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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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königliche Familie versteckt sich nicht weit von hier in einem Château. Sie meint, sie planen den Sturz des grausamen Regimes der de Guignard, und …«
    Er unterbrach sie ungeduldig. »Dir ist schon bewusst, dass mit dem ›grausamen Regime der de Guignard‹ auch du gemeint bist?«
    »Oh nein! Du bist das.«
    »Du bist meine Frau.«
    »Ich hab nur in die Familie eingeheiratet.«
    Sie sah, wie sich im Dunkeln der Schatten seiner Faust hob.
    Sie zuckte zurück.
    Die Kutsche taumelte. Wurde langsamer.
    Er atmete tief durch und ließ die Hand sinken.
    Die Kutsche hielt an.
    »Was ist da los? Warum halten wir an?« Er blickte aus dem Fenster.
    »Ist es der Schnitter?« Ihre Stimme bebte.
    Er fuhr wie eine zustoßende Schlange zu ihr herum. »Nein. Das ist nicht der Schnitter. Es gibt keinen Schnitter. Wenn es einen gibt, ist es ein Mann, der sich in ein gespenstisches Kostüm gekleidet hat, um die Unwissenden in Angst und Schrecken zu versetzen. Das ist übrigens der Grund, warum es bei dir so vortrefflich funktioniert.«
    »Also, Rickie.« Tränen stiegen in ihre Augen. »Das war gemein.«
    »Gemein? Oh nein. Das war nicht gemein. Du hast ja keine Ahnung, wozu ich fähig bin«, murmelte er. Mit einem Ruck öffnete er den Kutschenschlag und sagte: »Ich steige aus und sehe nach, was da los ist.«
    Sie flatterte wie eine Pfauenhenne. »Sei vorsichtig!«
    »Nicht einmal diese ungebildeten Bauern sind so dumm, mit mir zu spielen.« Er schwang sich aus der Kutsche und rief: »Weiter geht’s! Ich will nach Hause in mein Bett!« Seine Stimme verklang, und er stapfte in die Dunkelheit.
    Lady de Guignard kauerte sich in die Ecke der Kutsche und wimmerte leise. Egal, was Rickie sagte, sie glaubte an den Schnitter. Sie glaubte, Reynaldo sei zurückgekehrt, um Rache zu nehmen. Und auch wenn sie so tat, als sei sie unwissend, und Rickie vermutlich glaubte, sie wüsste nichts von den Pflichten, denen er im Kerker von Fürst Sandres Palast nachging, wusste sie alles. Sie zitterte jedes Mal, wenn er sie mit diesen beängstigend langen Fingern berührte und sie mit seinem großen, knochigen Körper bedeckte.
    Zugleich wusste sie ganz genau, dass Rickie ihr einziger Schutz in diesem heruntergekommenen Land war. Sie wartete angespannt auf seine Rückkehr.
    Aber allmählich forderte der Wein, den sie an diesem Abend genossen hatte, sowie die späte Stunde ihren Tribut. Unaufhaltsam sank sie immer tiefer in das Polster. Sie schloss die Augen für eine Minute. Nur eine Minute … Dann noch eine, und dann … Mit einem Ruck wachte sie auf. Die Kutsche war wieder angefahren.
    Rickie musste das Problem gelöst haben. Sie waren doch nie in echter Gefahr! Sie wusste insgeheim, dass er immer recht hatte. Keiner von diesen moricadischen Bauern würde es wagen, ihn an irgendetwas zu hindern.
    Alle fürchteten sich vor Rickie de Guignard. Jeder außer Fürst Sandre. Und obwohl sie nicht besonders klug war und nie einen Beweis dafür gesehen hatte, wusste sie, dass Fürst Sandre schlimmer war als ihr Mann … und der war schon ein richtig übler Geselle.
    »Was war los, Rickie?«, fragte sie verschlafen.
    Niemand antwortete.
    »Rickie?« Sie tastete auf dem Sitz neben sich, dann auf der Polsterbank gegenüber.
    Rickie war nicht bei ihr.
    Hatte er beschlossen, lieber mit dem Kutscher auf dem Bock zu fahren? Das war für ihn sehr ungewöhnlich. Er war pingelig, und es war ihm wichtig, dass seine elegante Kleidung makellos blieb.
    Sie klopfte gegen das Kutschendach und rief: »Hallooo! Bist du da oben?«
    Niemand antwortete.
    Die Kutsche fuhr weiter die Straße entlang. Sie spähte aus dem Fenster. Die Morgendämmerung zog herauf, und der graue Nebel wurde lichter. Auf der Hügelkuppe bemerkte sie eine Bewegung, und sie blickte genauer hin. Sie entdeckte eine gespenstische Gestalt in weißen Fetzen auf einem Schimmel.
    Er hatte schwarze Löcher, wo die Augen sein sollten.
    Sie warf sich zurück, ihr Rücken stieß gegen die Kutschenwand. Dann kauerte sie sich verzweifelt auf den Boden. Sie legte die Hände auf ihre Augen und stöhnte. Die Furcht wand sich wie eine Schlange in ihrem Bauch.
    Ganz langsam kletterte sie schließlich wieder auf den Sitz. Sie hielt sich geduckt und kroch zum Fenster. Sie nahm allen Mut zusammen, dessen sie fähig war, und schaute noch einmal hinaus.
    Die Gestalt des Schnitters war verschwunden.
    Aber als sie an der Kreuzung mit dem Galgen vorbeifuhren, sah sie eine lange Gestalt am Galgenkreuz baumeln. Seine Füße zuckten

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