Suendiger Hauch
am Ende der Mitteilung gestanden.« Es gibt keinen Grund, sich zu ängstigen.«
In Wahrheit jedoch gab es zahllose Gründe für Kathryns Angst, und sie wusste es. Verzweifelter denn je, wollte sie einen Weg finden, sich selbst zu schützen, und nach dem letzten Besuch des Marquis, der so voller Leidenschaft gewesen war, begann in Kathryn ein Plan zu keimen.
Zuerst hatte sie sich überlegt, ihn in ihren Plan einzuweihen und ihn in der Hoffnung auf seine Zustimmung um Hilfe zu bitten. Doch je länger sie darüber nachdachte, umso klarer wurde ihr, dass er seine Einwilligung dazu niemals geben würde. Es war zu riskant und eine viel zu verruchte Idee, einfach vollkommen verrückt.
Außerdem war das Ganze völlig und eindeutig selbstsüchtig. Sie konnte wohl kaum erwarten, dass der Marquis of Litchfield bedenkenlos seine Verlobung mit einer anderen Frau lösen und stattdessen sie heiraten würde, auch wenn diese Verbindung nur ein Jahr dauern würde. Außerdem würde diese Heirat keine einfache Angelegenheit werden, da ihr Onkel niemals in diese Eheschließung einwilligen würde, so lange er nicht von höherer Stelle dazu gezwungen wurde.
Kathryn ging im Zimmer auf und ab und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass sie diesen Plan am besten ganz schnell wieder aufgeben sollte. Lucien würde niemals einwilligen, und diesen Plan ohne sein Wissen durchzuführen, war schlicht undenkbar. Dass sie sogar den einzigen Mann hintergehen würde, dem sie vertrauen konnte, der sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatte und sich tagtäglich darum bemühte, ihr zu helfen und sie zu beschützen, machte diese Idee noch verwerflicher.
Ihr Gewissen riet ihr, diesen Plan einfach zu vergessen, sich weiterhin im Verborgenen zu halten und zu beten, dass Lucien einen Weg finden würde, ihr zu helfen und dass sie unentdeckt blieb.
Sie hatte sich beinahe selbst von der Sinnlosigkeit des Planes überzeugt, als Bennie Taylor wie von Furien gehetzt zur Hütte gerannt kam und mit den Fäusten gegen die Tür hämmerte.
»Ich hab sie gesehen, Mylady! Sie sind im Dorf, ich hab’s gesehen!« Kathryn riss eilig die Tür auf. »Wovon, um Himmels willen, sprichst du, Bennie?«
»Die Männer des Constable, Mylady Ich habe sie unten in Gorsham gesehen, wie sie nach Ihnen gefragt haben.«
»Oh, mein Gott.«
»Sie lassen nicht locker, Mylady Niemand kennt Sie im Dorf, aber ich dachte, dass Sie es wissen sollten.«
Kathryn schluckte hart. Natürlich wollte sie es wissen, dennoch begannen ihre Beine heftig zu zittern.
Bennie knetete die Krempe seines Hutes aus braunem Filz. »Ich passe gut auf, Mylady, machen Sie sich keine Sorgen. Wenn ich sehe, dass sie hier heraufkommen, hole ich Sie. Sie können sich irgendwo im Wald verstecken, bis ich Seine Lordschaft geholt habe.«
Kathryn fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, die sich plötzlich rau und trocken anfühlten. »Danke, Bennie. Du hast das Richtige getan.« Der Junge nickte und verschwand eilig im Wald. Kathryn schloss die Tür. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich dagegen, am ganzen Leib zitternd. Bisher hatte sie Angst gehabt, nun jedoch hatte die Panik wie eine eiskalte Hand nach ihr gegriffen. Wenn sie die Augen schloss, glaubte sie schon das verkommene Lachen der Wachen hören zu können, während sie ihr die Kleider vom Leib rissen. Jeden Augenblick könnten die Vertreter der Behörden vor der Tür stehen und sie holen. Sie würden sie an diesen schrecklichen
Ort zurückbringen, und sie würde nichts, aber auch gar nichts dagegen unternehmen können.
Sie blinzelte, um die Tränen, die in ihren Augen brannten, zu unterdrücken. Sie würde nicht einfach herumsitzen und tatenlos Zusehen, wie sie sie zerstörten. Dieses Mal würde sie die geeigneten Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen. Der Plan, über den sie bislang halbherzig nachgedacht hatte, begann sich neu in ihrem Kopf zu formen, und plötzlich wusste sie mit beängstigender Klarheit, was sie zu tun hatte.
Die Gefahr, in der sie schwebte, war größer denn je, und die Zeit zerrann zwischen ihren Fingern. Bevor sie ihre Meinung noch einmal ändern konnte, ging sie hinüber zur Anrichte, zog die unterste Schublade auf und nahm ein paar Briefbögen, eine Feder und Tinte heraus. Sie setzte sich an den massiven Holztisch in einer Ecke des Wohnraumes und begann den Brief zu schreiben, den sie sich seit dem Morgen ausgedacht hatte. Ihre Hand zitterte, sodass einige Tintentropfen auf das Papier fielen.
Sie atmete ein paar Mal
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