Sündige Seide: Roman (German Edition)
Spucke weg«, brach es aus Miss Baines heraus, die eine Hand auf die knochige Brust gelegt hatte.
»Können Sie das glauben?«
»Nein, kann ich nicht.«
»Und sie ist so nett. Man könnte ja erwarten, daß jemand so Berühmtes wie sie eingebildet wäre, aber sie ist ganz natürlich.«
»Hmm. Machen wir uns wieder an die Arbeit, Miss Baines. Bitte stellen Sie keinen Anruf durch, es sei denn, es ist meine Frau.«
»Oh, die hat schon angerufen, während Yasmine da war.«
Vor Schreck wurde ihm schlecht. »Ich rufe sie sofort zurück.«
»Das brauchen Sie nicht. Sie hat nur angerufen, um sich Ihre
Ankunftszeit durchgeben zu lassen. Sie sagte, sie würde Sie vom Flughafen abholen.«
»Ach, sehr gut.« Er drehte sich zu seinem Büro um, machte aber noch einmal kehrt, als wäre ihm eben ein Gedanke gekommen. »Haben Sie ihr von Yasmines Besuch erzählt?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Ich werde es ihr heute abend sagen. Ich habe Belle über sie reden hören. Sie sagt immer, sie wäre auch gern so dünn.« Kichernd zupfte er sich am Ohrläppchen, was, wie er wußte, jungenhaft und gewinnend zugleich aussah. »Frauen wollen immer so dünn sein wie Mannequins. Ich verstehe wirklich nicht, warum. Das ist doch unattraktiv. Ach, übrigens, sie hat mir einen Scheck über fünfhundert Dollar dagelassen. Jeder Penny zählt natürlich, aber ich finde, wir brauchen das trotzdem nicht an die große Glocke zu hängen. Wahrscheinlich nur ein Publicity-Gag.«
Er verschwand in seinem Büro und schloß die Tür; hoffentlich hatte er Miss Baines den richtigen Eindruck vermittelt – daß er Yasmines Besuch und Spende als ungewöhnlichen Akt einer verschrobenen Prominenten abtat.
Sobald er wieder hinter seinem Schreibtisch saß, zog er die Schublade auf, holte das Höschen heraus und zerknüllte das Spitzengewebe in der Faust. Das war zuviel. Die Angelegenheit wuchs sich zu einem Problem aus, das gelöst werden mußte. Aber wie?
Yasmine hatte ihm schon mehr Ärger gemacht als all seine anderen Geliebten zusammen. Bis jetzt waren seine außerehelichen Affären die Mühe allemal wert gewesen. Ihre verschleierten Drohungen machten ihm zwar nicht wirklich angst, aber wer konnte schon vorhersagen, was eine impulsive Frau wie sie alles anstellen würde? Bis zu einem gewissen Grad mußte er ihre Drohungen ernst nehmen.
Wenn sie wollte, konnte sie ihm das Leben zur Hölle machen. Sie hatte Verbindungen zu den Medien und war prominent genug, um ihm jede Chance auf eine Wiederwahl zu versauen. Sie konnte seine Familie zerstören. Verdammt, ihm gefiel sein Leben, wie es war. Er hatte keine Lust, etwas daran zu ändern.
»Scheiße«, fluchte er und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Diesmal sah er keinen Ausweg.
Ihm blieb nur eines: Er mußte Schluß machen. Er würde eine Klassemuschi opfern, doch auf der anderen Seite standen sein Leben und seine Karriere auf dem Spiel. Er stopfte sich Yasmines Unterhose in die Sakkotasche, um sie später loszuwerden. Bei der nächstmöglichen Gelegenheit würde er ihr eröffnen, daß ihre Liaison zu Ende war.
Kapitel 12
Claire paßte gerade ein Muster an eine der Schneiderpuppen in ihrem Studio an, als das Telefon klingelte.
»Claire, schalt CNN ein. Schnell.« Es war Yasmine. Sie hatten tagelang nicht miteinander gesprochen, seit Claire Yasmine ihre großzügige Spende für Jackson Wildes Missionsgesellschaft vorgeworfen hatte.
»Was ist denn?«
»Das wirst du gleich sehen, und du wirst fluchen. Schnell, sonst verpaßt du es.« Sie legte auf.
Verwirrt schaltete Claire den tragbaren Fernseher ein. Ariel Wilde erschien auf dem Bildschirm und gab einem Interviewer gerade zu, die Demonstration vor French Silk angezettelt zu haben.
»Unsere Gegner würden gern glauben, daß wir nach Jacksons Tod unseren Kampf gegen die Pornografie aufgegeben haben. Aber da täuschen sie sich. Unter meiner Führung wird unsere
Organisation noch härter gegen alles Obszöne vorgehen.«
Der Reporter fragte: »Warum haben Sie sich ausgerechnet den Katalog von French Silk ausgesucht? Es gibt andere, viel pornografischere Publikationen.«
Ariel lächelte zuckersüß. »Die Verleger dieser Publikationen machen kein Hehl aus ihrer Verdorbenheit. Sie versuchen sich nicht zu verstecken. Ich verabscheue zwar ihre Produkte, aber ich muß ihnen ihre Aufrichtigkeit zugute halten, die Miss Laurent völlig abgeht. Es ist bezeichnend, daß Miss Laurents Unternehmen in New Orleans sitzt.«
Der Interviewer schluckte den
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