Suendiger Hauch
zur Maske erstarrt, und ihre Lippen schienen sich kaum zu bewegen. Die Minuten schlichen dahin. Sie begann sich zu fragen, ob er seine Entscheidung noch einmal geändert hatte und vielleicht überhaupt nicht auftauchen würde.
In diesem Fall wäre sie der Gnade ihres Onkels ausgeliefert, der auf einer der polierten Walnussbänke saß und sie mit so eisigen, boshaften Blicken musterte, dass ein dicker Kloß ihre Kehle verschloss.
Lediglich Lord Dunstan, Bischof Tallman, Tante Winnie und der Duke und die Duchess of Carlyle würden der Zeremonie beiwohnen. Der Marquis hatte keinen Anlass für eine fröhliche Hochzeitsfeier gesehen, nicht einmal um der Dienstboten willen. Es war alles andere als ein freudiges Ereignis, und das sollten auch alle wissen.
Kathryns Finger krampften sich um das goldverzierte Spitzentaschentuch, das sie in ihrer feuchten Hand hielt. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass dieser Tag, den sie sich so oft vorzustellen versucht hatte, derart schrecklich verlaufen könnte. Sofern Litchfield ihn überhaupt hinter sich zu bringen gedachte.
Eine weitere Welle der Übelkeit flutete über sie hinweg. Bitte, lieber Gott, mach, dass er kommt, betete sie stumm. Bitte mach, dass er sich neben mich stellt, und wenn es das letzte Mal sein sollte.
Und dass es das letzte Mal sein würde, wusste sie genau. Sie hatte ihn hinters Licht geführt, und das würde er ihr niemals verzeihen.
Der Bischof räusperte sich. »Ihr Bräutigam scheint aufgehalten worden zu sein«, sagte er mit einem düsteren Blick zur Tür. »Ich frage mich, wo ...«
Diese Frage jedoch erübrigte sich in dem Augenblick, als Lucien hinter dem Duke und der Duchess of Carlyle die Kirche betrat. Auf den Gesichtern der beiden Gäste stand dieselbe Besorgnis wie auf Kathryns, doch gleichzeitig war ein Anflug von Mitleid darin zu lesen.
Kathryns Blick glitt zu dem Mann, der ihnen durch den Seitenflügel folgte, der Mann, der schon bald ihr Ehemann sein würde. Groß, würdevoll und atemberaubend gut aussehend - mit kalten, harten Augen und wütender, als sie ihn jemals zuvor gesehen hatte. Lucien trat neben sie, Tante Winnie und den Bischof, die am vorderen Ende der Kirche standen.
»Ah, da bist du ja, mein Liebes.« Seine Worte troffen vor Sarkasmus und Hohn, während sein Blick sich in ihre Augen bohrte. Er machte eine leichte, ebenso höhnische Verbeugung. »Ich hoffe, ich habe dich nicht warten lassen. Ich hatte noch einige wichtige Angelegenheiten zu erledigen«, fügte er hinzu, als würde seine eigene Hochzeit nicht dazu zählen.
Kathryn versuchte, die Worte, die er förmlich ausgespieen hatte, um sie zu verletzen, zu ignorieren und blinzelte gegen die Tränen an. Sie verdiente es - jedes kleine Stückchen davon. Doch, lieber Gott, es ließ ihr Herz unerträglich schwer werden.
»Wenn sie soweit sind, Bischof Tallman«, sagte Lucien, während er ihre zitternde Hand nahm und sie auf den Ärmel seines marineblauen Samtrocks legte. »Ich glaube, Sie haben eine Trauung zu vollziehen.«
Der Bischof, dessen weißes Haar im Licht der Kerzen schimmerte, die dutzendweise an beiden Seiten der Kirche aufgestellt worden waren, nickte. »Das könnte man so sagen«, erwiderte er, als sie ihm zu dem Platz vor dem Altar folgten.
Der Altar war aus geschnitztem Holz und mit einer langen Bahn aus altem Seidenstoff bedeckt, und eine große Bibel lag aufgeschlagen darauf. Der Bischof begann, aus der Bibel zu lesen, doch Kathryn konnte ihn kaum verstehen. Sie konnte Litchfields Gestalt fast übermächtig neben sich fühlen und die Hitze seines Zorns, die so stark war, dass sie glaubte, sie berühren zu können.
Die quälende Prozedur dauerte noch immer an, doch sie konnte sich kaum darauf konzentrieren, was gesprochen wurde. Ihr Herz hämmerte so stark gegen ihre Brust, dass sie glaubte, im nächsten Moment zerspringen zu müssen. Ihr Mund fühlte sich so trocken an, dass sie kaum in der Lage war, die Worte des Bischofs zu wiederholen. Lucien hingegen sprach sie mit tödlicher Ruhe aus, die perfekt zu seinem Gesichtsausdruck passte. Ohnmächtige Wut schien wie Blitze aus seinen Augen zu schießen, sobald er seinen Blick in ihre Richtung lenkte.
Schließlich endete die kurze, emotionslose Zeremonie, Doch anstelle des sonst üblichen Kusses wandte sich Lucien ihr zu, bestätigte steif die Tatsache, dass sie nun tatsächlich
Mann und Frau waren, bevor er sich anschickte, die Kirche zu verlassen.
Doch ein entsetztes Keuchen, das von der
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