Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Moira nur dann, wenn der Sheriff ihr eine direkte Frage stellte. Sie war durch den körperlichen und emotionalen Schmerz wie betäubt. Das Einzige, was sie wollte, war, nach Italien zurückzukehren, nach St. Michael, ihrem Zufluchtsort, um ihre Wunden zu lecken.
Doch das konnte sie natürlich nicht – und nicht nur, weil der Sheriff ihren Pass einbehalten hatte. Die Zeit des Weglaufens war vorbei. Ihre Mutter weilte hier in Santa Louisa, und Moira musste sie aufhalten. Fiona hatte in ihrem Leben Fürchterliches getan. Entführung, Folter, Mord. Eine schier endlose Kette, und alles nur aus Gier nach Macht. Macht erzeugte Macht – und je mehr Fiona die dunklen Kräfte beherrschte, desto mehr Macht wollte sie.
Doch nicht nur ihr Verlangen nach Macht trieb Fiona und andere Zauberer an. Auch der Wissensdurst, der nie gestillt werden konnte. Einmal auf den Geschmack der unbegrenzten Möglichkeiten gekommen, wuchs das Bedürfnis nach mehr ins Unermessliche und ließ bis ans Lebensende nicht mehr nach. Außerdem stellte der Tod für Fiona lediglich ein vermeidbares Hindernis dar, war die goldene Trophäe, eine Halbgöttin zu werden, doch in Reichweite gelangt.
Moira musste sich Fiona in den Weg stellen. Sie nahm es in Kauf, sterben zu müssen – sie verdiente es –, doch würde sie Fiona mit in den Tod reißen. Ausgleichende Gerechtigkeit.
Wenn sie aber noch einmal überraschend gefasst und eingesperrt werden würde, würde sie auf keinen Fall mehr lange genug leben, um ihre Mutter auszuschalten. In Freiheit konnte sie
sich schützen, aber in einer Zelle – da war sie leichte Beute. Sie würde dafür sorgen, dass dies nie wieder passierte.
Skye fuhr auf den Parkplatz des Motels. »Vielen Dank fürs Bringen«, sagte Moira und fasste nach dem Türgriff.
»Sie haben mir keine einzige Sekunde lang zugehört.«
»Ich habe Kopfschmerzen, und auch ansonsten war mein Tag ganz schön mies. Ich verspreche Ihnen, nirgendwo hinzugehen. Abgesehen davon haben Sie meinen Pass.«
»Was hat sie Ihnen angetan?«, wollte Skye wissen.
»Das würden Sie mir sowieso nicht glauben. Das Beste ist, Sie gehen mir einfach aus dem Weg.«
Skye stellte den Motor ab und wurde zornig. »Wissen Sie, wenn ich eins nicht leiden kann, dann sind es Drohungen!«
»Ich versuche hier nur, Ihren Allerwertesten zu retten. Fiona wird Sie in Ruhe lassen, solange Sie nicht versuchen, sie daran zu hindern, das zu bekommen, was sie will. Sie weiß zwar nicht, welche Tricks Anthony aus dem Ärmel ziehen kann, aber auf eins können Sie Gift nehmen: Sie weiß, dass zwischen Ihnen und Anthony etwas läuft, und das wird sie gegen Sie verwenden, wenn sie kann!«
Skye wurde kreidebleich. »Ich bin doch nicht – ich meine, es ist …«
»Schon gut.«
»Ich werde es nicht zulassen, dass irgendjemand Anthony etwas antut oder mit Mord davonkommt!«
»Das verstehen Sie nicht.«
»Verdammt noch mal, ich hasse es schon, wenn Anthony das sagt, aber wenn Sie es sagen, hasse ich es wirklich! «
»Wie haben Sie Anthony kennengelernt?«, fragte Moira.
»Wissen Sie, was in der Mission passiert ist?«
»In Santa Louisa de los Padres? Natürlich. Da hat zuerst jemand die Priester umgebracht und dann sich selbst. Wahrscheinlich war er von einem Dämon besessen.«
»Dahinter steckt wohl eher Gift. Die Priester wurden vergiftet. Es gab nur einen Überlebenden, Anthonys Freund Rafe Cooper. Kennen Sie ihn?«
Rafe Cooper. Raphael Cooper?
Moira zuckte mit den Schultern und verbarg ihr Interesse. »Nicht persönlich.«
Natürlich hatte sie von ihm gehört. Er stammte von St. Michael. Sie schaute hinüber zu ihrem Motelzimmer. Es war dunkel.
Sie hatte Licht angelassen.
Sie sah sich unauffällig auf dem Parkplatz um. Jared. Sein Pick-up stand auf der anderen Seite. Hatte er Lily gefunden? Moira hoffte es … so wie sie hoffte, dass er tatsächlich auf sie gehört und seine Freundin hierhergebracht hatte.
Moira brannte darauf, in ihr Zimmer zu gehen, wusste aber nicht, ob sie dem Sheriff wirklich vertrauen konnte. Fiona hatte in dem Telefonat, das sie geführt hatte, während sie Moira quälte, einen Tipp bekommen, dass der Sheriff auf dem Weg war. Von wem? Einem Polizisten?
»Wo ist Anthony denn jetzt?«, erkundigte sie sich.
»Er forscht nach.«
Moira musste lächeln. Manches änderte sich nie. »Ich hoffe, er findet etwas Brauchbares. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben, aber Fiona wird Tag und Nacht daran arbeiten, um das zu beenden, was sie
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