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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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Kutsche mit den herabgelassenen Jalousien.
    »Da steige ich nicht ein.«
    »Eben erst wurde der Wagen desinfiziert. Flöhe, die nach dem süßen Blut von Verkäuferinnen hungern, werden Sie vergeblich suchen.«
    Sie starrte ihn an. »Ich kann nicht.«
    »Haben Sie Angst, ich würde Sie während der Fahrt verführen, Miss Chase?«
    Als sie nicht antwortete, bloß den Kopf schüttelte, bedeutete er ihr einzusteigen.
    Obwohl das Gespann ganz friedlich wirkte, waren die Pferde ihr unheimlich. Sie konnten durchgehen, alles in Grund und Boden stampfen oder zu Tode schütteln, sofern es sich um die Insassen der Kutsche handelte. Nein, sie würde nicht einsteigen.
    »Treffen wir uns bei Lady Banning«, schlug sie vor.
    »Leider geht das nicht, weil wir vorher woanders halten müssen.«
    »Wo?«
    »Wie lästig Sie heute sind! Dauernd behelligen Sie Ihren Arbeitgeber mit Fragen.«
    »Sie sind nicht mein Arbeitgeber, Mylord. Das ist mein Onkel. Indem ich für Sie tätig bin, erweise ich ihm einen Gefallen.«
    Und verdiente einen beträchtlichen Prozentsatz, wie sie zugeben musste. Trotzdem würde sie nicht in diesen Wagen steigen, um eine Entfernung von wenigen Schritten zurückzulegen – so schön sein Inneres auch sein mochte.
    Mit einem Finger hob Downing ihr Kinn und entfachte erneut die Glut. »Bitte, steigen Sie ein. Nichts wird Ihnen zustoßen, das verspreche ich.«
    Hilflos schaute sie in seine Augen. Hitze. Gefahr … Was war gefährlicher: er oder das Gespann? Nun gut, nur eine kurze Kutschfahrt. Schweigend nickte Miranda und ließ sich von dem Jungen beim Einsteigen helfen. Wenn sie einfach an etwas Schönes dachte, würde sie die Fahrt schon überstehen.
    »Zu Madame Ga…«
    Sofort zuckte sie zurück. »Lieber nicht.« Georgette würde sie mit Sicherheit verfluchen und in den tiefsten Höllengrund schicken, wenn sie jemals erfuhr, dass ihre Freundin ein neues Kleid abgelehnt hatte, von welcher Modistin auch immer. Trotzdem: Sie war nun mal ein berufstätiges Mädchen, und die kleideten sich nun mal wie sie. Sich deshalb zu schämen war unnötig. Sogar dumm.
    Allein schon bei dem Gedanken, er könnte ihr ein Kleid kaufen, wurde ihr schwindlig. Ausgerechnet jetzt, wo sie sowieso verzweifelt darum rang, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
    Sie beobachtete, wie der Kutscher Downing fragend anschaute. »Vielleicht später«, sagte er lächelnd und forderte sie neuerlich mit einer Handbewegung auf, sich endlich hinzusetzen.
    Es ging nur um Bücher, dachte sie, als sie Platz nahm.
    Die Innenausstattung war überwältigend. Aus der Ferne hatte sie schon oft in elegante Kutschen gespäht und stets üppige Polsterungen, viel Gold und Seidenquasten gesehen. Dieses Gefährt hingegen war bei aller Eleganz und trotz edler Materialien erstaunlich schlicht. Downings Farbvorlieben entsprechend in Schwarz und Grau gehalten mit dezenten goldenen und silbernen Akzenten.
    Sie sank in die weichen Samtpolster. Eine Wohltat für die Sinne. Der dicke, weiche Stoff liebkoste ihre Hand, lud ihre Finger zum Verweilen ein und verhieß stumm magische Freuden. Zweifellos hatte dieser Bezug ein Vermögen gekostet. Das sah man, obwohl nichts protzig wirkte.
    Ein Pluspunkt für Downing, zumindest in diesem Fall.
    Als könne er ihre Gedanken lesen, wandte er sich an sie. »Stimmt etwas nicht?«, fragte er und schlug auf der Bank ihr gegenübersitzend die Beine übereinander. Streifte dabei, wie immer, ihre Röcke. Beiläufig, unabsichtlich, wie es schien. Miranda wusste es besser.
    »Ich bin etwas überrascht, weil ich in diesem Wagen …, nun sagen wir, anderes erwartet hatte.«
    »Etwas, das unter der Oberfläche herumgeistert?« Er grinste spöttisch, doch sogleich verwandelte sich sein Blick wieder, nahm jene eindringliche Intensität an, die sie inzwischen nur zu gut kannte.
    »Eins zu null für Sie, ich muss es zugeben.«
    »Grämen Sie sich nicht, Miss Chase.« Jetzt war es sein Knie, das sie wie zufällig streifte. »Ich werde Sie deshalb nicht aufziehen. Nicht allzu sehr.«
    Unbewusst strichen ihre Finger immer noch über den Samtbezug der Polsterung, und das Gefühl, eher in einem Salon als in einem gefährlichen Vehikel zu sitzen, beruhigte sie.
    »Warum bringen Sie mich zu Lady Banning?«
    Zu ihrer Erleichterung klang die Frage beiläufig und täuschend gelassen. Die Countess gehörte zur literarischen Elite von London. Angeblich besaß sie jedes Buch, das jemals gedruckt worden war, sogar eine geheime Zweitausgabe des Beowulf ,

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