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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Gästen Leinenservietten an, auf die ein weißes F eingestickt war.
    »Habt Ihr schon gegessen?« Lady Fanchere goss Michael eine Tasse Tee ein. Sie umflatterte ihn wie ein Henne ihr liebstes Küken.
    »Ich hatte eine kleine Erfrischung, als ich aufwachte.« Seine Stimme war leiser und kratziger als am Abend des Balls.
    »Habt Ihr Euren ersten Ball nach so vielen Tagen und Nächten als … Gefangener genossen?« Alceste schaute sich kurz nach allen Seiten um.
    Lady Nesbitt schniefte warnend. »Meine liebe Alceste, es gibt Lauscher. Spione sind überall.« Sie nahm das beladene Tablett von Henrique entgegen, hielt es Durant unter die Nase und bedeutete Emma, ihm einen Teller zu geben. »Hier, mein Junge. Ihr seid viel zu dünn.«
    Emma reichte einen Teller weiter.
    Durant nahm ihn entgegen. Er hielt den Tee in einer Hand und balancierte den Teller auf den Knien, während er ihn mit den Köstlichkeiten von Lady Nesbitts Tablett füllte. Er schien zufrieden, jedoch etwas verlegen … und müde. Dunkle Ringe lagen um seine Augen, die Krawatte war nur lose gebunden und die Haare auf attraktive Art in Unordnung. »Der Ball war wirklich herrlich.«
    »Es war sehr freundlich von Fürst Sandre, Euch die Teilnahme zu gestatten, nicht wahr?«, fiel Lady Nesbitt ein.
    »Fürst Sandre definiert Freundlichkeit wohl auf eine Art und Weise, wie es sonst kein Mann vermag.« Michael verzog süffisant den Mund.
    Alceste lachte. Ein abruptes, zustimmendes Auflachen.
    Aber als Emma sie anblickte, war ihr Gesicht wieder völlig ausdruckslos.
    Michael verzog den Mund leicht. »Ein Hausarrest unter der Aufsicht von Lord und Lady Fanchere könnte nicht angenehmer sein. Ich habe zwar Gitter vor dem Fenster meines Gemachs«, er blickte die Damen herausfordernd an, »aber ich komme zum Tee. Man verdächtigt mich verräterischer Aktivitäten, aber man erlaubt mir, auf den Dienst meines Leibdieners zurückzugreifen. Ich darf Moricadia nicht verlassen, aber man erlaubt mir, die vornehmsten Bälle zu besuchen.«
    »Sandre hat mich angewiesen, Euch so viel Freiheit zuzugestehen, wie ich für richtig erachte«, erklärte Lady Fanchere. »Und er hat mich freundlich darauf hingewiesen, dass unsere gesellschaftlichen Ereignisse Euch durchaus zu unterhalten wissen.«
    »Ich bin zutiefst verletzt, Mylady.« Michael legte die Hand auf die Brust, die Finger gespreizt. »Offensichtlich haltet Ihr mich nicht für einen Verbrecher oder Schurken, der das Silber klauen könnte oder – was für mich persönlich gefährlicher klingt – mit einer moricadischen Jungfrau durchbrennt.«
    Die Frauen begannen zu kichern.
    »Ihr seid verrückt.« Lady Nesbitt versuchte, ernst zu bleiben, aber ihre Mundwinkel zuckten.
    »Bin ich denn so eine zahme Kreatur, dass die Damen bei meinem Eintreffen verstohlen hinter vorgehaltenen Fächern gähnen? Könnte ich nicht genauso gut einen bösen Plan ersinnen und durchführen, dessen Ziel es ist, die Uniform der Palastgarde von blau und rot in ein modisches mauve zu ändern? Oder … oder …« Er verstummte stotternd.
    Die Frauen lachten jetzt.
    »Oder durch das nächtliche Land reiten, gekleidet wie ein Geist?«, scherzte Alceste. Im selben Moment schlug sie sich peinlich berührt die Hand auf den Mund und starrte mit schreckgeweiteten Augen Lady Fanchere an.
    Diese winkte verzeihend ab.
    Michael jedoch sprang sofort in die Bresche. »Ja, genau! Ich könnte der Schnitter sein. Es gäbe nur wenige Hindernisse, die dem im Weg stünden. Mein bedauerlicher Hang zur Feigheit.« Er lächelte Alceste an.
    Sie ließ die Hand sinken und lächelte dankbar.
    »Mir fehlt außerdem ein angemessenes Pferd«, fuhr er fort. »Mein eigenes ist betagt und schwerfällig. Der Schlüssel, mit dem ich jede Nacht in mein Schlafzimmer eingesperrt bin. Komplizen …«
    Jetzt lächelten alle wieder.
    Aus irgendwelchen Gründen, die Emma schleierhaft blieben, ließ Durant mit seinem lässigen Charme sie insgeheim die Augen verdrehen und schnauben. Er war vor zwei Tagen nett zu ihr gewesen. Er hatte versucht, sie zu retten, obwohl es ihr eigener Leichtsinn war, der sie schließlich auf die Straße führte. Ihr fehlender Orientierungssinn war zudem schuld, dass sie sich tief im Wald verirrt hatte, plötzlich einem Wolf gegenüberstand und dann … einem gespenstischen Gesicht ohne Augen. Sie erstarrte. Die Geräusche um sie verschwanden. Die Teller fielen aus ihren tauben Fingern. Sie fielen ganz langsam Richtung Boden, trafen auf die Holzdielen und

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