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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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fortgehe, gebe ich Dich auch frei.
    Vollziehe bitte die Annullierung, so, wie wir es besprochen haben, und heirate eine Frau Deiner Wahl Obwohl ich mir wünsche, dass die Dinge sich anders entwickelt hätten, werde ich nie die Frau sein können, die Du Dir wünschst. Nach dem, was mit Michael geschehen ist, bin ich mir sicher, dass Deine Abscheu gegen mich die Wahrheit dieser Worte noch unterstreicht.
    Gib gut auf Dich Acht, mein Geliebter, und bitte sorge auch für Michael. Ich bin mir sicher, dass Du genau das tun wirst. Ich gehe fort und bereue nur eines - dass ich niemals den Mut aufgebracht habe, Dir zu sagen, dass ich Dich liebe und immer lieben werde.
    Auf immer Deine Freundin Kathryn
    Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Lucien rieb über seine Augen, faltete das Papier zusammen und steckte es in seine Westentasche, die direkt auf der Höhe seines Herzens saß. Sechs Tage lang hatte er nach ihr gesucht. Es waren die sechs längsten Tage seines Lebens gewesen. Er war völlig erschöpft, besorgt, verzweifelt und voller Reue. Doch er würde nicht ruhen, bis er sie gefunden hatte.
    Und wenn er sie gefunden hatte, dann würde er ihr sagen, was er entdeckt hatte, während er ihr dabei zugesehen hatte, wie sie das Leben des kleinen Jungen gerettet hatte, der ihm so ans Herz gewachsen war. Er würde ihr sagen, dass er sich geirrt hatte, was ihre Studien betraf, und dass das, was sie tat, von größter Bedeutung war. Er würde ihr sagen, dass es keine Rolle spielte, dass sie eine Frau war. Die Tatsache, dass sie das Leben eines Kindes gerettet hatte, nach all den Jahren des Lernens, nach all dem Schmerz, den sie hatte erdulden müssen, war die ganze Sache zweifellos wert.
    Und er würde ihr sagen, dass er sie liebte. Obwohl er nie ernsthaft an derartige Dinge geglaubt hatte, war er noch nie so stolz auf jemanden gewesen wie während dieser angstvollen Minuten mit Michael. Noch nie hatte er eine so starke Verbundenheit mit einem anderen Menschen gespürt wie mit ihr.
    Er liebte sie. Von ganzem Herzen und ohne den geringsten Zweifel. Im hintersten Winkel seiner Gedanken, so weit, dass ihm nie aufgefallen war, dass sie tatsächlich existierten, hatte er sie sich als eine Frau vorgestellt, die wie seine Mutter war. Und das hatte ihm Angst gemacht. Doch in Wahrheit war Kathryn Grayson Charlotte Montaine nicht im Geringsten ähnlich. Sie war gut und anständig und verdiente sein Vertrauen. Er liebte sie über alles, und er verspürte das dringende Bedürfnis, es ihr mitzuteilen. In ihrem Brief hatte sie geschrieben, dass sie ihn ebenfalls liebte, und zum ersten Mal verstand er, welches Glück ihm zuteil wurde.
    Und wie er sich verzweifelt danach sehnte, sie wieder wohlbehalten bei sich zu haben.
    Lucien strich sich mit einer Hand sein Haar aus der Stirn zurück. Seine Kleider waren von oben bis unten voller Schlamm, und er brauchte dringend eine Rasur, doch all das kümmerte ihn nicht. Sobald Jason ankam, würden sie ihre Suche nach Kathryn fortsetzen. Irgendjemand musste sie einfach irgendwo gesehen haben, irgendjemand musste sich an sie erinnern und wissen, welchen Weg sie genommen hatte.
    Sie war nicht in unmittelbarer Gefahr, verhaftet zu werden, obwohl ihr Verschwinden den Verdacht noch verstärkt hatte. Ihr Onkel war nicht, wie jedermann vermutet hatte, gestorben. Stattdessen ging es ihm besser. Es sah aus, als würde er überleben, und da es keinen klaren Beweis dafür gab, dass Kathryn einen Anschlag auf sein Leben verübt hatte - Dunstan wollte kein großes Aufheben um die Sache machen -, saßen ihnen die beiden Constables nicht mehr ständig im Nacken.
    Was ihn betraf, so musste er zugeben, dass er einen kurzen Augenblick lang an ihrer Unschuld gezweifelt hatte. Er hatte sich daran erinnert, was ihr durch Dunstans verwerfliches Verhalten widerfahren war - doch ein Blick in ihr Gesicht, und er hatte gewusst, dass sie es nicht getan hatte. Kathryn war eine Heilerin, keine Mörderin. Sollte sie erneut mit dem Gesetz in Konflikt geraten, würde er einen Weg finden, um sie zu beschützen, koste es, was es wolle. Sie würde nie wieder Angst haben müssen.
    In diesem Augenblick ging die Tür schwungvoll auf, und Jasons große Gestalt bückte sich unter dem Türrahmen hindurch. »Die Pferde sind gesattelt. Bist du soweit?«
    Lucien nickte. »Ich hole noch Mantel und Handschuhe. Wir sehen uns in der Eingangshalle.« Er sah, dass der Herzog kurz nickte, und spürte, wie ihn eine Welle der Dankbarkeit für die

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