Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
Tage hatte es ununterbrochen geregnet, was die Reise von Carlyle Hall hierher zu einem schwierigen, matschigen Unterfangen gemacht hatte.
    Er nahm seinen Umhang ab und warf ihn dem Butler zu, sodass das Wasser auf den polierten Marmorfußboden spritzte. »Wo ist er, Reeves?«
    »In seinem Arbeitszimmer, Eure Lordschaft. Er hat sich in den letzten Tagen kaum blicken lassen. Lady Beckford ist schon halb krank vor Sorge um ihn.«
    Jasons Kiefermuskeln spannten sich. Er nickte und ging durch die Halle, klopfte kurz an der Tür zu Luciens Arbeitszimmer und öffnete sie, ohne eine Antwort abzuwarten. Obwohl er ahnte, wie verärgert sein Freund über den Verlauf sein musste, den die Dinge genommen hatten, war Jason nicht auf den Anblick des hageren, heruntergekommenen Mannes gefasst, der zusammengesunken an dem verzierten Schreibtisch saß.
    »Oh, mein Gott, Junge, du siehst ja entsetzlich aus.« Jason ging zu ihm hinüber und blieb unmittelbar vor dem Schreibtisch stehen. Auf seine großen Hände gestützt, beugte er sich vor. »Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? So wie du aussiehst, muss das schon zwei Wochen her sein. Und du scheinst nicht allzu viel Schlaf zu bekommen. Was tust du hier - dich umbringen?« Lucien richtete sich auf und fuhr mit einer Hand durch sein dichtes schwarzes Haar, das - entgegen seiner Gewohnheit - offen über seine Schultern hing und ebenso stumpf aussah wie seine Augen.
    »Was ich hier tue? Was immer es auch sein mag, ich habe keinen Erfolg damit. Ich habe, verdammt noch mal, rein gar nichts erreicht, seit ich hier bin.«
    »Jesus Christus, es ist nicht dein Fehler, dass sie dort ist. Nicht du hast sie schließlich dort hingebracht, sondern ihr Onkel.«
    »Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ich sie heraushole. Und nun sind schon fast zwei Wochen vergangen. Kannst du dir vorstellen, was ihr alles in diesen zwei langen, verdammten Wochen passiert sein könnte?« Erschöpft ließ er sich in seinen Stuhl zurücksinken. »Übrigens, was, zum Teufel, machst du hier?«
    »Ich wollte nach dir sehen. Tante Winnie hat mir eine Nachricht zukommen lassen, was sich im Schloss abgespielt hat. Ich dachte, du hättest diese ganze Angelegenheit inzwischen geregelt und wärst wieder zu Hause. Als ich nichts von dir gehört habe und du nicht aufgetaucht bist, dachte ich, dass du vielleicht Hilfe brauchst.«
    »Ich habe die beste Hilfe engagiert, die man für Geld bekommen kann. Doch es hat absolut gar nichts genützt.«
    Jason setzte sich auf einen Lederstuhl ihm gegenüber und streckte seine langen Beine aus. »Dunstan hat wahrscheinlich die Hälfte der Leute, die du engagieren wolltest, in der Hand. Wir wissen noch nicht einmal genau, wer diese Leute sind, also können wir ihnen auch nicht mehr Geld anbieten.«
    »Nein, das können wir wahrscheinlich wirklich nicht. Das macht es umso schlimmer.« Lucien fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, auf dem sich bereits ein dunkler Bartschatten gebildet hatte. Offenbar hatte er sich an diesem Tag noch nicht rasiert.
    In all den Jahren, die sie sich kannten, hatte Jason seinen Freund noch nie so elend und erschöpft gesehen. »Ich schwöre dir, Jason, ich bin mit meiner Weisheit am Ende.«
    »Ich weiß, das klingt vielleicht ein wenig merkwürdig, zumal du mit einer anderen Frau verlobt bist, aber warum heiratest du sie nicht einfach?«
    Lucien schüttelte den Kopf. »Kathryn kann weder mich noch sonst irgendjemanden heiraten, zumindest nicht innerhalb des nächsten Jahres. Bevor sie einundzwanzig ist, bräuchte sie dafür die Erlaubnis ihres Onkels. Und in Anbetracht der Tatsache, dass ihr Ehemann dann ihr Vermögen verwalten würde, wird Dunstan wohl kaum seine Einwilligung geben.«
    Jason lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stützte sein
    Kinn auf seine gespreizten Finger auf. »Auf meinem Weg hierher hatte ich Zeit, ein wenig nachzudenken. Ich habe mir überlegt, dass Velvet und ich wahrscheinlich ziemlich wenig tun können, wenn du keine Möglichkeit findest, Kathryn aus dieser Anstalt herauszuholen.«
    »Velvet ist ebenfalls hier?«, fragte Lucien überrascht.
    »Das wollte sie gerne, das kann ich dir schwören. Hätte das Baby nicht plötzlich Keuchhusten bekommen, hätte sie sich bestimmt nicht abhalten lassen.«
    Luciens Mundwinkel hob sich ein wenig. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Ich kam gestern am späten Abend an. Wie du weißt, bin ich Frühaufsteher, und ich wollte so schnell wie möglich mit dir sprechen. Da ich lieber mit dir

Weitere Kostenlose Bücher