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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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kommen, hatte Yasmine ihr Zimmer in wüster Unordnung zurückgelassen. Claire war eine halbe Stunde damit beschäftigt, die verstreuten Sachen einzusammeln und den Frisiertisch aufzuräumen. Im Bad sah es nicht besser aus. Nachdem sie dort Ordnung gemacht hatte, ließ sie die Wanne mit kühlem Wasser vollaufen und versuchte sich zu entspannen und nicht mehr an Ariel Wildes Schwangerschaft
und die nachteiligen Auswirkungen, die das für sie haben konnte, zu denken.
    Nach dem Bad puderte sie sich mit Talkum und zog ein gerade geschnittenes mattweißes Seidennachthemd an, das ihr bis auf die Schenkel reichte. Sie steckte sich das Haar mit einer Haarnadel oben auf ihrem Kopf fest, dann stapelte sie die Kissen gegen das Kopfende ihres Bettes und lehnte sich dagegen. Erst wollte sie die Nachttischlampe einschalten, aber die Dunkelheit war zu angenehm. Auszuschlafen war wichtiger, als den Aufnahmeplan für morgen durchzugehen.
    Aber ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Wie ungezogene Kinder tobten sie durch ihren Kopf und gönnten ihr keinen Frieden. Nur kurz schaffte sie es, die Augen zu schließen, dann sprangen sie eigensinnig wieder auf. Sie wälzte sich unruhig im Bett herum. Gelächter drang aus dem Salon. Sie wünschte, ihre Mitarbeiter würden endlich Ruhe geben und ins Bett gehen.
    Sie fürchtete sich davor, der Ursache für ihre Unruhe nachzuspüren. Intuitiv fühlte sie, daß sie lieber nicht wissen wollte, woher diese Persönlichkeitsveränderung rührte. Verdrängung war besser als Konfrontation. Sie wollte sich ihren Problemen nicht stellen. Wenn sie nicht weiter darüber nachdachte, würden sie sich vielleicht von selbst erledigen.
    Sie hörte fernes Donnergrollen. Während sie vergeblich einzuschlafen versuchte, lauschte sie dem Gewitter, das langsam auf Rosesharon zutrieb. Blitze zuckten hinter den Gardinen vor den Fenstertüren. Vielleicht würden die Wolken ja diesmal kühlenden Regen bringen. Bis jetzt hatten sie nur bewirkt, daß die Menschen immer reizbarer und die Atmosphäre immer gespannter geworden war.
    Je näher der Sturm kam und je intensiver er wurde, desto unruhiger wurde Claire.
     
    Cassidy wollte sich nicht zu den anderen gesellen und ging spazieren. Die erdrückende Schwüle und die beißenden Moskitos trieben ihn jedoch bald zurück ins Haus.
    Er ging nicht noch einmal in den Salon, um den anderen eine
gute Nacht zu wünschen, sondern verschwand gleich oben in seinem Zimmer. Vor Claires Tür, deren Zimmer neben seinem lag, blieb er stehen, aber er hörte nichts. Auch drang kein Licht durch den Spalt unter der Tür, deshalb vermutete er, daß sie ihre Ankündigung in die Tat umgesetzt hatte und früh zu Bett gegangen war.
    In seinem Zimmer zog er sich nackt aus. Gott, selbst hier drin war es stickig. Er spielte mit dem Gedanken, nach unten zu gehen und sich ein Bier aus der Bar zu holen, überlegte es sich aber anders. Am Ende lief er dabei noch Agnes oder Grace über den Weg, die ihre Gäste mit Vorliebe in endlose Plaudereien verstrickten. Die Gastfreundschaft konnte im Süden bisweilen beengende Formen annehmen. Im Augenblick war er nicht zum Schwatzen aufgelegt. Heute nacht konnte er niemanden ertragen außer sich selbst, und das war schon anstrengend genug.
    Nach einer kurzen Dusche legte er sich aufs Bett und zündete sich eine Zigarette an. Er hatte vor zwei Jahren das Rauchen aufgegeben, aber er war nervös. Außerdem mußte er seine Hände beschäftigen, solange sich seine Gedanken ständig im Kreis bewegten.
    Claire hatte ein Motiv, und sie hatte eine Gelegenheit gehabt. Claire konnte wegen der Stoffasern ihres Autoteppichs mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden, und sie hatte kein felsenfestes Alibi. Claire war die aussichtsreichste Kandidatin für den Schuldspruch, den er aus beruflichen wie auch persönlichen Gründen durchpauken mußte.
    Aber er wollte nicht, daß Claire verurteilt wurde.
    »Gottverdammt.« Noch lange, nachdem das Wort verklungen war, stand der Fluch im Raum. Da hatte er sich ja in eine schöne Zwickmühle manövriert. Wenn er seinem Gewissen und seinem Berufsethos folgte, mußte er diesen Fall abgeben. Crowder hatte ihm bereits ein Ultimatum gesetzt. Die Frist verkürzte sich von Tag zu Tag. Wenn er auf Befehl von oben abgezogen wurde, würde er diese Scharte nie wieder auswetzen können.
    Aber was wäre, wenn er den Fall vor Ablauf des Ultimatums
freiwillig abgeben würde? Crowder glaubte, daß er zu tief in den Fall verstrickt war, deshalb würde er

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