Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
Heirat?«
Edwards Hand ballte sich um das Blatt. »Nein. Was er will, sind fünftausend Pfund.«
Marissa und ihre Mutter stießen einen stummen Schrei aus. Eine Geldforderung schien ihnen aus unerfindlichen Gründen noch grausamer, als eine Heirat erzwingen zu wollen. Marissa setzte sich zu ihrer Mutter auf das Sofa und nahm ihre Hand.
»Das ist ungeheuerlich«, schimpfte Cousin Harry.
Jude hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. »Fünftausend Pfund, oder er tut was?«
Alle sahen Edward an, dessen Hand langsam nach unten sank. Er presste die Lippen zusammen und schwieg.
»Was will er machen?«, fragte Marissa.
Edward räusperte sich.
»Oh, jetzt lies schon den Brief vor, Edward!«, rief Marissa, denn sie hielt die Spannung nicht mehr aus.
»Ja, bitte«, stimmte ihre Mutter ein. Offensichtlich konnte man unmöglich angemessen dramatisch reagieren, ohne Einzelheiten zu kennen.
Edward räusperte sich erneut und las vor: »Mir wurde bekannt, dass die ehrenwerte Miss Marissa York kürzlich in einer skandalösen Umarmung ertappt wurde. Falls Ihnen an Miss Yorks kostbarer Reputation gelegen ist, bringen Sie fünftausend Pfund zur angegebenen Zeit zum unten beschriebenen Ort.«
»Ich nehme an, der Brief ist nicht unterzeichnet«, sagte Jude.
»Nein, ist er nicht.«
»Woher wissen Sie dann, dass er von White kommt?«
Edward errötete, und seine Wangenmuskeln zuckten.
Aidan lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. »Der kann von jedem sein.«
»Er bietet Beweise an«, knurrte Edward schließlich.
»Oh, Baron!«, rief Marissas Mutter. »Lies doch den Brief ganz vor!«
Seine Ohren röteten sich ebenfalls und obwohl Marissa keine Ahnung hatte, was er sagen würde, hob sie eine Hand, um ihn aufzuhalten. Es war zu spät.
»Falls«, las Edward weiter, »Sie das Geld nicht wie angegeben aushändigen, werde ich der Gesellschaft enthüllen, dass Miss York kompromittiert wurde. Als Beweis liefere ich die Beschreibung des herzförmigen Geburtsmals sehr weit oben an Miss Yorks Schenkel.«
Auf seine Worte hin ging ein Rauschen durch den Raum. Teils rührte es wohl daher, dass mehrere Anwesende hörbar die Luft anhielten. Und nicht zuletzt war es dem trällernden Wimmern ihrer Mutter geschuldet. Ganz besonders aber klang es für Marissa, als würden Wellen in ihren Ohren branden.
»Denkt er, dass wir ihn nicht umbringen?«, hörte sie Aidan raunen.
»Ich machte es ihm eigentlich unmissverständlich klar«, antwortete Jude so ruhig wie immer.
Cousin Harry stellte die drängendste Frage: »Weiß irgendjemand, wo er ist?«
Die Wellen tosten weiter durch Marissas Kopf, und endlich begriff sie, dass es ihr Puls war, der so laut rauschte.
»Er ist zweifellos in der Nähe«, sagte Edward frostig. »Ich vermute, dass er sich bei den Brashears aufhält, der Familie seiner Schwester. Sie wohnen nur eine gute Stunde entfernt.«
»Na, dann statten wir ihm einen Besuch ab, nicht wahr?«, schlug Aidan vor. »Wie es aussieht, sollte ihm jemand demonstrieren, wie viel wertvoller sein Leben ist als erbärmliche fünftausend Pfund.«
Marissa hörte das Murmeln der Männer, die sich zusammenrotteten, und stellte fest, dass sie die Augen geschlossen hatte. Sie zwang sich, sie wieder zu öffnen, auch wenn sie sich lieber für immer versteckt hätte. Könnte sie doch nur jetzt sofort verschwinden, damit ihr die nächsten Momente erspart blieben.
Sie faltete die Hände im Schoß, um das Zittern zu bändigen, und sagte: »Es könnte ein anderer sein.«
Die Männer reagierten nicht, so sehr waren sie in der Mordplanung gefangen.
Marissas Mutter neben ihr murmelte vor sich hin, wobei mehrfach Worte fielen wie Erpressung und Skandal und Halunke. Sie klang gleichermaßen entsetzt wie bezaubert, doch Marissa wollte schwören, eine Spur von Freude herauszuhören.
»Es könnte ein anderer sein«, wiederholte sie lauter.
Einer nach dem anderen verstummten die Herren und drehten sich zu ihr um.
»Wie bitte?«, fragte Edward.
»Es kann sein, dass Peter White den Brief nicht geschrieben hat.«
Aidan verdrehte die Augen, als wäre sie ein albernes Ding, dessen Verstand sich im Schneckentempo bewegte. »Marissa, er hat ihn zweifellos geschrieben. Oder zumindest jemand, der ihm eng verbunden ist.«
Alle warteten mehr oder weniger verwirrt auf ihre Erklärung. Alle, bis auf Jude. Der zog eine Braue hoch und betrachtete Marissa amüsiert.
»Es besteht die vage Möglichkeit …« Ihre Kehle war
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