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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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indem sie das Grundstück zwischen ihrem Gebäude und dem Damm gekauft und einen Parkplatz darauf angelegt hatte. So machte
sie Profit und konnte gleichzeitig sicher sein, daß ihr der Blick nicht von einem Hotelhochhaus oder Einkaufszentrum verbaut wurde.
    »Ich bringe Sie hinaus.«
    Sie ging ihm voran zur Tür, an dem pompösen Empfangstisch vorbei und zum Aufzug. Auf dem Weg nach unten fragte er:
    »Was ist im dritten Stock?«
    »Meine Wohnung.«
    »Nicht viele halten an dem Brauch fest, an ihrer Arbeitsstelle zu wohnen.«
    »Im Vieux Carré schon.«
    »Das sagen Sie wie jemand, der es wissen muß.«
    »Ich bin hier geboren und habe immer hier gelebt. Ich bin sogar hier aufs College gegangen; jeden Morgen bin ich mit der Straßenbahn zur Tulane University gefahren.«
    »Eine glückliche Kindheit?«
    »Sehr.«
    »Keine größeren Zwischenfälle oder Krisen?«
    »Keine.«
    »Nicht einmal wegen Ihrer Mutter?«
    Claire zuckte mit den Achseln. »Ich kannte sie nicht anders, deshalb habe ich mich ihrer Krankheit angepaßt.«
    »Was ist mit Ihrem Vater?«
    »Er starb, als ich noch ein Baby war. Mama hat nie wieder geheiratet. Wir lebten bei ihrer Tante Laurel. Kurz nach ihrem Tod zogen wir hierher.«
    »Hmm. Ihre Mutter lebt immer noch bei Ihnen?«
    »Ganz recht.«
    »Sonst niemand?«
    »Yasmine, wenn sie in der Stadt ist.«
    »Wer ist Harry?«
    »Miss Harriett York, unsere Haushälterin und die Krankenschwester für meine Mutter. Sie übernachtet nie hier, es sei denn, ich bin verreist.«
    »Wie oft kommt das vor?«
    »Ich fahre zweimal im Jahr nach Europa und in den Orient, um
Stoffe zu kaufen. Außerdem muß ich ein paarmal im Jahr nach New York.«
    »Wie oft kommt Yasmine nach New Orleans?«
    »Das kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Zum Beispiel darauf, wieweit wir mit dem Katalog sind.« Er brauchte nicht zu wissen, daß und weswegen Yasmine in letzter Zeit öfter nach New Orleans kam.
    »Weshalb ist Yasmine dieses Mal in New Orleans?«
    Claire seufzte resigniert. »Wir arbeiten am nächsten Katalog. Sie hat das Konzept fertig und schon ein Fotostudio ausgesucht. Jetzt entscheiden wir, welche Artikel wir aufnehmen und welche Models wir einsetzen.«
    »Was tut sie, wenn sie nicht in New Orleans ist?«
    »Sie lebt in New York.«
    »Und steht Modell?«
    »Bis letztes Jahr hatte sie einen Exklusivvertrag mit einer Kosmetikfirma. Das wurde ihr zu langweilig, deshalb steht sie nur noch für den Katalog von French Silk Modell. Ihre Aufgaben hier und die Verwaltung ihres Vermögens halten sie ganz schön auf Trab.«
    Claire war erleichtert, als sie im Erdgeschoß ankamen. Noch nie war ihr die Fahrt so lang, der Lift so eng und bedrückend vorgekommen. Sein Blick war so durchdringend, daß sie sich am liebsten unter einer Decke versteckt hätte.
    Er schob die schweren Türen auf. Sie bedankte sich hastig und trat in das höhlenartige Lager. Inzwischen war es ruhig und dunkel hier. Die Ventilatoren in den Fenstern standen still. Das Lager hatte sich wie ein Backofen aufgeheizt und die drückende Nachmittagshitze gespeichert, die inzwischen fast greifbar geworden war.
    Nur eine strategisch verteilte Notbeleuchtung war an. Die Lampen warfen Lichtkreise auf den glatten, glänzenden Betonboden. Claire durchschritt eilig die runden Lichtinseln. Sie erinnerten sie an Gefängnisfilme, an blendende Scheinwerfer, die zum Scheitern verurteilte Flüchtlinge verfolgten.
    Sie entriegelte die Eingangstür und hielt sie ihrem ungebetenen Gast auf. »Auf Wiedersehen, Mr. Cassidy.«
    »Können Sie es gar nicht erwarten, mich loszuwerden, Miss Laurent?«
    Claire hätte sich ohrfeigen können, weil sie sich so verraten hatte. Sie suchte verzweifelt nach einer plausiblen Erklärung.
    »Mama bekommt Medikamente. Sie muß zu festgelegten Zeiten essen. Ich möchte nicht, daß sich meinetwegen das Abendessen verspätet.«
    »Sehr geschickt.«
    »Was?«
    »Diese Erklärung. Ich wäre doch ein echter Fiesling, wenn ich daran zweifeln würde, oder?«
    »Es ist die Wahrheit.«
    Er grinste, als wüßte er, daß sie log, wollte aber nicht weiterbohren. »Nur noch eine Frage, dann bin ich weg. Versprochen.«
    »Also?«
    »Hatten Sie jemals Ärger mit der Polizei?«
    »Nein!«
    »Wurden Sie schon mal verhaftet?«
    »Sie sagten eine Frage, Mr. Cassidy. Das ist die zweite.«
    »Weigern Sie sich zu antworten?«
    Dieser Dreckskerl. Sie beugte sich nur ungern einer Autorität, aber wenn sie nicht antwortete, machte sie alles nur noch komplizierter. »Ich bin noch

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