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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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aus ihm selbst werden? Thea hatte von einem engen Verlies auf der Barke gesprochen. Sie hatte ihren Folterknecht überlistet und getötet. Aber ihre Hände waren nicht gefesselt gewesen, und sie hatte ein Messer bei sich gehabt. Ob er sich in derselben Kammer befand, aus der sie geflohen war?
    Ungewollt schob sich die Erinnerung an Constantins verstümmelten Leib in sein Gedächtnis. Khalil hatte nichts von Constantin erfahren wollen. Es war ihm nur ums Quälen und Töten gegangen. Said schluckte trocken. Er hatte Khalil seinerzeit von hinten niedergestochen, um Philip zu retten. Gab es Schlimmeres als die Martern, die man Constantin angetan hatte? Falls es noch grausamere Foltern gab, hatte Khalil sie sich gewiss für ihn aufgespart.
    Hör auf!, mahnte er sich. Bleib ruhig! Nur ruhig bleiben. Es gibt immer einen Ausweg.
    Noch während er seiner Furcht Herr zu werden versuchte, wurde die Tür zu seinem Gefängnis aufgerissen. Ein Lichtstrahl traf ihn, so hell, dass er die Gesichter der beiden Männer zunächst kaum erkennen konnte, nur ihre groben Hände an seinem Leib spürte. Sie zerrten ihn auf die Füße und zogen ihm mit Gewalt das Hemd herunter. Ihm war, als stünde er neben sich, unfähig zur kleinsten Bewegung. Nicht nur deshalb, weil er gefesselt war und zwei Gegnern gegenüberstand – zum ersten Mal im Leben spürte er, wie die Furcht seinen Körper lähmte. Furcht, die ihm schlimmste Schreckensbilder vorgaukelte. Einen verstümmelten Leichnam. Den verstümmelten Leichnam eines Mannes, der Khalil nichts angetan hatte, der ihm keinen Säbel in den Rücken gerammt hatte.
    Hör auf!, ermahnte er sich erneut, während die beiden Männer ihn aus der Zelle stießen. Sei kein verdammter Feigling!
    Die Männer lösten ihm die Fesseln, aber nur um ihm die Hände vor dem Leib zusammenzubinden und sie dann hoch über dem Kopf an einen Balken zu fesseln. Said erkannte dunkle Flecken auf den Planken zu seinen Füßen. Getrocknetes Blut …
    Die beiden Männer gingen, er war wieder allein. Ein Öllämpchen spendete ein schwaches Licht. Ja, dies musste die Folterkammer sein, von der Thea erzählt hatte. Said schloss die Augen, atmete tief durch, versuchte das aufsteigende Entsetzen zu bannen, der schleichenden Furcht zu trotzen. Ganz gleich, was geschehen mochte, er wollte Khalil seine Angst nicht zeigen.
    Augenblicke vergingen, die in Saids Empfinden zu Stunden wurden. Vermutlich gehörte dies alles zu Khalils heimtückischem Plan, ihn zu quälen. Nun gut, dachte Said. Am Warten ist noch niemand gestorben. Je länger niemand kommt, umso besser. Meine Familie wird mich schon vermissen und nach mir suchen.
    Er versuchte die Handgelenke in den Fesseln zu bewegen. Vergeblich, die Stricke umklammerten ihn so fest, dass sie ins Fleisch schnitten.
    Schritte auf dem Deck über ihm, die Luke wurde aufgeschoben, jemand stieg die Leiter herab. Said unterdrückte den Wunsch, den Kopf zu wenden und dem Ankömmling entgegenzuzusehen.
    »Er ist es also tatsächlich!«
    Khalil! Obwohl Said damit gerechnet hatte, traf ihn das Erscheinen seines Feindes wie ein körperlicher Schlag. Die Bilder von Constantins Leichnam drohten ihn zu überwältigen. Bleib ruhig! Zeig dem Hund keine Furcht!
    Khalil schritt langsam um seinen Gefangenen herum. Hinkte er ein wenig? Dann blieb er unvermittelt stehen, so dicht, dass Said seinen Atem im Gesicht spürte.
    »Said al-Musawar, Philips bester Freund. Ich fühle mich geehrt, dass du meine Gastfreundschaft so bereitwillig angenommen hast.« Khalil lächelte böse.
    Philip hätte gewiss eine passende Antwort gewusst. Auch Said lagen boshafte Worte auf der Zunge, aber er schluckte sie hinunter. Es brachte nichts, den Feind zu reizen. Je länger er unversehrt blieb, umso besser. Hier galt es nur noch Zeit zu gewinnen.
    »So schweigsam? Dein Freund Philip hätte längst die erste Unverschämtheit ausgestoßen, da bin ich mir sicher.«
    Said unterdrückte weiterhin jede Antwort.
    »Oder hat dir die Furcht die Sprache geraubt?«
    »Ich bin nur höflich und wollte abwarten, was du mir zu erzählen hast«, entgegnete Said, dankbar, dass seine Stimme ruhig blieb.
    »Was ich dir zu erzählen habe?« Khalil lachte. »O ja, ich könnte dir so manches erzählen. Du möchtest also ein wenig plaudern?«
    »Wir haben uns schließlich lange nicht gesehen.«
    »Das liegt vermutlich an deiner Vorliebe, Menschen von hinten anzugreifen.«
    Said zuckte innerlich zusammen. Er hätte den Mund halten sollen. Andererseits

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