Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Goldmine gestoßen. Eilig verschwand sie im Hinterzimmer.
»Eleonore, was tust du bloß?«, fragte Aimée erzürnt. »Du willst Miss Chegwidden – eine unschuldige Frau – Sandre ausliefern?«
»Sandre ist nicht so schlimm, wie du immer denkst, Aimée. Und selbst wenn er es ist, hat er inzwischen mit 35 ein Alter erreicht, in dem er sich nach einer Ehefrau umschauen sollte. Gut, ich habe ihn ein bisschen auch in die Richtung gelenkt. Aber er ist zudem in der beneidenswerten Position, sich keine Sorgen darum machen zu müssen, ob seine Zukünftige wohlhabend oder von Stand ist.«
Emma hatte noch nie in ihrem Leben etwas so ernst gemeint wie das, was sie jetzt sagte. »Auf mich trifft nichts davon zu, und diese Ehre ist einfach eine Nummer zu groß für mich.«
»Ihr stammt aus einer respektablen Familie und habt Euch als sehr belastbar erwiesen. Ihr seid freundlich und klug. Für mich habt Ihr alles, was eine Fürstin braucht«, sagte Lady Fanchere.
»Versteh Emma nicht falsch. Aber sie verdient etwas Besseres!« Aimée schaute Emma an. Ihre Augen blitzten empört. »Sandre bekommt keine Braut, die reich oder von Stand ist, weil kein Adelshaus in ganz Europa die Verbindung mit ihm sucht. Er ist wie Heinrich VIII. von England – wenn einer erst genug Leute umgebracht hat, will keiner mehr seinen Kopf an so einen verlieren. Sandre hat diesen zweifelhaften Ruf, sich mit Kriminellen und Halunken im Namen des Profits zu verbünden. Nicht, dass der Adel sich nicht auch mit Halunken verbünden würde. Aber die Halunken katzbuckeln vor ihnen. Die Kriminellen verneigen sich ehrfürchtig vor ihnen. Sandre würde sich hingegen selbst jedem beugen, solange nur seine Spielhöllen weiter betrieben werden können. Außerdem haben die Adeligen anderer Länder aus der Französischen Revolution gelernt und tun wenigstens so, als sorgten sie sich um das einfache Volk. Hier ist das Elend hingegen so groß, dass Sandres Politik für uns alle peinlich sein müsste.«
»Ach, Aimée! Die Trauer um Rickie hat dich ja völlig um den Verstand gebracht.« In Lady Fancheres Augen schimmerten Tränen, und sie sah wie eine Frau aus, die sich zwischen zwei Seiten entscheiden musste.
»Ich bin nicht um den Verstand gebracht, ich bin …« Aimée hielt die Luft an. »Sieh doch nur, Eleonore. Madam Mercier wartet mit einem Berg Kleidern auf den Armen. Ich glaube, sie will sich mit dir beraten.«
Lady Fanchere starrte Aimée an.
»Geh schon«, scheuchte Aimée sie weg. »Du machst dir einfach zu viele Sorgen.«
Weil Lady Fanchere ihre Freundin und Cousine liebte und ihr vertraute, trat sie zu Madam Mercier und ließ sich in ein ausgiebiges Gespräch über den richtigen Stil verwickeln.
Mit leiser Stimme redete Aimée hastig auf Emma ein. »Lasst Euch nicht darauf ein, Emma. Ich flehe Euch an. Eleonore will das hier nur um Sandres willen. Sie hört zwar die Gerüchte über ihn, aber sie will ihnen keinen Glauben schenken. Sie will weiterhin glauben, dass er ein anständiger Kerl ist. Aber sie wird sich schon bald der Tatsache stellen müssen, dass das nicht so ist. Sie hat ihn gedrängt, endlich zu heiraten, weil sie fest daran glaubt, die Liebe einer guten Frau werde ihn vor der Verdammnis bewahren, mit der er im Moment spielt.«
Emma hielt ihren Blick nach unten gerichtet. Sie hatte die Hände gefaltet und sprach sehr leise. »Das ist eine große Aufgabe für eine Frau.«
»Genau. Und jetzt will er Euch, und Ihr seid eine gute Frau. Genau das also, was Eleonore sich für ihn wünscht. Mein liebes Mädchen, nehmt es mir nicht übel. Ich bin sehr offen. Ich kenne Männer wie ihn, und ich kenne die kruden Gedankengänge, die sie antreiben.«
Aimée sprach über Rickie, wenn Emma das richtig deutete.
»Ja, Sandre fühlt sich zu Euch hingezogen. Weil Ihr ein hübsches Gesicht und gute Manieren habt. Aber am meisten zieht ihn Eure Tugendhaftigkeit an. Dass Ihr vor ihm keinen anderen Mann hattet und er deshalb gar nicht erst versuchen muss, Euch zufrieden zu stellen. Er will Euch, weil Ihr kein Geld und keinen Adelstitel habt und weil Ihr genau deswegen dankbar sein werdet, an seiner Seite aufzusteigen. Er will Euch, weil Ihr keine Familie und kaum Freunde in diesem Land habt. Er wird die vollkommene Kontrolle über Euch ausüben. Emma«, Aimée nahm Emmas Hände und blickte ihr tief in die Augen. »Ihr seid verarmt und einsam besser dran als gefangen in einer Ehe mit diesem Mann.«
Aimée war verzweifelt. Sie versuchte, Emma einen gut
Weitere Kostenlose Bücher