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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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war.
    Eure Ignoranz zwingt mich nunmehr, mich deutlicher zu offenbaren. Es wird Zeit, daß Ihr erwacht. Sehen Eure Augen das Menetekel nicht? Die Welt wird überflutet von Haß und Mißgunst, Trägheit und Müßiggang. …
    Gottesfürchtigkeit, Reinheit und Nächstenliebe sind Euch abhandengekommen. …
    Haltet ein! Sehet die Zeichen. Wendet Euch. Laßet dies hier eine Mahnung sein und ziehet Lehren daraus!
    Ich werde nicht innehalten, bis auch der Letzte begriffen hat, daß wir so nicht weitermachen können, daß Ihr so nicht weitermachen könnt.«
    Lara las den Bekennerbrief ein zweites Mal. Das Ganze klang nach einem religiösen Eiferer. Wen wollte der Verfasser mit seinem Brief ansprechen? Die Zeitungsleute? Mitmenschen? Alle? Und wieso gingen sie und die Zeitungen automatisch davon aus, dass es sich bei dem Schreiber um einen Mann handelte? Kam nicht auch eine Täterin infrage?
    »Möchtest du auch einen Kaffee?« Hubert erhob sich mit einem Ächzen und wartete, die Arme auf den Tisch gestützt, bis sie den Kopf geschüttelt hatte, bevor er in der Küche verschwand.
    Eine Täterin war wohl eher unwahrscheinlich. All diese Morde, der Transport der Leichen, die Arrangements, setzten körperliche Kraft voraus, die eine Frau wahrscheinlich nicht aufbrachte, es sei denn, sie war Kraftsportlerin.
    »Ich werde nicht innehalten«, hatte der Täter geschrieben. Bedeutete das, dass er weitermorden würde? Lara nahm noch einen Schluck von dem schalen Wasser. Sie brauchte jemanden zum Reden. Aber wen? Jo war unterwegs. Mark hatte laut Jos Aussagen empfohlen, dass sie sich aus der Sache heraushalten sollten. Ihre Freundin Doreen hatte keinen blassen Schimmer von den Fällen und wollte wahrscheinlich auch gar nichts davon wissen. Wer konnte ihr noch helfen?
    Sie betrachtete nachdenklich ihr Handy. Dann suchte sie nach der Nummer von Stefan Reinmann.
    Die Schranke des Parkhauses klappte nach oben, und Lara lenkte ihren Mini auf die Straße. Feiner Schnee rieselte wie Puderzucker auf Autos und Häuser. Sie fuhr mechanisch, während ihre Gedanken noch immer bei der Redaktionskonferenz von letzter Woche waren. Christin ging inzwischen in ihrer neuen Aufgabe völlig auf. Übereifrig hatte sie bei der Besprechung zu jedem Vorschlag Toms genickt und sich wie eine Musterschülerin unentwegt Notizen gemacht. Auch das Unwichtigste war es wert, aufgeschrieben zu werden.
    Auch Lara hatte geschrieben. Jedoch nicht, um Tom zu gefallen, sondern um ihn und die anderen nicht ansehen zu müssen. Sie war beim Chef endgültig in Ungnade gefallen, und die anderen ließen sie das spüren. So war jedenfalls ihr Eindruck. Womöglich bildete sie sich das Ganze auch nur ein, vielleicht tat sie den Kollegen unrecht. Lara wusste nicht, was sie noch glauben sollte. Ihre Kaumuskeln schmerzten noch immer, so fest hatte sie die ganze Zeit die Zähne aufeinandergebissen. Der einzige Lichtblick war eine Kurznachricht von Jo gewesen. »Hab von der Fast-Food-Leiche gehört! Müssen reden! Ruf dich nachher an!« Wenigstens einer, der noch zu ihr hielt.
    »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden, Lara Birkenfeld!« Sie hielt das Lenkrad mit der Linken und schlug die rechte Faust auf das Sitzpolster des Beifahrersitzes. »Seit wann bist du so wehleidig?« Ein kurzer Blick in den Spiegel. Lara setzte ein grimmiges Gesicht auf und gab Gas.
    »Hallo, Frau Birkenfeld. Kommen Sie rein. Stefan ist noch nicht da, wird aber gleich hier sein. Sie sollen es sich inzwischen im Arbeitszimmer gemütlich machen.« Ursula strich sich kurz über die straff zurückgebundenen Haare. Lara schaute nach oben in den steingrauen Himmel und folgte der Putzfrau dann nach drinnen. Heute war der erste März, und die Hoffnung, dass der Winter sich nun bald verabschieden würde, wuchs.
    In Stefan Reinmanns Arbeitszimmer war es warm. Sie nahm in einem der Ledersessel Platz und schlug die Beine übereinander. Teekanne, Tassen, Milch und Kandiszucker standen schon bereit. Ursula goss Lara ein und verschwand nach draußen, nicht ohne noch einmal beteuert zu haben, dass »Stefan« gleich käme.
    Gedankenverloren ließ Lara ein Stückchen braunen Zucker in den Tee fallen und rührte langsam. Dann stand sie auf, ging hinüber zu den zwei Meter hohen Bücherregalen und betrachtete die dicken Ledereinbände hinter den sauber geputzten Glasscheiben. Sie versuchte, die Titel auf den Einbänden zu entziffern, aber vieles war abgenutzt oder in einer Schrift, die sie für Griechisch und Hebräisch hielt. Lara

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