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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Autoren: Yara Nacht
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stärker. Er war nicht mehr allein. Da gab es jemanden, auf den er bauen konnte.
    Plötzlich schrak Valentin auf, als die Tür zu seinem Abteil mit Schwung aufgeschoben wurde. Herein trat ein junger Mann in seinem Alter, der ihm bekannt vorkam. „Darf ich mich zu dir setzen?“
    Valentin nickte bejahend, obwohl er sich fragte, weshalb sich der Kerl ausgerechnet zu ihm gesellen musste, wenn doch der ganze Zug fast leer stand.
    „Erkennst du mich nicht?“, fragte der Fremde, nachdem er gegenüber von ihm Platz genommen hatte.
    Valentin überlegte kurz, bevor ihm ein Licht aufging. „Doch. Jetzt, wo du es sagst … Bernd, nicht wahr?“, erwiderte er verunsichert. Es war keine schöne Erinnerung, die sie miteinander verband.
    „Na, das ist ja toll, dich mal wiederzusehen! Scheint so, als würde es dir genauso ergehen.“ Bernd lachte gekünstelt. Dann musterte er Valentin aufmerksam. Sein Gesicht nahm wieder ernstere Züge an. „Warum bist du so schmutzig und nass?“
    „Weil ich noch schnell in einem See baden war, bevor ich in den Zug gestiegen bin. Mach ich abends bei kaltem Wetter immer so“, rutschte es Valentin genervt über die Lippen. Er hatte genug Schlimmes erlebt. Da kam ihm Bernd gerade recht.
    Bernd stutzte für einen Moment. „Diese Schlagfertigkeit bin ich von dir überhaupt nicht gewohnt ... Apropos ... Wenn ich an unsere Schulzeit zurückdenke, das war schon eine geile Zeit, was?“
    Valentin sah ihn stumm an. Er wusste, was jetzt kam.
    „Sagt der Herr Magister gar nichts dazu? ... Woher kommst du eigentlich um diese Uhrzeit? Du siehst ziemlich fertig aus, weißt du das? ... Als Pfarrer hast du doch bestimmt nicht viel zu tun, außer brav um sieben ins Bettchen zu kriechen, oder?“, zog Bernd ihn auf und schaute ihn hämisch an.
    „Sagte ich doch gerade, wo ich war. Und was machst du so?“ Valentin ließ sich seine Schmerzen und das Grauen, das er erlebt hatte, nicht anmerken.
    „Beruflich?“
    „Ja, was denn sonst?“
    „Tja, ich arbeite als Reporter bei einem bekannten Fernsehsender, bei dem mein Onkel für die Programmleitung zuständig ist. Das Gehalt, das ich durch meine Beziehungen bekomme, ist super.“ Er nickte selbstbestätigend mit dem Kopf. Stille kehrte ein, ehe er sich wieder zu Wort meldete. „Weißt du, was ich mich frage?“
    „Nein, woher sollte ich auch wissen, was in deinem Kopf vorgeht?“ Valentin brauchte nur in dessen Gesicht zu sehen, um die Boshaftigkeit und den Spott darin zu erkennen. Bernd hatte sich in all der Zeit überhaupt nicht verändert. Dass ausgerechnet der Schulkollege, der ihn am meisten gehänselt hatte, nun auch noch Reporter geworden war, gefiel ihm gar nicht.
    „Warum wurdest du Pfaffe? Ich meine, gut, ein schwuler Loser wie du hätte vermutlich auch keinen anderen Job ausüben können. Aber trotzdem ...“ Bernd grinste frech. „Weißt du noch – auf der Jungentoilette? Mann, war das witzig! Wir haben so über dich gelacht.“
    Valentin verzog sein Gesicht. Bernds Anblick widerte ihn immer mehr an. Er ertrug dessen Anwesenheit nur schwer. Die Schulzeit war für ihn ein echter Graus gewesen. Die Erinnerung kam nun jäh zurück ...
    Die Jungentoilette – vier Jungs aus seiner Klasse hatten ihn kopfüber ins Klo gesteckt und die Spülung gedrückt. Sie meinten, es der Schwuchtel so richtig zeigen zu müssen. Keiner hatte offiziell von seiner homosexuellen Neigung gewusst, aber geahnt hatten sie es. Die Kopfspülung, wie Bernd es zu bezeichnen gepflegt hatte, war nur eines von mehreren schrecklichen Schikanen, die sie ihm auf dem Gymnasium angetan hatten.
    „Mensch, du sagst ja gar nichts mehr. Habe ich dich jetzt etwa verletzt? ... Stimmt ...“ Er tat so, als würde er über etwas nachdenken. „... Du warst ja damals schon sehr emotional.“
    „Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich einfach keine Lust dazu habe, mit dir zu reden“, gab Valentin patzig zurück. Jetzt, Jahre danach, wollte er sich von Bernd nichts mehr gefallen lassen. Er musste nur vorsichtig sein, dass dieser nicht in seinem Privatleben herumzustöbern begann. Zutrauen würde er es ihm.
    Für eine Weile schwiegen sie, und Bernd hörte spontan auf zu grinsen. Stattdessen fragte er: „Hast du einen Freund?“
    „Ich bin Priester, schon vergessen?“
    „Ach ja, da war ja was ...“ Bernd schmunzelte wieder und musterte ihn abfällig. „Hätte mich aber auch gewundert, wenn sich für dich einer interessieren würde. Außer deiner Optik hattest du nie viel zu
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