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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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erhoben sich, und alle gerieten wieder in Bewegung.
    Lady Thibault tauchte an Fürst Sandres Seite auf. »Wenn Ihr mir folgen würdet, mein Fürst? Ich werde meinen Leibarzt rufen lassen, damit er sich um Eure Wunde kümmert.«
    »Ihr seid wie immer zu freundlich. Aber ich bedarf keines Arztes. Ihr werdet Euch um mich kümmern.« Fürst Sandre packte ihren Arm mit der freien Hand und drückte das zarte Fleisch über ihrem Ellbogen.
    Michael sah, wie sie blass wurde. Schweiß brach auf ihrer Stirn aus. Arme Frau. Selbst ein so kleiner Gewaltakt wie das Zerbrechen eines Glases hatte Fürst Sandre erregt, und sie musste nun den Preis dafür zahlen.
    Michael trat zurück, damit die Lakaien den Dreck aufwischen konnten. Er erhaschte einen Blick auf das schäbige, graue Kleid, das Miss Chegwidden trug. Sie bewegte sich gewohnt steif mit gesenktem Kopf und gebeugten Schultern durch die Menge. Sie hielt das feuchte Taschentuch in beiden Händen und bewegte sich auf Lady Lettice zu, als handelte es sich um den Heiligen Gral.
    Armes Ding. Er hätte Lady Lettices unglückseliger Gesellschaftsdame beigestanden, wenn er gekonnt hätte. Aber wie die Dinge derzeit standen, konnte er niemandem helfen, ohne dass es für alle Beteiligten ernste Konsequenzen hatte.
    Das Schlimmste war für sie überstanden. Für sie war es das Beste, wenn er nichts mehr tat.
    Das Gedränge hatte zugenommen, und Emma hatte den Ballsaal fast vollständig umrundet, ehe sie Lady Lettice bemerkte, die wie eine Krötenkönigin auf ihrem Seerosenblatt thronte, während ihre Verehrer sich wie Guppys um sie drängten. Gott sei Dank; Emma war die Vorstellung verhasst, in den richtigen Raum zurückzufinden, dort aber daran zu scheitern, ihre Arbeitgeberin zu erreichen.
    Sie trat hinter die kleine Gruppe Verehrer. Soeben erklärte Cloutier: »Sie muss in einer Minute hier sein, sonst verliere ich!«
    Diese kleine, verabscheuungswürdige Gruppe Guppys hatte auf den Zeitpunkt gewettet, wann sie zurückkehrte – oder ob sie überhaupt zurückkehrte. Die Wut, von der sie gedacht hatte, sie sei schon vor langer Zeit unter Lady Lettices gewaltigem Unmut zerquetscht worden, tauchte unerwartet wieder auf. Sie drängte rasch in den Kreis der Verehrer. »Was habt Ihr verloren, Mylord?«
    »Ha!«, rief Cloutier triumphierend.
    Lady Lettice zuckte zusammen. Ihre Haut wurde vor Missfallen bis zu den schamlos nackten Brüsten knallrot, und sie schnappte: »Wo kommst du denn her, du lästiges Mädchen?«
    Emma knickste artig und lächelte unaufrichtig, denn sie wusste, was Lady Lettice auch gewettet hatte, hatte sie soeben verloren. »Im Waschraum, wie Ihr es befohlen habt.« Emma hielt ihr das Taschentuch hin.
    Lady Lettice nahm es ihr aus der Hand. »Es ist zerknüllt und viel zu nass. Du bist zu dumm.«
    Emmas kurzer, unerwarteter Anflug von Selbstvertrauen fiel wieder in sich zusammen.
    »Kannst du denn nichts richtig machen? Muss ich dir jede Kleinigkeit erklären? Wie konnte ich nur glauben, dass du das Beste bist, was die Akademie der Gouvernanten zu bieten hat! Es ist einfach entsetzlich. Ich sollte der Direktorin schreiben und mich beschweren. Genau das sollte ich tun!« Mit einer Handbewegung schüttelte Lady Lettice das Taschentuch.
    Ein kleiner, zappelnder Goldfisch schlüpfte heraus und verschwand in ihrem Ausschnitt.
    Sie schrie. Sprang auf die Füße und schlug sich gegen die Brust. Schrie erneut.
    Die Musik verstummte erneut. Die Tänzer drehten sich zu ihnen um.
    Lady Lettice steckte die Hand in ihren Ausschnitt, kämpfte gegen die Stäbe ihres Korsetts und versuchte, die kleine, zappelnde Kreatur zu packen.
    Die Männer um sie brachen in schallendes Gelächter aus. Mr Graf krümmte sich sogar vor Lachen.
    Noch immer schreiend hob sie die Röcke und zeigte ihre dicklichen Waden. Dann sank sie wieder auf den Stuhl und beugte sich so weit wie möglich vor. Sie wackelte wie Pudding, aber keine ihrer akrobatischen Übungen vermochte, den Fisch aus ihrem Ausschnitt zu locken.
    Schon bald verbreitete sich die Geschichte im ganzen Saal. Tänzer drängten sich um sie, man lachte und zeigte mit dem Finger auf Lady Lettice. Die Schadenfreude brannte so heiß wie ein Waldbrand.
    Emma Chegwidden aber wich zurück. Sie schlug die Hand vor den Mund und flüsterte: »Ich bin ruiniert. Ich bin ruiniert …«

4

    Emma stand auf der verlassenen, staubigen Straße vor dem Château. Sie zitterte aus Angst und vor Kälte. Sie war so allein wie nie zuvor in ihrem Leben, noch dazu

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