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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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betrachten können, denn so selten war diese Art von Lebensläufen sicher nicht. Doch die Tatsache, dass beide – und sonst niemand – innerhalb einer Woche an Fefe gestorben waren, deutete in eine ganz andere Richtung.
    »Mir kommt es allmählich so vor, dass es keine so schlaue Idee war, mit dem Jaguar herzukommen.«
    »Ja. Mir auch.« Marc blickte sich in dem entzückenden Städtchen Endicott, Colorado, um.
    Überall Anzeichen von Armut und Entbehrung. Endicott sah aus wie ein Hausbesetzerviertel. Zerfallene Häuser, zusammengezimmerte Schuppen, Wohnwagen stellten den größten Anteil der Gebäude dar. Alte, verrostete Autos und Pick-ups ohne Räder lagen auf Betonblöcken in Vorgärten oder am Straßenrand, die Mülleimer quollen über.
    Der Jaguar hob sich ab wie ein schwarzer Hengst auf einer Weide mit Ziegen. Und Sophie mit ihrem schimmernden Haar und dem nagelneuen Kostüm ebenfalls. Es bereitete Marc großes Unbehagen, nicht, weil er Sorge hatte, dass jemand den Wagen stehlen oder Sophie etwas antun würde. Doch sie fielen auf. Das hieß, man würde sich an sie erinnern.
    »Vor fünf Jahren kam ein Tornado hier durch und hat den Ort dem Erdboden gleichgemacht«, erzählte Sophie. »Die meisten Leute waren arm und lebten in Wohnwagen, aber staatliche Hilfe gab es nicht. Wir haben damals eine große Story darüber gebracht. Inzwischen scheinen die Bewohner den Ort mehr schlecht als recht selbst wiederaufgebaut zu haben.«
    »So sieht’s aus.«
    Marc und Sophie hatten mit Hilfe der Unterlagen der Strafverfolgungsbehörde die Familie des einen Opfers aufgespürt. Sie wollten die Eltern interviewen und herausfinden, ob es eine Verbindung zu Megan gab. Falls Marcs Ahnung sich als zutreffend erwies und diese Verbindung tatsächlich existierte, dann konnte es sein, dass die Eltern den DOC -Bericht noch hatten oder sich vielleicht an Einzelheiten wie Namen erinnerten. Es bestand sogar die sehr entfernte Möglichkeit, dass sie wussten, wo Megan sich versteckte, und auch wenn sie beide nicht daran glaubten, war es allemal besser, als herumzusitzen und zu warten, bis sie die Ergebnisse der Drogenanalyse bekamen.
    Aber sosehr Marc sich auch wünschte, der Sache auf den Grund gehen zu können, so gab es auch einen Teil in ihm, der auf eine Sackgasse hoffte. Es machte ihn rasend, darüber nachzudenken, dass diese jungen Frauen umgebracht worden und dass der oder die Täter noch immer hinter Megan her waren. Und noch mehr verabscheute er die Angst, die sich in ihm festsetzte und immer stärker in sein Bewusstsein drängte … die Angst, dass Megan bereits tot war.
    Nachdem Sophie vergangene Nacht eingeschlafen war, hatte er im Internet gesurft und nach nicht identifizierten Toten, ausgesetzten Babys und Fefe gesucht, aber nichts gefunden, was auf Megan hinwies. Die Leiche einer Schwarzen am Strand von Miami. Ein toter Junge an der Busstation in East St. Louis. Ein neugeborenes Findelkind in Detroit. Aber all das hieß nicht, dass Megan noch lebte.
    Eine Leiche zu verbergen war nicht schwer.
    »Es müsste da vorne sein. 423 , First Street.« Sophie sah noch einmal auf die Adresse, die sie ausgedruckt hatte. »Ja, direkt vor uns.«
    Das Haus war kaum mehr als eine Bretterbude. Durch den weißen Anstrich war an vielen Stellen das graue Holz zu sehen. Ein Maschendrahtzaun grenzte einen Teil des Vorgartens ein, fehlte aber auf einer Seite ganz. Die Fliegengittertür besaß kein Fliegengitter mehr.
    Sophie nahm einen Stift und einen Notizbock aus ihrer Aktentasche und vergewisserte sich, dass sie das Aufnahmegerät dabeihatte. »Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Ihre Tochter ist erst vor ein paar Tagen gestorben. Vielleicht wollen sie noch nicht reden.«
    Hunt hielt vor dem Haus und stellte den Motor ab.
    »Du wirst dein Bestes geben, das weiß ich.«
    Sie stieg aus und lächelte zwei Jungen zu, die im Nachbargarten gespielt hatten, nun aber auf den Wagen starrten. Sie betrat die Veranda, die eigentlich nur eine grob zusammengezimmerte Plattform war, und klopfte.
    Eine Frau öffnete und musterte Sophie mit einem misstrauischen Blick, bevor sie zum Jaguar hinüberstarrte.
    »Haben Sie sich verirrt oder was?«
    Die Frau musste etwas über fünfzig sein. Das lange Haar war mehr grau als blond, und die grauen Augen wirkten hart. Sie trug eine Arbeitsuniform aus dunkelblauem Polyester.
    »Lisa Brody? Ich bin Sophie Alton vom
Denver Independent.
Ich weiß, es ist ein wenig unverschämt, einfach so auf Ihrer Schwelle

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