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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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paar Fünfschillingstücke verdient hast, wenn du noch eine Reisebeschreibung gelesen oder einen anderen Vorwand gefunden hast.«
    Trotzig kreuzte Miranda die Arme, starrte weiterhin zur Zimmerdecke. »Gewisse Vorbereitungen können nicht schaden.«
    »Aber es ist falsch, sich immer nur vorzubereiten, statt endlich irgendwas zu wagen.«
    »Immerhin bin ich so auf der sicheren Seite.«
    »Reiner Schwachsinn.«
    Ärgerlich schaute Miranda ihre Freundin an. »Es wäre beispielsweise schwachsinnig, mit dürftiger Garderobe und geringen Ersparnissen auf den Kontinent zu reisen. Ganz allein!«
    »Du hast genug Geld, um eine Begleitung zu engagieren. Zum Beispiel Mrs. Fritz.«
    Miranda dachte an die ältliche Untermieterin ihres Onkels. »Aber …«
    »Schon wieder eine Ausrede, nicht wahr?«
    Miranda umschlang ihren Oberkörper noch fester und schwieg.
    »Uff!« Georgette stand auf und griff nach ihrem Hut. »Jetzt muss ich mich verabschieden. Wenn ich an die Chance denke, die du dir vielleicht entgehen lässt, werde ich grün vor Neid. Das würde dir so guttun. Downing ist berühmt für seine Erfolge bei den Frauen.«
    Triumphierend hob Miranda einen Finger. »Genau deshalb sollte ich mich von ihm fernhalten.«
    Georgette schüttelte entschieden den Kopf. »Genau deshalb solltest du zu ihm laufen!«
    Miranda dachte noch lange an die Worte ihrer Freundin, während sie an ihrem kleinen, schäbigen Pult saß und gedankenverloren vor sich hin starrte.
    Sie zog die kurze Mitteilung von Eleutherios hervor, die das Vorabexemplar begleitet hatte. Beinahe zärtlich strich sie über die krakeligen, eng aneinandergereihten Buchstaben.
    Liebe Mistress Chase, genießen Sie das beiliegende Geschenk . Eleutherios.
    Über die Anrede »Mistress Chase« würde Mr. Pitts höhnisch lachen, denn er gehörte zu jenen, die die Vorliebe des Autors für blumige Formulierungen brandmarkten.
    Was sollte sie nur schreiben? Egal. Sicher hatte Georgette recht, dass ein Brief sie von Downing ablenken würde. Sie glättete das Papier und tauchte die Feder ins Tintenfass und brachte die Anrede zu Papier. Dann hielt sie kurz inne, bevor sie zügig fortfuhr.
    Die Gerüchte, die einer Fortsetzung Ihres schönen Werkes gelten, haben mich verblüfft. Aber das ist London, und ich sollte mich nicht über meine mangelnden Kenntnisse wundern, wenn es um gesellschaftliche Neuigkeiten geht. Zuerst erfuhr ich bei einer höchst seltsamen Begegnung von Ihrem nächsten Projekt.
    Sollte sie noch einmal von vorne anfangen? Nicht nötig, es war unwesentlich. Unwesentlich? Immerhin hatte die Begegnung ihre ganze Welt erschüttert und sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Dennoch schrieb sie entschlossen weiter und verbannte zu intensive Gedanken an den Viscount.
    Ein äußerst schamloser, verwirrender Mann …
    Nein, das war zu unfreundlich und widersprach der Absicht, nicht an ihn zu denken.
    Beiläufig erwähnte ein Kunde in der Buchhandlung, er habe gehört, Sie würden eine Fortsetzung schreiben. Am n ächsten Tag wusste es die ganze Stadt. Ich weiß nicht, wieso der Kunde es vor den eifrigsten Londoner Klatschkolumnisten herausgefunden hat. Aber wahrscheinlich folgt das gesellschaftliche Geschwätz mysteriösen Wegen, oder er hat das Gerücht selbst in Umlauf gesetzt.
    Miranda überlegte, ob sie auch das streichen sollte. Hatte sie wirklich immer nur das eine im Kopf? Sie klopfte mit dem Ende des Federkiels gegen ihre Lippen, ehe sie beschloss, die letzten Worte stehen zu lassen. Immerhin war es eine plausible Erklärung. Und Downing, fand sie, hatte überdies keine Schonung verdient.
    Eine erfreulichere Neuigkeit – ich habe den Gruselroman begeistert zu Ende gelesen und muss Ihnen wieder einmal danken.
    Miranda ließ sich noch ein paar poetische Absätze einfallen, bevor sie das Schreiben mit der Bemerkung schloss, sie erwarte keine Antwort und habe einfach nur das Bedürfnis empfunden, ihm ihre Dankbarkeit auszudrücken. Schwungvoll unterzeichnete sie den Brief, versiegelte ihn und legte ihn neben ihre Tür, damit er zur Post gebracht wurde.
    Anschließend schrieb sie an Mr. Pitts, dem sie alles über den Viscount anvertrauen konnte. Zwar würde ihn die Abneigung des Gentleman gegen Eleutherios vermutlich entzücken, aber sie ahnte, dass er Downing genauso wenig mögen würde. Deshalb gab sie dessen Adelstitel nicht an und schilderte nur die Begegnungen.
    Manchmal benahm Mr. Pitts sich wirklich ziemlich unangenehm, denn seit seinem ersten Leserbrief an die Daily

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