Sündhafte Begierde der Verdammnis II
später hörte er auf zu trinken. Das Blut, das so verführerisch gerochen hatte, verdarb ihm augenblicklich den Appetit. Da war etwas, was ihn störte. Es waren schlechte, unbrauchbare Blutzellen, die ihn nicht sättigten. Unwillkürlich zog er seinen Freund geschmeidig an sich.
„Mein Hals“, jammerte Valentin leise, versuchte jedoch zu lächeln. Was war passiert?
„Entschuldige“, murmelte Bastian und sank ernüchternd zusammen. „Die Kette, die ich dir geschenkt habe: Das Amulett muss sich an deinem Hals verfangen haben.“ Erst jetzt kam ihm, was er getan hatte. Doch das waren nun nicht seine Sorgen. Da war etwas, was ihn noch viel mehr beunruhigte. Valentins Blut!
Liebevoll strich er sogleich über dessen Gesicht, drückte ihn seitlich nach hinten ins Kissen und küsste ihn zärtlich auf den Mund, ehe er sich von ihm wegrollte. Sekunden vergingen, erst dann zog er ihn wieder in seine Arme.
„Was ist los?“, fragte Valentin. Der Ausdruck in Bastians Augen gefiel ihm nicht. „Du hast Blut an deinem Mund und am Kinn.“ Er griff sich an seine Halskuhle. „Ich blute ebenfalls. Die Kette muss uns beide verletzt haben. Warte, ich wisch es dir ab.“ Er wollte Bastian anfassen, doch dieser verneinte sogleich.
„Nein, lass nur.“ Er löste sich von ihm, drehte sich um und zog die Schublade neben dem Bett auf, um ein paar weiße Papiertücher herauszuholen. Dann wischte er sich hastig ab und warf sie wütend auf den Boden.
Valentin wunderte sich über die spontane Gefühlsveränderung und wollte ihn wieder berühren, als Bastian sich erneut wegdrehte.
„Was hast du? Ist es das Blut? Kannst du keins sehen?“
Doch Bastian verneinte.
„Was ist es dann?“
Es brach Bastian das Herz, als er Valentins Gedanken las. Dieser war völlig durcheinander. Und es war seine Schuld.
Als Valentin ein weiteres Mal den Versuch unternahm und zu ihm kroch, gab er schließlich nach und legte seine Arme um ihn. Das Gefühl, ihn so zu halten, war atemberaubend, aber das, was er zuvor in dessen Blut geschmeckt hatte, verdarb ihm alles. Dennoch wollte er Valentin nicht wehtun.
„Du hast doch was“, murmelte Valentin und streichelte ihm über den Brustkorb.
Bastian ließ es geschehen. Die Berührung der warmen Hand entfachte die Glut in seinem Inneren erneut. Sanft drückte er Valentin auf den Bauch und legte sich auf ihn. Mit geschlossenen Augen schob er sich abermals in ihn. Er würde Valentin vergessen lassen, zumindest für den Moment.
Bastian hörte jeden Atemzug seines Geliebten, sodass er sich aus ihm zurückzog, um dann wieder ganz tief in ihn zu gleiten. Er liebte ihn so lange, bis sie gleichzeitig in einem Rausch der Gefühle kamen und ekstatisch zusammensanken.
Als Valentin etwas später friedlich neben ihm schlummerte, rannen Tränen über seine Wangen. Es war das erste Mal nach langer Zeit, dass er aus Verzweiflung weinte.
V alentin war so müde, dass es ihm trotz des starken Kaffees am Morgen fast nicht gelang, die Augen offen zu halten. Außerdem quälten ihn ziemliche Kopfschmerzen. Dabei waren bereits zwei Tage seit seines nächtlichen Ausfluges vergangen. Dennoch schien es, als käme er nicht zur Ruhe. Noch immer dachte er über Bastians seltsames Verhalten nach, nachdem sie sich geliebt hatten. Irgendetwas an ihm war anders gewesen als sonst. Auch als sie sich voneinander verabschiedet hatten, hatte er sich nachdenklicher gezeigt. Nicht zu wissen, was der Grund dafür war, trieb ihn langsam in den Wahnsinn.
„Guten Morgen, Herr Pfarrer“, riss ihn Angela aus den Gedanken, als sie die Küche betrat.
„Morgen“, begrüßte er sie und gähnte erschöpft.
„Oh, Sie haben sich schon selbst Frühstück gemacht“, stellte sie fest. Sie musterte ihn eigenartig, bevor sie wie gewohnt mit der Tür ins Haus fiel. „Ich habe gerade mit Frau Marer geredet. Sie hat ihr Familiengrab in der Nähe der alten Gruft, und ihr fiel ein auffallender Geruch auf. Vielleicht könnten Sie ja mal in die Krypta gehen, um nachzuschauen, ob dort ein Tierkadaver liegt?“
„Ja, mach ich gleich“, entgegnete er, ohne sie anzusehen. Er spürte deutlich, wie sie ihn nach wie vor beäugte.
„Sie sehen blass aus. Ist es etwa wieder der Rücken, der Ihnen zu schaffen macht?“
Valentin nickte. „Der auch. Aber im Moment kämpfe ich eher gegen die Kopfschmerzen und die ständige Müdigkeit an.“ Unwillkürlich glitt sein Blick zum Fenster hinaus. Draußen schneite es ergiebig.
„Wenn das nicht bald besser wird,
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