du zumindest etwas essen. Du hilfst Philip nicht, wenn du fastest.«
    »Begreif doch, ich kann nicht!«, fuhr sie ungewollt heftig auf. »Ich bekomme keinen Bissen hinunter!«
    »Verzeih, ich wollte dir keine Vorhaltungen machen. Aber ich sorge mich um dich.«
    »Mir geht es gut. Zwei, drei Tage ohne ausreichenden Schlaf und Appetit bringen mich nicht um.«
    »Aber vielleicht möchtest du trotzdem die Kleidung wechseln.« Sein Blick blieb an dem roten Staub hängen, der noch immer in jeder Faser ihres Burnus zu haften schien, obwohl sie ihn sorgfältig ausgeschüttelt hatte. »Ich glaube nicht, dass sich in der nächsten Stunde an Philips Zustand etwas ändert. Und wenn, dann hole ich dich sofort.«
    Erst zögerte Lena, doch als Said nach Philips linker Hand griff und dieser sie ebenso fest umklammerte wie die ihre, nickte sie. Wenn es einen Menschen gab, dem Philip so wie ihr vertraute, dann war es Said.
    »Anuket, du hattest mir vorgeschlagen, ein Bad zu nehmen. Wo kann ich das tun?«
    »Ich führe dich und besorge dir auch frische Kleidung«, sagte das Mädchen eifrig. Da erst fiel Lena auf, dass Anukets Augen von dunklen Schatten umgeben waren. Natürlich, sie hatte genauso lange gewacht wie Lena, an ihrer Seite ausgeharrt und ihr Leid zu lindern versucht.
    »Du solltest dich danach auch ausruhen, Anuket. Said wird mir zur Hand gehen.«
    »Ich werde wachen, solange du wachst.«
    Auf einmal fühlte Lena sich tief beschämt. Eben noch hatte sie über Götzendiener und Heiden nachgesonnen und sie insgeheim verachtet. Dabei hatte sie kein Recht dazu. Was hätte Philip gesagt? Gott wird die Menschen an ihren Taten messen, nicht an ihrem Bekenntnis. Worte, so ungeheuerlich, dass Lena erschrocken war, als er sie zum ersten Mal in ihrer Gegenwart ausgesprochen hatte. So redeten Ketzer und Ungläubige. Aber inzwischen wusste sie um die Wahrheit, die sich dahinter verbarg. Die Seligpreisungen der Bergpredigt kamen ihr in den Sinn. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Und war Anuket nicht ein Vorbild an Barmherzigkeit?
    »Soll ich dich ins Bad geleiten?« Anukets Frage riss Lena aus ihren Betrachtungen.
    »Ja, bitte. Und dann ruhen wir uns beide aus.«
    »Sei unbesorgt!«, beschwor Said Lena noch einmal. »Ich hole dich sofort, wenn es

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