Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
dreißig gebetet.«
»Nun, dann ist doch alles wieder gut, nicht wahr?« Philip klopfte Bertram auf die Schulter.
»Ihr versteht nicht, was ich meine! Auf mir lastet ein Fluch.«
Philip sah Lena an. Sie bemerkte, dass er zunehmend die Geduld mit seinem Knappen verlor.
»Bertram«, sagte sie sanft, »vielleicht sollten wir uns später einmal in Ruhe über den Fluch unterhalten. Möglicherweise kann ich dir helfen.«
Der Junge senkte den Blick, sagte aber nichts mehr.
Die Al-Kabîr war ein schönes Schiff, wenngleich etwas kleiner und zierlicher als die Windsbraut . Ein wenig vermisste Philip Godfryds ruhige, gelassene Art, allen Widrigkeiten zu trotzen. Aus Erfahrung wusste er, dass Mustafa das genaue Gegenteil des deutschen Kapitäns war. Aufbrausend, redselig, manchmal sogar ein wenig pathetisch. Dennoch hatte der Ägypter das Herz auf dem rechten Fleck und war in schwierigen Lagen ein verlässlicher Partner.
Schwierige Lagen … Unwillkürlich dachte Philip an Thea. Er musste mit ihr reden. Es ging nicht an, dass sie seinen Knappen derartig aus der Fassung brachte, auch wenn Bertram ein wenig übertrieb. Philip erinnerte sich daran, wie er seine Unschuld verloren hatte. Er war etwa in Bertrams Alter gewesen. Vielleicht war er ebenfalls ein Opfer gewesen, aber er hatte sich nicht so gefühlt. Alida war gut zehn Jahre älter als er und hatte den Ruf, ihrem alten Gatten, der längst taub und senil war, zuweilen Hörner aufzusetzen. Sie suchte sich die Liebhaber aus, und nachdem ihr Blick auf Philip gefallen war, hatte er keine Möglichkeit gesehen, ihren Fängen zu entkommen. Und das hätte er auch gar nicht gewollt. Alida war eine wunderbare Frau, die er auch in den kommenden Jahren immer wieder gern besucht hatte. In gewisser Weise glich sie Thea. Allerdings war sie nie darauf bedacht gewesen, ihre Liebhaber wie willenlose Sklaven zu beherrschen.
Thea stand an der Reling und betrachtete das Treiben im Hafen.
»Ich muss mit dir sprechen«, sagte er.
»So ernst, schöner Mann?«
Philip schluckte. Es war lange her, dass sie ihn so genannt hatte. Diese Worte hatten zum Vorspiel ihrer leidenschaftlichen Begegnungen gehört.
»Was hast du mit Bertram angestellt?«
Sie lächelte. »Das solltest du doch am besten wissen.«
»Du hast ihn gegen seinen Willen verführt.«
»So? Ich wusste gar nicht, dass sich Männer gegen ihren Willen verführen lassen.«
»Warum Bertram?«
»Nun, wenn der Ritter nicht zur Verfügung steht, dann muss eben der Knappe ran.« Sie zwinkerte ihm zu.
»Du wusstest ganz genau, wie verzweifelt Bertram gegen die Versuchung ankämpfte. Es war nur ein Machtspiel, nicht wahr?« Er funkelte sie zornig an.
»Ja, steinigt mich, ich habe eine Jungfrau geschändet!«, rief Thea pathetisch aus. »Meine Güte, was hast du für einen Jämmerling als Knappen!«
»Halt dich das nächste Mal an Witold oder Rupert, wenn du wieder gewisse Bedürfnisse hast. Die würden sich freuen.«
»Bin ich etwa eine Hure, die du an deine Waffenknechte vermieten darfst?«, fauchte sie.
»Wieso? Von Bezahlung war nicht die Rede.«
»Mistkerl!« Sie wollte ihm ins Gesicht schlagen, doch Philip war schneller und hielt ihre Hand fest.
»Versuch es gar nicht erst!«, mahnte er sie. »Du weißt, ich bin stärker.«
Ihre Augen blitzten, ganz offensichtlich überlegte sie, ob sie ihm einen Tritt verpassen sollte oder nicht. Doch sie beherrschte sich. Vermutlich wollte sie sich die Demütigung ersparen, ihm zu unterliegen. Sie riss die Hand los und ließ ihn wortlos stehen.
Lena war derweil Bertram unter Deck gefolgt. Der Junge hätte sich wohl am liebsten in einer dunklen Ecke verkrochen, blieb aber stehen, als er sah, dass Lena ihm nachgeeilt war. Der Laderaum war deutlich enger als der Bauch der Windsbraut, und es gab kaum Platz für eine ungestörte Unterhaltung. Witold und Rupert kümmerten sich ums Gepäck und um die Pferde, zwei ägyptische Seeleute waren noch mit dem Festzurren der Waren beschäftigt. Da entdeckte Lena im hintersten Winkel des Laderaumes mehrere Taurollen, die als Sitzgelegenheiten geeignet schienen.
»Komm, Bertram!«, bat sie den Jungen. Er blieb unsicher, wollte sich zunächst nicht zu ihr setzen. Erst als sie ihn nochmals ansprach, folgte er ihrer Aufforderung.
»So, und nun erzählst du mir, warum angeblich ein Fluch auf dir lastet.« Sie suchte seinen Blick, doch er senkte die Lider. Natürlich, er wusste um ihren Ruf, in den Augen der Menschen die Seelenflamme zu erkennen.
»Ihr
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