Sündige Rache
steckte, brachte ihre Rundungen zwar durchaus vorteilhaft zur Geltung, gleichzeitig jedoch wirkte sie darin unschuldig und süß.
Sie ging barfuß ins Wohnzimmer hinüber und ließ dabei einen Hauch von Veilchenparfüm hinter sich zurück.
»Das Ganze macht mich krank«, fing sie mit heller Stimme an. »Einfach krank. Rue hat uns gestern alle angerufen und es uns gesagt.« Ihre großen Augen füllten sich mit Tränen und sahen wie überschwemmte grüne Felder aus. »Ich kann einfach nicht glauben, dass so etwas im Purgatorium passiert sein soll.«
Hilflos wies sie auf ein breites, geschwungenes, mit pinkfarbenem Samt bezogenes Sofa, auf dem ein regelrechter Berg leuchtend bunter Kissen lag. »Ich nehme an, wir nehmen besser Platz. Kann ich Ihnen irgendetwas bringen, vielleicht etwas zu trinken?«
»Nein, machen Sie sich keine Mühe. Haben Sie etwas dagegen, wenn diese Unterhaltung von uns aufgezeichnet wird, Miss Gaynor?«
»Oh, oh, Donnerwetter.« Nancie biss sich auf die hübsche Unterlippe und faltete die Hände vor ihrer wahrhaft spektakulären Brust. »Ich schätze nicht. Ist es denn normal, dass so was aufgezeichnet wird?«
»Wenn Sie es erlauben.« Eine Stripperin, die Donnerwetter sagte, war alles, was Eve denken konnte. Und dabei hatte sie gedacht, sie würde von nichts mehr überrascht.
»Okay, meinetwegen. Schließlich würde ich Ihnen gerne helfen, falls ich kann. Aber wir können uns doch setzen, oder? Ich schätze, ich bin etwas nervös. Ich hatte noch nie mit einer Mordsache zu tun. Ich bin einmal vernommen worden, direkt, nachdem ich aus Utumwa hierher gezogen bin, weil meine Mitbewohnerin lizensierte Gesellschafterin war und ihre Lizenz nicht rechtzeitig erneuert hatte. Aber ich bin mir sicher, das war nur ein Versehen. Auf jeden Fall habe ich damals mit dem für die Erteilung der Lizenzen zuständigen Beamten gesprochen und so. Aber das war etwas völlig anderes als jetzt.«
Eve blinzelte verwirrt. »Utumwa?«
»Iowa. Ich bin vor vier Jahren aus Iowa hierher. Ich hatte die Hoffnung, eventuell als Tänzerin am Broadway anfangen zu können.« Sie verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. »Ich schätze, täglich kommen unzählige Mädchen nach New York, die solche Dinge erhoffen. Ich bin eine ziemlich gute Tänzerin, aber das sind viele andere Mädchen auch, und das Leben hier ist ziemlich teuer, also habe ich in einem Club gejobbt. Es war kein besonders netter Club«, vertraute sie Eve an und klapperte mit ihren Wimpern. »Ich war ziemlich entmutigt und hatte Angst und dachte, vielleicht sollte ich zurück nach Iowa und Joe heiraten. Aber wissen Sie, er ist nicht besonders helle, und dann kam Rue, hat mich gesehen und mir einen Job in diesem besseren Club verschafft. Dort war es nett, die Bezahlung war viel besser, und die Gäste haben einen nicht begrapscht. Dann hat Rue ein paar von uns bei ihrem Wechsel mit ins Purgatorium genommen. Ein wirklich eleganter Laden. Ich will, dass Sie das wissen. Dort wird kein Schmu gemacht wie sonst so oft in dem Metier.«
»Kein Schmu«, wiederholte Eve, denn inzwischen war sie von dem Sturzbach an Informationen, der sich über sie ergoss, regelrecht betäubt. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir all das erzählen.«
»Oh, ich möchte Ihnen helfen.« Nancie beugte sich leicht vor und sah sie eifrig an. »Rue meinte, falls eine von uns irgendwas wüsste, sollte sie sich mit Ihnen in Verbindung setzen, mit Lieutenant Eve Dallas. Und wir sollten alle Ihre Fragen beantworten und alles tun, um Ihnen bei Ihren Ermittlungen zu helfen, nicht nur, weil es richtig ist, sondern auch, weil Sie mit Roarke verheiratet sind. Schließlich ist er der Eigentümer unseres Clubs.«
»Das habe ich schon mal irgendwo gehört.«
»Oh, Himmel, ich würde Ihnen Ihre Fragen auch beantworten, wenn Sie nicht mit Roarke verheiratet wären. Ich meine, schließlich ist es meine Pflicht als Bürgerin, und außerdem war Taj ein echt netter Kerl. Wissen Sie, er hat uns respektiert. Selbst in einem eleganten Club wie dem Purgatorium gibt es manchmal Typen, die es nicht lassen können, uns zum Beispiel heimlich beim Umziehen zu beobachten. Aber an Taj konnte man splitternackt vorbeilaufen, und er hat nie auch nur geguckt. Ich meine, natürlich hat er einen gesehen, weil man schließlich da war, aber er hat nie wirklich geguckt. Er hatte Frau und Kinder und war ein echter Familienmensch.«
Wie schaltete man diese Frau nur aus? , überlegte Eve.
»Miss Gaynor -«
»Oh, Sie können
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