Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
begonnen hat.«
»Und was hat sie begonnen?«
»Sie haben Anthony doch gehört. Er hat Ihnen von den Sieben erzählt. Und …« Moira zögerte.
»Und was?«
»Etwas muss bei Fionas Ritual schiefgelaufen sein. Das konnte ich aus ihren Worten schließen. Ich glaube nicht, dass die sieben Todsünden unter ihrer Kontrolle sind. Noch nicht.«
»Und wo sind sie dann bitte? Immer noch in der Hölle?«
Moira schaute Skye an, beeindruckt, dass die Polizistin wie eine paranormale Ermittlerin dachte. »Möglicherweise. Entweder dort oder irgendwo in der Welt unterwegs, um Chaos und Verwüstung anzurichten.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sie war so frustriert. Wären sie unter ihrer Kontrolle, hätte sie keine Zeit gehabt, mich umzubringen. Es ist ja nun mal nicht so, als könnte sie sie einfach in einen Käfig sperren und weggehen. Sie müsste immer eine Dämonenfalle bereithalten, was kurzfristig schwierig ist und langfristig fast unmöglich. Ob so oder so – sie müsste all ihre psychische Magie auf diese Falle verwenden, könnte nicht fort und auch keine Spielchen mit ihrer Tochter, der Verräterin, treiben.«
»Und warum sind sie nicht mehr in der Hölle?«
»Da könnten sie sich befinden, aber …« Aber was? »Ist nur so ein Gefühl. Hat was damit zu tun, was ich da draußen gesehen habe.« Moira wollte ihre Vision, die sie bei den Ruinen gehabt hatte, nicht erklären, da sie unweigerlich zu weiteren Fragen führen würde, für die sie keine Zeit hatte. Sie brannte darauf, aus dem Wagen zu steigen und mit Jared zu reden.
Skye hatte noch mehr Fragen, aber Moira schnitt ihr das Wort ab und erklärte: »Ich bin wirklich müde. Kann ich gehen?«
»Und Sie sind sicher, nicht ins Krankenhaus gehen zu wollen?«
»Ja, mir geht’s gut.« Sie hielt die Flasche Orangensaft hoch, die Skye ihr in dem kleinen Supermarkt neben dem Gefängnis gekauft hatte. »Das hat mir geholfen, und wenn ich jetzt ein paar Stunden schlafe, bin ich wieder wie neu.« Sie hatte nicht vor zu schlafen.
»Stellen Sie keine Dummheiten an!«
»Ich werde es versuchen.« Sie legte ihre Hand an die Tür und erkundigte sich: »Was passiert mit Abbys Leiche?«
»Warum fragen Sie?«
»Sie müssen ihre Familie unbedingt davon überzeugen, sie einzuäschern.«
»Dazu bin ich nicht befugt.«
»Sie verstehen nicht …«
»Gut jetzt!« Skye fuhr sich mit einer Hand durch das eilig nach hinten gesteckte Haar. »Sie und Anthony – ich schwöre, ich verstehe eine ganze Menge mehr, als Sie beide mir zutrauen. Warum also, verdammt noch mal, ist ihre Leiche so wichtig?«
Sie wollte die Wahrheit wissen? Gern! »Die Überreste eines menschlichen Opfers werden aufgeteilt und für ganz unterschiedliche Prophezeiungen eingesetzt – sprich: ihr Herz, ihre Lunge, ihre Eierstöcke und ihre Augen. Ihre Organe sind sehr wertvoll. Sie schneiden sie auf und verwenden sie jahrelang. Das ist zwar makaber, aber sehr effektiv, und außerdem wird so ihre Seele gefangen gehalten, die dann ruhelos und in ihren Einzelteilen umherwandert. Böse Geister sind wirklich gefährlich, denn sie können normalerweise erst dann vernichtet werden, wenn auch all ihre Überreste vernichtet wurden. Sobald Abbys Überreste zerteilt werden, ist sie so gut wie nicht mehr aufzuhalten.«
Skye sah blass aus. »Ich werde mich jetzt hinlegen«, meinte Moira. »Tun Sie, was in Ihrer Macht steht!« Moira glaubte nicht daran. Sie müsste wohl selbst die Leiche finden und vernichten. Es blieb ihr keine andere Wahl, außer sie könnte Anthony dazu bewegen. Er würde die Gefahren verstehen.
Moira war im Begriff, aus dem Auto zu steigen, doch Skye griff nach ihrem Arm. »Wenn Sie recht haben, wieso wimmelt es dann nicht von bösen Geistern auf der Welt?«
Moira starrte sie mit einem schiefen Lächeln an. »Wer sagt denn, dass es nicht so ist?«
Skye schüttete die dritte Tasse eines widerlich schmeckenden schwarzen Kaffees in sich hinein und fühlte sich nach einem
zweistündigen Schlaf und einer achtstündigen Untersuchung immer noch benommen.
Sie schaute ihrem langjährigen Kollegen, dem Gerichtsmediziner Dr. Rod Fielding, zu, wie er die Leiche der siebzehnjährigen Abigail Weatherby aufschnitt.
Das Gespräch mit Moira O’Donnell auf der Fahrt vom Gefängnis zum Motel war für sie zugegebenermaßen entmutigend gewesen. Sie ertappte sich dabei, wie sie an ihrem Daumennagel kaute, woraufhin sie ein Paar Latexhandschuhe aus der Schachtel auf Rods Arbeitstisch zog und überstülpte, um
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