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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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stieg nach unten und fragte Amnet, ob das Bad schon beheizt sei.
    »Ja, Herrin«, antwortete die Magd. »Aber es ist besetzt.«
    »Wer ist dort?«
    »Said.«
    Said! Sophias Hände krampften sich in den Stoff der Badetücher. Ohne es zu wollen, stellte sie sich vor, wie das warme Wasser an seinem Körper hinabrann, seine Muskeln nachzeichnete. Sie hatte ihn vor langer Zeit schon einmal im Bad gesehen. Er hatte es nicht bemerkt, und sie war schnell wieder davongelaufen. Die Gefühle, die sein Anblick in ihr ausgelöst hatte, waren zu verwirrend gewesen. Damals war sie zwölf gewesen, er achtzehn. Aber seit jenem Tag hatte sie sich immer wieder daran erinnert, wie das Wasser über seinen Oberkörper geperlt, an den Rückenmuskeln entlanggelaufen war, bis hin zu … Sophia schluckte.
    »Danke, Amnet«, sagte sie. »Ich komme später wieder.«
    Die Magd nickte gleichgültig und kehrte in den kleinen Raum mit den Heizkesseln zurück, für die sie zuständig war. Sophias Blicke streiften sehnsüchtig die Tür zum Bad. Wenn sie hineinhuschte, würde es niemand bemerken. Nur Said …
    Und dann? Theas Worte kamen ihr in den Sinn. Vor Gott ist er schon dein Mann. Vielleicht war es ein Fingerzeig des Herrn, dass sie ihn hier und jetzt antraf, ohne es darauf angelegt zu haben. Er wird nichts Unrechtes tun, dachte sie bei sich. Wenn er meint, dass es unrecht ist, wird er mich schon zurückhalten. Und wenn er es nicht tut, dann hat er mich als sein Weib erkannt. So wie er es mir schon lange zuvor geschworen hat.
    Leise öffnete sie die Tür und trat ein. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, es sei überdeutlich zu hören.
    Said bemerkte nichts. Er lag im größten Becken, das er ebenso wie Philip bevorzugte, und hatte der Tür den Rücken zugewandt. Auf einer Holzbank lagen seine Kleidung und zwei Badetücher. Sophia atmete noch einmal tief durch. Sollte sie es wirklich wagen? Es widersprach allem, was sie jemals gelernt hatte, und doch wünschte sie sich genau das. Mehr als alles andere. Seit sie Said im Bad gesehen hatte und verschüchtert geflohen war. Doch damals war sie noch ein Kind gewesen. Inzwischen war sie kein Kind mehr. Theas Worte hatten ihre Lust geweckt, ihr den Mut gegeben, sich ihre geheimsten Wünsche einzugestehen. So lange schon. Sie wollte Said. Sie wollte ihn auf der Stelle. Wollte alle Welt zwingen, ihn als ihren Gatten anzuerkennen, ganz gleich, was ihre Mutter, ihr Großvater oder die Priester sagten. Thea hatte recht. Wie konnte ein Geschenk Gottes Sünde sein? Sie legte ihre Badetücher auf die zweite Holzbank, schlüpfte lautlos aus ihren Kleidern und schlich auf das Badebecken zu, in dem Said noch immer ahnungslos ruhte. Eigentlich hätte sie vor Scham und Furcht vergehen müssen, doch das Gegenteil war der Fall. Sie sehnte sich danach, Said zu berühren, seine Haut zu streicheln, ganz so, wie Thea es nur wenige Stunden zuvor beschrieben hatte. Nie mehr würde sie darauf warten, dass andere Entscheidungen für sie trafen. Sie hatte die Stärke in Thea gespürt, die Macht einer Frau, die sich nahm, was sie wollte.
    Der ganze Zorn, der Schmerz und die Furcht der letzten Tage verwandelten sich plötzlich in eine Entschlossenheit, die jede Unsicherheit hinwegfegte.
    Als sie ins Bad stieg, fuhr Said herum. Starrte sie mit großen Augen an. Seine Blicke verharrten etwas zu lange auf ihren nackten Brüsten, ehe er die Lider senkte. »Sophia, was willst du hier?«, keuchte er.
    »Baden.« Sie lächelte ihn an und stieg noch tiefer ins Wasser. Er zog sich hastig zurück.
    »Das ist ganz und gar unpassend. Bitte geh, ehe uns jemand entdeckt!«
    Einen Moment lang war Sophia verunsichert. Sollte sie auf ihn hören? Andererseits klangen seine Worte eher halbherzig, und seine Augen verrieten etwas anderes als sein Mund.
    »Warum?« Sie glitt unter die Wasseroberfläche und näherte sich ihm. Er wich so weit zurück, dass seine Schultern gegen den Beckenrand stießen.
    »Das weißt du doch genau! Was wird dein Großvater sagen, wenn er erfährt, dass du hier bist?«
    »Das ist mir gleich.« Sie legte Said beide Hände auf die Schultern. Sein Zaudern nahm ihr jede Furcht. »Said, wir haben lange genug gewartet. Mein Großvater weiß, was ich will. Und Guntram wird mich nicht mehr heiraten, wenn ich keine Jungfrau mehr bin.«
    »Aber doch nicht hier und jetzt!« Said entwand sich ihrer Umarmung. »Sophia, das ist unmöglich! Wir würden alles zerstören.«
    »Nein. Indem wir warten, zerstören wir alles.«

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