Suendiger Hauch
es eine Zahlungsanweisung für eine neue Kutsche und eine über eine stattliche Summe, die er beim Glücksspiel in Madame Dupreys Vergnügungsetablissement verloren hatte.
Niemand würde jemals danach fragen, was mit dem ganzen Vermögen geschah - niemand außer Kathryn. Die anderen wurden ausreichend dafür bezahlt, wegzusehen, und schließlich besaß seine Nichte nach wie vor einen durchaus beträchtlichen Geldbetrag.
Ein Lächeln glitt über Douglas’ Gesicht, als er den Brief von Dr. Blakemore, dem Dekan des St. Bart’s, in die Hand nahm. Bei ihrer Rückkehr war Kathryn in einen Zusammenstoß mit einem der Wärter verwickelt gewesen, was ihr instabiles, gewalttätiges Naturell erneut untermauerte. Doch, so stand in dem Brief geschrieben, bestand keinerlei Anlass zur Sorge für Lord Dunstan. Man hatte seine Nichte besänftigt und ruhig gestellt, ohne dass sie dabei zu Schaden gekommen wäre, und sie war inzwischen wieder vollständig unter Kontrolle. Blakemore versicherte ihm, dass umfassend für Lady Kathryn gesorgt und es zu keinem weiteren derartigen Vorfall mehr kommen würde.
Der Brief enthielt nicht die leiseste Andeutung, dass der Doktor eine weitere »Unterstützung« als Zeichen der Dankbarkeit für seine Dienste erwartete. Er wusste, dass Douglas dies automatisch tun würde, nun, da er wusste, dass das Mädchen wieder unter Kontrolle war. Es verstand sich von selbst, dass man ihr niemals erlauben würde, die Anstalt wieder zu verlassen.
Diese Gelegenheit war vorüber, und sämtliche Bemühungen des Marquis of Litchfield, sich für ihre Interessen einzusetzen, waren bereits diskret unterbunden worden. Alles war in bester Ordnung, dachte Douglas voller Befriedigung, alles würde wieder so sein wie immer.
Er hielt für einen Augenblick inne, als er das Klopfen an der Tür vernahm, und sah auf. Seine Tochter Muriel stand neben dem Butler, der sie auf Douglas’ Anweisung hin abgefangen hatte und sie nun langsam in die Halle zurückschob.
»Guten Tag, meine Liebe.«
»Sie wollten mich sehen, Vater?« Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen, stand jedoch aufrechter, als sie es sonst zu tun pflegte. Sie war ein wenig größer als Kathryn, im Grunde zu groß für eine Frau, mit leuchtend rotem Haar und unzähligen Sommersprossen auf Wangen und Nase. Weniger hübsch als Kathryn, kam Muriel eindeutig nach seiner Schwiegermutter, dennoch war sie seine Tochter, sein eigen Fleisch und Blut. Und im Gegensatz zu Kathryn war sie es gewöhnt, seinen Befehlen zu gehorchen.
»In der Tat, meine Liebe, wollte ich hören, was du vergangene Woche in Mary Williams’ Haus mit diesem widerwärtigen Osgood-Jungen getan hast.«
Muriels Gesicht wurde von einer tiefen Röte überzogen, die sogar einen Teil ihrer Sommersprossen unsichtbar werden ließ. »Truman ist nur ein Freund. Er war zu Besuch bei Marys Bruder.«
»Gut. Das freut mich zu hören. Er ist schließlich nur der zweite Sohn in dieser Familie. Der Kerl besitzt keinen Penny, und daran wird sich auch nie etwas ändern. Er ist ganz gewiss nicht der Richtige für dich.«
Sie hielt seinem Blick nur für einen Augenblick stand, bevor sie zu Boden sah. Sie war ein hoch gewachsenes Mädchen und somit wohl kaum der derzeitigen Mode entsprechend, doch bereits im Alter von sechzehn Jahren hatte sie die runden, ausgereiften Formen einer Frau, und er war sich sicher, dass sie sich auf dem Heiratsmarkt als ausgezeichnetes Instrument erweisen würde.
»Du kannst gehen.« Er griff an seinen Kopf, um seine weiße Perücke gerade zu rücken, bevor er einen winzigen Fussel von seinem Frack aus goldenem Samt entfernte. »Vergiss nicht, ich habe Pläne für dich, in denen ein titelloser Niemand wie Truman Osgood nicht vorgesehen ist.«
Für den Bruchteil einer Sekunde glomm etwas in ihren Augen, das er als Widerstand zu identifizieren glaubte, doch es verschwand so schnell wieder, wie es aufgetaucht war. Unwillig schüttelte er den Kopf.
»Ich vergesse es nicht, Vater«, erwiderte Muriel unterwürfig.
Sie drehte sich um und ging zur Tür, während Douglas sich wieder seinen Papieren zuwandte. Sein Leben befand sich auf dem richtigen Kurs, seine Zukunft war mehr als gesichert. Selbst die Einmischung eines solch mächtigen Mannes wie Lucien Montaine bereitete ihm keinerlei Sorgen mehr. Douglas hatte die Zügel wieder in der Hand.
Jason Sinclair trat aus dem dichten Nebel in die Eingangshalle von Luciens Stadthaus am Grosvener Square. Während der vergangenen drei
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