Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Gewittersturm treten und die Blitze einladen, sie zu treffen und in Flammen zu setzen.
Der Wind fuhr durch das offene Fenster und schien sie nass und kalt zu umarmen. Ein Windstoß hob den Saum ihres Nachthemds und bauschte es um seine Stiefel.
Emma drückte sich an ihn. Sie wurde von der Abenteuerlust dieses Mannes ganz in Anspruch genommen. Seinem Sinn für Gerechtigkeit und seiner Liebe … zu ihr? Seine Lippen öffneten ihre, und seine Zunge schlüpfte in ihren Mund. Er schmeckte sie und lud Emma stumm ein, ihn zu schmecken. Seine Seele zu erkunden, sein Wesen. Er unterstützte sie und wollte nicht mehr von ihr, als dass sie ihm dieses Privileg gestattete.
Zum ersten Mal in ihrem Leben sehnte sie sich. Ihre Nippel drückten sich hart und straff gegen seine Brust, und ihr Herz hämmerte in einem wilden Rhythmus. Sie war vor Sehnsucht halb verrückt und ließ hilflos die Hände über seine Arme und seine Brust gleiten. Dort fand sie starke Muskeln und gespannte Sehnen, unter ihrer Handfläche schlug sein Herz mit einer Wildheit, die der ihres Herzen glich.
Mit einem leisen, wortlosen Flüstern löste er schließlich seine Lippen von ihren.
Sie ruhte in seinen Armen und atmete schwer. Nur langsam erholte sie sich von diesem kurzen, herrlichen Sturm der Gefühle. Sie öffnete die Augen und blickte zu ihm auf. Sie war völlig aus der Fassung und peinlich berührt. »Oh, du lieber Himmel. Du lieber Gott. Wir haben … Ich habe …«
Seine Augen unter der Maske musterten sie. Nicht tadelnd, sondern als wollte er sie beschwichtigen. Er nickte und berührte sanft ihre Wange. Dann zog er ein sauberes Taschentuch hervor. Behutsam betupfte er ihre Lippen und zeigte ihr das gefaltete Stück Stoff.
Irgendwann während dieses wilden Kusses hatte er den weißen Puder von seinem Gesicht auf ihres übertragen. Jetzt war seine Haut, die von der Sonne gebräunt war, unter der Tarnung sichtbar geworden. Und das zeigte ihr erneut, dass er tatsächlich ein Mann aus Fleisch und Blut war.
Er hielt die Hände hoch, als sei er bereit, sie jederzeit aufzufangen, und machte ein paar Schritte nach hinten. Als er sicher war, dass sie auf eigenen Füßen stehen konnte, verbeugte er sich. Sein Gesicht wirkte ernst. Dann drehte er sich um und öffnete die Tür, als sei er sicher, nun ohne Zwischenfall durch den Flur entkommen zu können.
Ob ihm das wirklich gelang? Über ihren Köpfen konnte sie noch immer die Stiefeltritte seiner Verfolger hören, die auf den Dielenbrettern dröhnten. Aber vielleicht hatte Fürst Sandre eine Wache auf diesem Stockwerk zurückgelassen.
»Sei vorsichtig«, flüsterte sie.
Er drehte sich um. Sein Leichentuch wehte um ihn wie ein Mantel. Ein letztes Mal verbeugte er sich, die Hand auf die Brust gelegt.
Im Gegenzug machte sie einen Knicks wie ein albernes Mädchen bei seinem ersten Ball.
Sein Blick wurde warm. Er schloss die Tür und war nun endgültig verschwunden.
Nicht ein einziges Mal hatte er ein Wort gesagt oder ein Geräusch gemacht.
Sie stand da und starrte mit großen Augen ins Leere. Ihre Hände hingen nutzlos herab, sie rang nach Luft und konnte an nichts anderes denken als an dieses Verlangen. Dann zuckte ein Blitz vor dem Fenster, und ihr ging auf, dass er jetzt irgendwo da draußen war. Er rannte vielleicht gerade durch das Hotel und versuchte, den Häschern des Fürsten zu entkommen. Sie lief zur Tür und lauschte, dann eilte sie zum Fenster und riss es weit auf. Sie steckte den Kopf heraus.
Der Regen wusch ihr Gesicht, und der Wind zerrte an ihren Haaren. Blitze zuckten und gewährten ihr für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf den Hof unter ihr.
Nichts bewegte sich. Plötzlich nahm sie einen Schatten wahr. Ja, da war er. Er rannte über das Kopfsteinpflaster. Ein dunkler Mantel verhüllte nun seine Verkleidung. Sie hielt die Luft an, weil sie fürchtete, im nächsten Augenblick einen Schrei zu hören, weil man ihn entdeckte.
Alles blieb still.
Er erreichte unentdeckt die Waldgrenze. Im letzten Moment blieb er stehen und schaute zum Hotel zurück. Sie glaubte zu sehen, wie er eine Hand für sie hob.
Sie winkte wild zurück, obwohl sie wusste, dass er sie nicht sehen konnte. Aber es war ihr unmöglich einfach still zu halten.
Dann war er fort.
Widerstrebend zog sie sich ins Innere des Zimmers zurück und schloss das Fenster. Dann öffnete sie es wieder einen Spaltbreit, weil die Enge der Kammer ihr den Atem zu rauben drohte. Sie nahm ein weißes Handtuch, trocknete ihr
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