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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Sonnenschein. Schon von Weitem erkannte Philip den großen Leuchtturm, der über dem Hafen thronte. Oft hatte er sich gefragt, wie der Turm wohl ausgesehen haben mochte, bevor Erdbeben und Stürme ihn im Lauf der Jahrhunderte seiner Pracht beraubt hatten. Es hieß, einst sei er doppelt so hoch gewesen, und sein Feuer habe bereits vor mehr als tausend Jahren das Meer bis zu den griechischen Inseln erleuchtet. Geblieben war ein baufälliges Mahnmal der Vergänglichkeit. Und doch hatte Philip bei diesem Anblick das Gefühl, nach Hause zurückzukehren.
    Lena stand neben ihm und betrachtete staunend das breite Hafenbecken und die vielen Schiffe aus aller Herren Länder, die hier vor Anker lagen. Koggen, venezianische Galeeren, Dromonen, einfache Segler. Sogar eine Dhau, die eigentlich nur für die Flussschifffahrt geeignet war.
    Möwen schwärmten über die Köpfe der Menschen hinweg, fanden auf den Fischerbooten leichte Beute. Schiffe wurden beladen und entladen. Am erstaunlichsten aber war das Stimmengewirr, das durch den Hafen schwirrte. Hier mischten sich die Sprachen aller Länder, auch wenn das Arabische vorherrschte. Und ebenso sahen die Menschen höchst unterschiedlich aus. Männer, schwarz wie das Pech, mit dem die Schiffe abgedichtet wurden, drängten sich an olivhäutigen Arabern und Fußgängern in italienischer Tracht vorbei. Vereinzelt leuchtete sogar ein blonder Schopf aus der Menge hervor, vor allem in der Nähe der großen Koggen.
    Auf ihrer Reise hatten sie in vielen Häfen angelegt, aber keiner konnte sich mit dem von Alexandria messen. Fast schien es Philip, als sei diese Stadt der Nabel der Welt.
    »Du hattest recht«, hörte er Lena sagen. Sie hatte beide Hände auf die Reling gelegt. »Es ist lauter als in Marbilha. Und viel größer.«
    »Gefällt es dir hier?« Er legte seine Rechte über die ihre. Sie wandte ihm das Gesicht zu. Das Strahlen ihrer Augen war Antwort genug. »Ich finde es wundervoll. Ich habe versucht, mir diesen Ort in meinen Träumen vorzustellen, aber die Wirklichkeit übertrifft alles.«
    Die Al-Kabîr ging am Rand des Hafenbeckens vor Anker. Mustafa befahl, das Beiboot zu Wasser zu lassen, dann stieg er ein, und zwei seiner Männer ruderten ihn an den Kai.
    »Warum legen wir nicht an?«, wollte Lena wissen.
    »Du siehst, wie voll der Hafen ist und wie begehrt die wenigen Landeplätze sind. Mustafa muss erst bei der Hafenmeisterei vorsprechen, um einen Liegeplatz zu bekommen. Natürlich gegen ein kleines Bakschisch.« Philip machte mit der rechten Hand die Geste des Geldzählens.
    Anscheinend fiel das Bakschisch üppig genug aus, denn Mustafa kehrte schon bald zurück, und die Al-Kabîr durfte anlegen.
    Inzwischen hatten sich alle an Deck versammelt und verfolgten das Anlegemanöver. Rupert und Witold waren ebenso begeistert wie Lena, Bertram hielt sich eher im Hintergrund. Er wirkte noch immer sehr in sich gekehrt. Philip wusste, dass Lena bislang nicht herausgefunden hatte, was zwischen dem Jungen und Ritter Hermann vorgefallen war. Indes zweifelte er nicht daran, dass sie das Geheimnis lösen und Bertram seinen Seelenfrieden zurückgeben würde. Mehr Sorgen bereitete ihm Thea. Seit er sie zur Rede gestellt hatte, wich sie ihm aus. Doch dann und wann spürte er noch ihre Blicke. Nur waren die nicht mehr verlangend, und es lag auch kein mutwilliges Blitzen mehr darin, das seiner fleischlichen Schwäche galt. Nein, diese Blicke waren von völlig anderer Art. Fast so, als beobachte ein Jäger ein Wild, bevor er seinen Pfeil zum tödlichen Schuss von der Sehne lässt.
    Philip schüttelte den unangenehmen Gedanken ab. Mit Thea würde er sich später befassen. Jetzt wollte er sich ganz der Freude hingeben, endlich heimgekehrt zu sein. Said stand neben ihm.
    »Wir sind wieder zu Hause!«, rief Philip und klopfte Said auf die Schulter, doch der Araber blieb seltsam ernst.
    »Ich bin zu Hause. Du hast dir eine andere Heimat gewählt.«
    Mit einem Schlag erlosch Philips Glücksgefühl. Warum musste Said ausgerechnet in diesem Augenblick damit anfangen?
    »Es ist immer noch meine Heimat«, fuhr er seinen Freund heftiger als beabsichtigt an. »Genau wie Burg Birkenfeld. Oder willst du mir zum Vorwurf machen, dass ich das Kind zweier Welten bin?«
    »Nein, natürlich nicht.« Said hob beschwichtigend die Hände. »Es tut mir leid.«
    Philip schwieg. Er wusste, was Said zu der bissigen Bemerkung verleitet hatte. Der Araber fürchtete genau wie er selbst den Zeitpunkt, da sie sich endgültig

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