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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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erwischte seinen dünnen Arm und zerrte den brüllenden Jungen mit sich.
    »Lassen Sie ihn los!« Sie hob den Stock, den sie zum Umrühren der Wäsche benutzt hätte, und ließ ihn mit aller Kraft auf Otis’ Kopf niedersausen. Er brüllte wie ein verwundeter Löwe und versuchte, in ihre Richtung zu schlagen. Dies verschaffte Michael die Gelegenheit, sich loszureißen. Otis fluchte und versetzte ihr einen Schlag. Michael stieß ein ähnlich schmutziges Wort aus und stürzte sich auf den Rücken des großen Mannes und begann, ihn mit seinen kleinen knochigen Fäusten zu bearbeiten.
    Überall flogen Arme und Beine. Schreie und Flüche übertönten die eilig näher kommenden Schritte der drei stämmigen Aufseher, die die Tür zur Wäscherei aufrissen. Als sie Kathryn mit ihrem Stock herumfuchteln sahen, stießen sie einige kurze Befehle aus und begannen wie wild herumzulaufen. Das Nächste, woran sich Kathryn erinnern konnte, war, dass sie ausgestreckt auf dem rauen Steinboden lag, umgeben von Aufseherinnen und Wärtern, während der schreiende Michael von einer der Frauen hinausgebracht wurde. Zumindest würde er in Sicherheit sein, dachte sie, während sie sich unter dem Gewicht wand, das sie zu Boden drückte. Raue Hände zwangen sie, ihren Mund zu öffnen, und sie fühlte, wie irgendjemand ihr etwas bitter Schmeckendes auf die Zunge legte.
    Was dann geschah, wusste sie später kaum mehr, außer dass sie zu ihrer Zelle zurückgezerrt worden war. Sie fühlte sich leicht und etwas benommen und sank schließlich in ihrer Zelle zusammen. Ihre Augenlider schienen plötzlich schwer wie Stein, und sie nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen wahr. Merkwürdig, dachte sie, zum ersten Mal, seit sie in diese Anstalt zurückgekehrt war, fühlte sie sich gut... fast glücklich. Als sie auf ihrem schmutzigen Strohlager zusammensank, schienen sich die Wände der Zelle plötzlich zurückzuziehen, und mit einem Mal stand sie auf einer grünen, saftigen Wiese in Milford Park. Sämtliche Probleme und Schmerzen aus St. Bart’s glitten von ihr ab, und zurück blieb nichts als ein leichtes Gefühl der Taubheit in ihren Gliedern.
    Kathryn lehnte sich gegen die Wand. Sie fühlte nicht einmal den kalten Stein oder das stoppelige Stroh, das sich durch ihr dünnes Nachthemd bohrte. Sie schloss die Augen und ergab sich völlig in dieses angenehme Taubheitsgefühl. Sie dachte an Lucien, und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.

6
    Douglas Roth, Earl of Dunstan, saß hinter dem riesigen Rosenholzschreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Draußen vor dem Fenster erstreckten sich die Wiesen von Milford Park wie ein ausgedehnter Teppich, der sanft zu einem sprudelnden Flüsschen abfiel, das sich neben dem ausladenden Ziegelgebäude entlangwand. Die meisten Bäume hatten bereits ihre Blätter verloren, und ein strenger Novemberwind fuhr durch die Zweige, obwohl er der prächtigen Aura des Herrenhauses, seiner anmutigen Bauweise und seinem robusten Fundament - einem Vermächtnis des Architekten Robert Lyminge und dem jungen Inigo Jones, der es vor hundertfünfzig Jahren entworfen hatte - nichts anhaben konnte.
    Douglas zog seine mit Diamanten besetzte Schnupftabakdose aus der Tasche seiner Anzugweste und nahm eine großzügige Prise. Er nieste mehrmals hintereinander und wandte sich vom Fenster ab, um sich wieder den Papieren zu widmen, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen. Auf nahezu jedem der Blätter stand irgendwo der Name seiner Nichte, Kathryn Grayson.
    Ihm wurde bewusst, dass er allein beim Gedanken an sie jedes Mal mit den Zähnen knirschte. Vor fünf Jahren war er zu ihrem Vormund ernannt worden - eine glückliche Fügung des Schicksals für ihn, die ihr Vater, der alte Earl, noch nicht einmal hatte ahnen können, als er die Vorkehrungen dafür getroffen hatte. Seit dieser Zeit hatte sie sich als starrköpfige, willensstarke und unmöglich zu kontrollierende Frau erwiesen. Doch sie verfügte über ein immenses Vermögen und war die Mühe definitiv wert, insbesondere, seit sein eigener kärglicher Besitz sich so verringert hatte, dass er kaum mehr als existent zu bezeichnen war.
    Auf der Suche nach dem Stapel Zahlungsanweisungen, den sein Buchhalter ihm zur Unterschrift hatte bringen lassen, den zahlreichen Rechnungen des Schneiders, des Herrenausstatters und des Schuhmachers - alles in allem eine beträchtliche Summe, da Douglas sich nur mit höchster Qualität zufrieden gab -, begann er in den Blättern herumzuwühlen. Außerdem gab

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