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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Sie mir gut zu.« Sobald sie ihre Bitte vorgebracht
hatte, erklärte sie: »Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber ich muß wissen, daß Mama in Sicherheit und in guten Händen ist. Verhalten Sie sich möglichst unauffällig. Nein, ich bin sicher, Sie werden das ausgezeichnet machen. Aber beeilen Sie sich. Bringen Sie sie sofort weg. Ja, ich werde auf mich aufpassen. Ich rufe später an und lasse Sie wissen, wo ich bin.«
    Sie legte auf, blieb angespannt sitzen und starrte stur geradeaus. Cassidy fädelte sich durch den Verkehr und bog ziellos ab. Er fuhr gut, aber schnell. Seine Augen waren ständig in Bewegung, schwenkten hin und her wie ein Minendetektor.
    »Solltest du mich nicht zur Polizei bringen?«
    »Später. Wenn sie die Verrückten vertrieben haben und ich keine Angst mehr zu haben brauche, dich an einen Fanatiker zu verlieren, der sich Auge um Auge an dir rächen möchte.«
    »Wohin fahren wir dann?«
    »Ich bin für jeden Vorschlag zu haben.«
    »Heißt das, du hast dir gar kein Ziel überlegt?«
    »Ungefähr ein Dutzend bis jetzt. Aber keins davon gefällt mir. Ich kann dich nicht zu French Silk bringen. Und sobald sie merken, daß du nicht dort bist, werden sie in meiner Wohnung nach dir suchen.«
    »Es gibt Hunderte von Hotels und Motels.«
    »Sie werden sie überprüfen.«
    »Auch außerhalb der Stadt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mit dem kaputten Fenster kann ich nicht so lange rumfahren. Zu auffällig.«
    »Bring mich zurück.«
    Er schnaubte höhnisch. »Auf gar keinen Fall. Nicht mal, wenn du dich umbringen willst.«
    »Ich habe einen Mord gestanden, Cassidy. Ein Schwerverbrechen. Jeder Polizist im ganzen Staat wird nach mir suchen. Wenn ich fliehe, mache ich alles nur noch schlimmer.«
    »Du bist nicht flüchtig, solange du in meiner Obhut bleibst. Sobald wir uns irgendwo verkrochen haben, rufe ich Crowder an. Wenn die Luft erst rein ist, bringe ich dich ins Sheriffsbüro und lasse dich offiziell festnehmen. Ich hoffe nur, ich kann dich
dorthin bringen, ohne daß die Presse Wind davon bekommt.« Er warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Bis dahin muß ich sichergehen, daß dich nicht irgendein Bastard mit einer Bibel in einer Hand und einer abgesägten Schrotflinte in der anderen aufstöbert.«
    Er übertrieb nicht. Sie legte einen Finger auf die wunde Stelle an ihrem Kopf und schauderte, als sie an den Haß in den Augen des Mannes dachte.
    »Hast du irgendeine Idee?« fragte er. »Leider besitze ich keine Angelhütte, kein Boot und kein –«
    »Tante Laurels Haus«, sagte Claire unvermittelt. »Es ist seit Jahren verschlossen. Kaum jemand weiß, daß es immer noch mir gehört.«
    »Hast du einen Schlüssel?«
    »Nein, aber ich weiß, wo einer versteckt ist.«
    Sie fand den Hausschlüssel unter dem Stein neben dem dritten Kamelienbusch im Blumenbeet unten links vor der Veranda, wo er versteckt worden war, seit Claire denken konnte. Cassidy hatte seinen Wagen nicht auf der Straße vor dem Haus parken wollen, deshalb hatten sie ihn in der Gasse hinter dem Garten abgestellt.
    Als sie das alte Stadthaus betraten, roch es muffig und abgestanden wie jedes unbewohnte Gebäude, aber Claires Geruchsnerven wurden von vielfältigen angenehmen Erinnerungen erregt: Tante Laurels Rosenkissen, Parfümbällchen aus getrockneten, mit Nelken gespickten Orangen, staubige alte Spitzen, Jasmintee und Weihnachtskerzen.
    Der Anblick der Eingangshalle versetzte Claire in ihre Kindheit zurück. Manche Erinnerungen waren so undurchsichtig wie die Vorhänge vor den schmalen Fenstern beiderseits der Eingangstür. Andere waren lebendig wie die Farben in dem echten Perserteppich. Manche leuchteten wie die buttergelben Sonnenstrahlen, die gesprenkelte Schatten auf die Wände warfen. Andere waren düster wie die mächtige Standuhr, die groß und schweigend in der Ecke stand.
    Cassidy schloß die Tür hinter ihnen und verriegelte sie wieder,
dann schielte er durch die Vorhänge, bis er sich davon überzeugt hatte, daß niemand ihnen gefolgt und kein neugieriger Nachbar auf sie aufmerksam geworden war. Er drehte sich mit dem Rücken zum Fenster und nahm den Raum in Augenschein. Claire beobachtete seine Reaktion genau; ihr wurde klar, daß sie hoffte, er würde das Haus ebenso mögen wie sie.
    »Wann warst du zum letzten Mal hier?« fragte er.
    »Gestern.« Er sah sie verdutzt an, und sie lächelte. »So kommt es mir jedenfalls vor.«
    Sie machte ihm ein Zeichen, ihr zu folgen. »Ich zeige dir den Hof. Es ist für mich

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