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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Brusttasche und klappte es auf, um ihr seinen Ausweis zu zeigen.
    Das trug ihm den nächsten finsteren Blick ein. Sie musterte ihn langsam und argwöhnisch. »Er kommt vom District Attorney.« Kurz darauf legte sie auf. »Hier lang.« Sie schien nicht damit einverstanden, daß ihre Chefin ihn sehen wollte. Sie führte ihn an endlosen Reihen voller Schachteln vorbei, die mit Adressen versehen und zum Versand bereitgemacht wurden.
    Große, unter der Decke an den Wänden montierte Ventilatoren rotierten schnell und lautstark, erzeugten aber nur warme, feuchte Luft. Ihre Flügel zerhackten das hereindringende Sonnenlicht wie in einem Stroboskop, was dem Lager eine surrealistische Atmosphäre verlieh.
    Cassidy spürte einen Schweißtropfen aus seiner Achsel rollen und verzieh der Frau die verschwitzte Oberlippe. Er zog sein Jackett aus und legte es sich über die Schulter. Dann lockerte er den Krawattenknoten. Das Lagerhaus war klinisch sauber und
gut durchorganisiert. Die Arbeiterinnen, denen die Hitze anscheinend nichts ausmachte, schwatzten fröhlich bei der Arbeit.
    Sie blieben vor dem Lastenaufzug stehen, und sie zog die schwere Doppeltür auf. »Erster Stock.«
    »Danke.«
    Die Türen donnerten zu und schlossen ihn in einem Aufzug ein, der größer war als das Bad in seinem Appartement. Auf dem Weg nach oben rollte er sich die Hemdsärmel bis über die Ellbogen hoch.
    Er landete in einem Korridor, der quer durch das ganze Gebäude verlief. Weitere Korridore und Büros, aus denen Arbeitsgeräusche zu hören waren, zweigten davon ab. Direkt vor ihm war eine breite Doppeltür. Instinktiv wußte er, daß er Miss Laurent dahinter finden würde.
    Tatsächlich führten die Türen in ein exquisit eingerichtetes Büro mit Teppichboden und Klimaanlage sowie einer lächelnden Empfangsdame hinter einem Schreibtisch aus Glas und schwarzlackiertem Metall. »Mr. Cassidy?« fragte sie liebenswürdig.
    »Ganz recht.« Ein so feudales Büro hatte er über einem gewöhnlichen Lager nicht erwartet. Er hätte sein Jackett nicht ausziehen und die Krawatte nicht lockern sollen. Aber er hatte keine Zeit, das zu ändern, denn die Empfangsdame führte ihn schon zur nächsten Doppeltür.
    »Miss Laurent erwartet Sie bereits.«
    Sie öffnete die Tür und trat beiseite. Er ging hinein und wurde schon wieder überrascht. Er hatte ein luxuriöses Büro erwartet, das dem großzügigen Empfangsbereich entsprach. Statt dessen stand er in einem Arbeitsraum – mit der Betonung auf Raum. Man hätte Golf hier drin spielen können. Der Raum war so breit wie das ganze Gebäude und halb so tief. Die Fenster boten einen Panoramablick auf den Mississippi. Es gab eine Reihe von Zeichentischen, alle mit den verschiedensten Utensilien beladen, und drei kopflose Kleiderpuppen und Staffeleien und eine Nähmaschine und Stoffmusterbücher ... und eine Frau.
    Sie saß auf einem Barhocker, mit einem Stift in der Hand über einen der Zeichentische gebeugt. Als die Tür hinter Cassidy zuging, hob sie den Kopf und schaute ihn durch eine viereckige Schildpattbrille an. »Mr. Cassidy?«
    »Miss Laurent?«
    Sie setzte die Brille ab, legte sie und den Stift auf den Zeichentisch und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Ich bin Claire Laurent.«
    Ihr Gesicht, ihr Körper, ihr Aussehen entsprachen keineswegs seinen Erwartungen. Einen Moment wurde ihm leicht schwindlig, während er höflich ihre Hand nahm. Wie hatte er sich Claire Laurent vorgestellt? Als Mannweib wie die Pförtnerin? Als hübsches Püppchen wie die Empfangsdame? Sie war keines von beidem. Claire Laurent trug zwar weite, tabakbraune Hosen und eine lockere, taillierte Seidenbluse, aber sie hatte nichts Maskulines an sich, noch wirkte sie schnippisch und zierlich wie die Sekretärin.
    Sie war groß, schlank und hatte elegant breite Schultern. Ihre Brüste waren fest, aber deutlich zu erkennen. Ihre Augen hatten die Farbe teuren Whiskeys, und hätte Whiskey sprechen können, dann hätte seine Stimme wie ihre klingen müssen – wie eine Mischung aus Seide und Holzrauch.
    »Sie wollen mich sprechen?«
    Er ließ ihre Hand los. »Ja.«
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Sie deutete auf eine Sitzecke, die sich aus einem weichgepolsterten Diwan und einem Couchtisch zwischen zwei Polstersesseln zusammensetzte. In einem der Sessel stand ein Korb, aus dem Häkel- und Strickarbeiten quollen. Auf dem Tisch standen ein paar Kristallkaraffen, in denen sich die Spätnachmittagssonne brach und die

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