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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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selbst davon abzuhalten, ihn zu berühren. Wann immer er lächelte, sah sein Mund so voll und sinnlich aus, und wenn sie ihre Augen schloss, konnte sie diese Lippen auf den ihren spüren. Sie konnte fühlen, wie sie sanft an ihren Mundwinkeln knabberten und die Seite ihres Halses küssten, so wie er es in ihrer ersten Liebesnacht getan hatte. Eine Woge der Hitze überrollte sie und brannte in ihrem Unterleib.
    Am darauf folgenden Tag nahm er sie zu einer Schlittenfahrt über den frisch gefallenen Schnee mit. Sie hatte es sich unter der dicken Felldecke gemütlich gemacht. Lucien lächelte sie an und beobachtete sie ständig aus diesen brennenden silbrig-schwarzen Augen.
    Er war so wundervoll und so um sie bemüht, dass sie sich zunehmend für den wochenlangen Verrat schuldig fühlte, den sie begangen hatte. Nachdem er ihr strengstens untersagt hatte, das kleine Cottage im Wald unten am Fluss zu benutzen, hatte sie entgegen seiner Anweisungen das kleine Haus aufgesucht, um dort zu arbeiten. Immerhin, dachte sie, war sie mit diesem Mann verheiratet - zumindest im Augenblick. Das gab ihr ein gewisses Recht, die Dinge zu benutzen, die ihm gehörten.
    Außerdem lag der einzige Grund, warum er ihr verboten hatte, das Haus aufzusuchen, darin, dass er ihr Interesse an Dingen ablehnte, die er als »die unanständige Praxis der Heilung« bezeichnet hatte. Sich aus reiner Liebhaberei mit Kräutern und Arzneien zu beschäftigen, mit dem Ziel, kranken Menschen zu helfen, war an sich schon schlimm genug, doch Interesse an Anatomie zu haben, das war selbst für den stärksten Mann zu viel. Es hatte schon regelrechte Aufstände gegeben, als man herausgefunden hatte, dass es Unterrichtsstunden gab, in denen ein menschlicher Körper seziert wurde.
    Ärzte wurden selbstverständlich toleriert. Doch die Chirurgen auf der anderen Seite, Männer also, die tatsächlich menschliches Fleisch durchschnitten, galten als die niedrigsten Elemente der Gesellschaft.
    Diese Interessen konnten wohl kaum passend für die Marquise of Litchfield sein, hatte Lucien ihr unmissverständlich klargemacht.
    Dennoch war es die Aufgabe ihres Leben und das Einzige, was Kathryn wirklich interessierte. Ganz bestimmt war sie keine Frau, die einfach nur herumsitzen und sich mit Stickereien oder Stricken beschäftigen wollte oder mit Wasserfarben hantierte, in dem Versuch, ihre kreativen Malkünste auszuprobieren. Sie war eine halbwegs brauchbare Cembalospielerin und genoss es, von Zeit zu Zeit zu spielen, doch ihre Liebe und ihre ganze Leidenschaft gehörten den Studien der alten Doktrinen der Kräuterheilkunde und ihrem Einsatz, um kranke Menschen wieder gesund zu machen.
    Sie genoss es, mehr über den menschlichen Körper zu lernen und zu verstehen, wie er funktionierte. Sie wollte wissen, wie Knochen wieder heilen konnten, wie das Blut sich unter der Haut bewegte, wie man am besten Wunden behandeln konnte und wie man Krankheiten heilen oder vielleicht sogar verhindern konnte.
    Doch der Marquis konnte das einfach nicht verstehen. Vielleicht konnte das niemand. Es war einfach nicht das, was man von einer Lady erwartete.
    Doch Kathryn kümmerte dies nicht. Sie hatte ihre Berufung gefunden und ging gänzlich darin auf. Auch bevor sie ihr kleines, geheimes Labor in dem Cottage eingerichtet hatte, hatte sie Kräuter und Arzneien an einige der Menschen im Dorf verteilt.
    Nun, da sie einen kleinen Platz für sich hatte, hatte sich im Dorf herumgesprochen, dass sie vielleicht helfen konnte, und inzwischen waren bereits einige der ansässigen Bauern bei ihr aufgetaucht.
    Normalerweise arbeitete sie in den Nachmittagsstunden, während der Marquis ausritt, um die Arbeit auf den Feldern zu überwachen, sich mit Pächtern traf oder über seinen Büchern brütete.
    Tante Winnie wusste natürlich, wo sie war, und schien überraschenderweise ihr Tun zu akzeptieren.
    »Mein Neffe kann schrecklich starrköpfig sein, einfach lächerlich. Er hatte sich immer eine nachgiebige und schwache Frau vorgestellt, obwohl ihn genau eine solche Frau zu Tode langweilen würde. Du musst deinem Instinkt folgen, Kathryn, und das tun, was am besten für dich ist. Mit der Zeit wird Lucien schon lernen, dich so zu akzeptieren, wie du bist.«
    Doch Kathryn war anderer Meinung, und genau aus diesem Grund war sie davon überzeugt, dass die Annullierung noch immer am besten für sie war, selbst wenn ihr Herz sich beim bloßen Gedanken daran schmerzhaft zusammenzog, Castle Running verlassen zu müssen.

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