Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
war groß und schlaksig, weit über eins achtzig und hatte außergewöhnlich lange und schlanke Gliedmaßen. Seine Finger wirkten skelettartig, er hatte breite Gelenke und schlanke Knochen. Michael hatte guten Grund zu der Annahme, dass diese Hände stark und geschickt waren. Er hatte die Angewohnheit, seinem Gegenüber zu nahe zu kommen und dem Opfer starr ins Gesicht zu schauen. Als er das erste Mal eingekerkert wurde, hatte Michael noch geglaubt, diese Angewohnheit sei der Versuch, sein Gegenüber einzuschüchtern. Schließlich befand er allerdings, der Mann könne einfach nicht gut sehen. Letzten Endes war es auch egal. Der Anblick dieser Stirn, die so breit war wie ein Grabstein, dazu dieses hohlwangige Gesicht und die Hakennase ließen ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Auch jetzt wurde ihm eiskalt, als Rickie sich zu ihm beugte und ihn anglotzte. »Kennt Ihr ihn?«, wiederholte Rickie.
    Michael wich nicht zurück. »In der Tat. Raul Lawrence. Der Bastard von Viscount Grimsborough.«
    Rickie hüpfte aufgeregt wie ein übergroßer Welpe auf und ab. »Ihr kennt ihn gut?«
    »Nein. Grimsborough hat ihn adoptiert und danach die bessere Gesellschaft gezwungen, sich mit ihm abzugeben. Aber Lawrence ist jünger als ich. Wir sind nur entfernt miteinander bekannt.« Michael näherte sein Gesicht nun Rickies. »Warum? Wessen verdächtigt Ihr ihn ?«
    »Wir mögen es einfach, Informationen über Leute zu sammeln. Besonders über Leute wie ihn. Er hat beschlossen, sich in Moricadia niederzulassen.«
    »Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.«
    Rickie wich zurück. Seine braunen Augen blitzten wütend.
    Michaels Kehle zog sich zusammen.
    Jetzt wanderte Rickies Blick zu Michaels Händen, die in Handschuhen steckten und die er ängstlich umeinanderschlang. Mit einer Stimme, die leise und drohend klang, sagte er: »Ihr seid ein elender Aristokrat. Ihr wünscht, Ihr könntet wieder nach England zurück, nicht wahr, Durant?«
    »Mit jeder Faser meines Körpers, ja.« Michael hatte noch nie etwas so ernst gemeint.
    »Ich verspreche Euch, solange Ihr uns nicht sagt, was wir wissen wollen, werdet Ihr diese Gestade nie wiedersehen.«
    »Dann werde ich sie nie wiedersehen, denn ich weiß nicht, was Ihr glaubt, das ich wissen sollte.«
    »Ich glaube Euch kein Wort.«
    »Ihr glaubt doch nicht allen Ernstes, ein elender Aristokrat wie ich könnte zwei Jahre lang im Kerker des Palasts Eurem freundlichen Drängen widerstehen?«
    Die Wut, die Rickies Gesicht verzerrte, gefiel Michael, machte ihm zugleich aber auch Angst. Dieses Mal waren seine Hände nicht gefesselt. Wenn Rickie nach ihm schlug, konnte er angemessen reagieren.
    Aber er wusste, was dann mit ihm passierte. Man würde ihn einsperren. Dunkelheit. Tod.
    Schließlich kam ihm das Glück zur Hilfe. Auf ziemliche unglückliche Art.
    Die Hand eines Mannes umschloss Michaels Schulter und zog ihn zurück, und der Mann trat zwischen die beiden. Es war Fürst Sandre. Attraktiv, weltmännisch und reich – und korrupter als jeder andere Unmensch in diesem an Korruption leidenden Land. »Gentlemen, Gentlemen! Dieser Ball ist ein Höhepunkt der diesjährigen Saison. Die Leute schauen schon her, weil Ihr eine Szene macht.«
    Michael stand aufrecht da, die Knie fühlten sich steif an. Sein Blick traf Rickies. »Ihr habt keine Ahnung, was für eine Szene ich machen kann.«
    »Aber ist es das wert? Ihr würdet schon wieder Eure Freiheit verlieren«, erklärte Fürst Sandre mild.
    Diese deutliche Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht. Michael stolperte rückwärts. Er musste bei diesem Spiel mitmachen. Was auch geschah, er musste mitspielen. »Nein.«
    »Ehe ich mit Euch fertig bin, werdet Ihr mir geben, was ich will.« Rickie stapfte davon. Seine langen Glieder wirkten staksig.
    Mit seinen 35 Jahren stand Fürst Sandre in der Blüte seines Lebens. Er ritt täglich, focht mit geradezu niederschmetterndem Ergebnis für seine Gegner und verführte Frauen, ohne darüber nachzudenken. Das dunkle Haar trug er zurückgekämmt, und an den Schläfen zeigten sich wie zarte Flügel die ersten Silbersträhnen. Bei welcher Gelegenheit auch immer, ob angesichts einer Pechsträhne am Spieltisch oder einer Runde abscheulicher Folter in seinem Kerker, seine dunkelblauen Augen blitzten stets vergnügt. Er lächelte und beobachtete, wie die Gäste seinem Cousin Platz machten. Wie ein Fischschwarm, der vor einem Hai zurückschreckte. »Ihr habt eine Art an Euch, die Rickie verwirrt.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher