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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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rechtfertigen, redete sie weiter: »Claire, meine Liebe, dein Gesicht ist ganz rot.«
    »Es ist heiß draußen.«
    »Schwitzt du etwa, Liebes? Das ist ganz und gar nicht damenhaft. Vielleicht solltest du vor dem Essen ein Bad nehmen und dich umziehen.«
    »Das mache ich, Mama. Ich wollte gerade hinaufgehen.«
    »Du arbeitest viel zu schwer. Tante Laurel und ich haben heute nachmittag beim Tee darüber gesprochen. Du mußt auf dich aufpassen.« Mary Catherine strich ihr liebevoll über die Wange, dann entschwebte sie nach oben und außer Sichtweite. Sobald sich ihre Zimmertür geschlossen hatte, eilte Cassidy an den Garderobenständer und faßte in die Brusttasche seines Sakkos.
    »Da soll mich doch...«
    »Was ist denn?« Er hielt ihr einen goldenen Federhalter hin.
    »Gehört der Ihnen?«
    Traurig lächelnd sagte er: »Am Nachmittag nach meiner Ankunft ist mir aufgefallen, daß er weg war, nachdem ich mein Sakko hier aufgehängt hatte. Ich habe geglaubt, jemand hätte ihn gestohlen, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wer
so etwas tun sollte. Es ist kein teurer Füller, aber ich hänge an ihm, weil meine Eltern ihn mir geschenkt haben, und sie sind beide tot.«
    Claire preßte sich die Fingerspitzen an die Lippen und drehte ihm den Rücken zu. Sie lehnte sich an eines der hohen, schmalen Fenster beiderseits der Eingangstür und lehnte die Stirn an das Glas, das trotz des drückendheißen Nachmittags kühl geblieben war.
    Cassidy stellte sich hinter sie. »Es ist nicht so wichtig, Claire.«
    Seine Stimme klang leise, sanft, vertraulich. Als er ihr die Hände auf die Schultern legte und sie umdrehte, war sie versucht, Ihren Kopf an seine Schulter zu legen so wie eben ans Fenster. Sie sehnte sich so danach, sich ihm anvertrauen zu können. »Ach, Cassidy, ich wünschte . . .«
    »Was?« fragte er leise.
    Da sie ihm nicht zu sagen vermochte, was sie sich wirklich wünschte, antwortete sie: »Ich wünschte, es wäre nicht so heiß und es würde regnen. Ich wünschte, wir wären hier fertig und ich könnte heimfahren und mein Büro und meine Wohnung wieder herrichten, die von der Polizei bestimmt auf den Kopf gestellt worden ist.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe, um die Tränen der Verzweiflung und Angst zurückzuhalten. »Ich wünschte, ich hätte nie von Jackson Wilde gehört. Ich wünschte, Sie hätten mir das von Ihrem Füller gesagt. Ich hätte es Ihnen schon vor Tagen erklären können.«
    »Ich habe ihn wieder, und nur das zählt. Vergessen Sie’s.«
    Aber sie konnte es nicht vergessen; sie fühlte sich verpflichtet, ihm das Verhalten ihrer Mutter zu erklären. »Manchmal nimmt sich Mama etwas. Sie stiehlt nicht, denn ihr ist nicht einmal bewußt, daß sie etwas Falsches tut. Sie ›leiht‹ sich die Sachen nur aus. Und sie gibt alles zurück, was sie sich genommen hat. Es ist ganz harmlos und unschuldig, wirklich.«
    »Psst, Claire.« Er fuhr ihr mit den Fingern übers Haar und hauchte ihr einen Kuß auf die Lippen. »Ich glaube Ihnen.«
    Aber als er den Kopf senkte, um ihr einen zweiten Kuß zu geben, stieß sie ihn weg und sah ihm in die Augen. »Nein, das tun Sie nicht, Cassidy.« Plötzlich sprachen sie nicht mehr über ihre Mutter und den Federhalter. Claire schüttelte langsam den Kopf. »Sie glauben mir kein Wort.«

Kapitel 18
    Yasmine verschwand vor dem Abendessen. Der freie Platz am Eßtisch führte zu einigen Spekulationen, denen Claire mit einer knappen Erklärung ein Ende bereitete. »Yasmine hat heute abend eine Verabredung in New Orleans, aber sie wird nicht lang bleiben. Morgen früh ist sie wieder da.«
    Leon plauderte aufgeregt über die Fotos, die er gemacht hatte. Seine Begeisterung, gesteigert durch mehrere Gläser des exzellenten Weines, verleitete ihn dazu, die Mahlzeit mit Anekdoten zu würzen. Er unterhielt seine gespannt lauschende Zuhörerschaft mit schlüpfrigen Geschichten über die Berühmtheiten und Möchtegernberühmtheiten, die Manhattans ständig wechselnde Nachtlokale besuchten.
    »Natürlich ist es nicht mehr so wie früher, in der Blütezeit des Studio 54«, bemerkte er wehmütig. »Es ist eine Schande, aber seit es AIDS gibt und Drogen out sind, gibt es einfach keine richtigen Partys mehr.«
    Gleich nach dem Essen zog sich Claire zurück. Sie schützte Erschöpfung vor, begleitete Mary Catherine und Harry nach oben und blieb im Zimmer der beiden, wo sie mit ihrer Mutter plauderte, bis die Schlaftablette zu wirken begann.
    Vor lauter Eile, nach New Orleans zu

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