Suendiger Hauch
zurückglitt, die sie von Geburt an innegehabt hatte.
Lucien, der neben Jason stand, beobachtete, wie sie sich mit Tante Winnie und dem alten Earl unterhielt, während sie sich einen Teller mit köstlichen Speisen von dem Buffet belud, das auf einem geschnitzten Eichentisch aufgebaut war und sich förmlich unter dem Gewicht der Köstlichkeiten zu biegen schien: eine perfekt gebräunte Ente, Kalbsbries, Hühnerfrikassee, Lachs mit Shrimpssauce, Florentiner Hase. Es gab Nierenpies und Fleischpasteten, Butterkarotten, weiße Rüben, Pastinaken, Minzpasteten, Lebkuchen, kandierte Früchte und Eiercreme.
Seit er sie an dem Tisch zurückgelassen hatte, hatte Kathryn gegessen, als würde sie nie wieder etwas bekommen. Der Gedanke daran, dass sie weniger als nichts in dieser Hölle von St. Bart’s zu essen bekommen hatte, quälte ihn. Unwillkürlich spannten sich seine Kiefermuskeln.
»Sie ist eine schöne Frau«, sagte Jason, dessen Blick dem seinen gefolgt war.
»Ja, das ist sie.« Und ganz besonders heute Abend. Mit ihrem hochgesteckten Haar und den weichen, dunklen Locken, die sich an ihrem Hals entlangringelten, war sie schöner, als er sie je zuvor gesehen hatte. Das tiefrote Samtkleid verstärkte noch den Glanz ihres Haares, und ihre kleinen Brüste bildeten zwei perfekte Wölbungen, die regelrecht danach schrien, berührt zu werden.
Er spürte, wie sein Körper schmerzhaft hart wurde und ihn daran erinnerte, wie sehr er sie wollte, und zwang sich, seinen Blick von ihr abzuwenden. »Seit sie im Schloss lebt, hat sie wieder ein wenig Gewicht zugelegt. Außerdem liegt ein Glühen auf ihrem Gesicht, das früher nicht dort war.« Er ertappte sich dabei, dass er lächelte bei dem Gedanken, dass er bei ihrer Verwandlung die Hand im Spiel hatte, und wandte sich zu seinem Freund um, der ihn mit einem merkwürdigen Blick musterte.
»Also, was ist hier los? Ich habe dich den ganzen Abend über beobachtet. Irgendetwas geht in diesen unergründlichen Gehirnwindungen vor. Sag mir, was es ist.«
Sein Mundwinkel hob sich ein wenig. »Ich denke, man könnte tatsächlich sagen, dass etwas vorgeht. Ich habe mich mit meiner Situation arrangiert. Was in der Hütte geschehen ist, ist geschehen. Tatsache ist, dass ich verheiratet bin und dass es an der Zeit ist, mein Leben fortzuführen, und genau das habe ich auch vor.«
»Und was bedeutetet das?«
»Mit einfachen Worten - ich werde sie behalten. Kathryn denkt noch immer, dass wir die Ehe annullieren werden, aber ich habe beschlossen, dass wir das nicht tun.«
Jason grinste. »Also bist du wieder bei klarem Verstand.«
»Vielleicht bin ich das. Während ich mich von dieser kleinen Rauferei vor der Taverne erholt habe, hatte ich ein wenig Zeit, nachzudenken. Es ist eine Tatsache, dass ich eine Frau brauche, und zweifellos zieht Kathryn mich sehr an. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Frau, die ich habe, ebenso gut ist wie jede andere, vielleicht sogar besser als die meisten von ihnen. Wie du schon sagtest, ist sie stark und intelligent. Sie stammt aus einer adligen Familie. Kurz gesagt, sie ist eine gute Wahl, um eine Familie zu gründen, und ich denke, sie wird eine wunderbare Mutter meiner Kinder abgeben. Und als ich sie heute Abend mit Alex und Mary beobachtet habe, hat sich meine Meinung darüber sogar noch verstärkt.«
»Und was ist mit ihren Interessen, die nicht gerade deine Zustimmung finden?«
Lucien zuckte die Schultern. »Sie wird sie natürlich aufgeben müssen. Aber wenn sie erst einmal ein Kind unter dem Herzen trägt, wird sie diesen Unsinn ohnehin vergessen, wieder zu Verstand kommen und sich so benehmen, wie man es von einer guten Frau erwarten kann. Es ist an der Zeit, dass ich einen Erben bekomme, und ich habe vor, das so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen.«
Jason sah ihn zweifelnd an, sagte jedoch nichts. »Wenn Kathryn noch immer die Annullierung will, wie willst du sie dann überzeugen?«
Luciens Blick wanderte wieder zu seiner Frau hinüber, die über etwas lachte, das Lord Haversham gerade gesagt hatte. »Ich werde sie nicht überzeugen, sondern verführen.«
Jason lachte laut auf und verschüttete dabei beinahe den Inhalt seines Bechers mit Glühwein, den er in der Hand hielt. »Mein Freund, du verblüffst mich immer wieder. Wäre es nicht einfacher, ihr zu sagen, dass du die Ehe nicht beenden willst?«
»Vielleicht. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob sie das wirklich will. Und aus diesem Grund muss ich einen anderen Weg
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