Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
White.
Bei Gott, was für eine Verschwendung es gewesen war! Weder so angenehm genussvoll wie ihre Nacht mit Charles noch so unerwartet erstaunlich wie mit Fitzwilliam. Und erst recht nicht wie das wilde Vergnügen, das Jude Bertrand ihr gezeigt hatte.
Sie sah ihn an und wurde erst durch seinen Blick gewahr, dass sie die Finger auf ihre Lippen gepresst hatte. Seine Augen richteten sich genau dorthin.
»Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich doch eifersüchtig bin«, murmelte er.
Rasch ließ sie die Hand sinken. Beinahe wäre ihr herausgerutscht, dass sie an ihn gedacht hatte, nicht an Fitzwilliam. Aber das würde es um nichts besser machen.
»Ich kannte Sie damals nicht«, sagte sie spitz.
»Ah, Sie würden mich auch heute nicht kennen, könnten Sie es verhindern.«
Was konnte sie darauf sagen? Hatte sie ihn nicht abgewiesen, sobald sie die Gefahr beseitigt glaubte?
Er beugte sich vor. »Sie müssen kein schlechtes Gewissen haben. Im Laufe der Jahre habe ich selbst einige Küsse genossen. Und Ähnliches.«
Marissa nickte und stand auf, um zu gehen. Aber irgendwie hatten seine Worte nicht den Effekt, dass sie sich besser fühlte. Im Gegenteil: Sie fühlte sich viel, viel schlechter.
Kapitel 15
J ude Bertrand war in einer lausigen Stimmung. Schlimm genug, dass er abermals Peter White gegenübertreten musste, er hatte sich überdies einer unangenehmen Wahrheit zu stellen.
Vor zwei Wochen noch war er sich so sicher gewesen, was die Verführung Marissa Yorks betraf. Ja, sie war wild und verrucht, aber er war närrisch genug gewesen, zu denken, dass er ihr mittels Wonne den Kopf verdrehen könnte. Er hatte vorgehabt, ihr genau zu zeigen, wohin diese Verruchtheit führen konnte.
Was für ein arroganter Idiot er gewesen war! Anscheinend wusste sie längst, dass Verruchtheit eine Menge Spaß machen konnte.
Auf einmal stellte Jude fest, dass er ihr Faible für unerfahrene Jünglinge nicht mehr amüsant fand. Er hatte Fitzwilliam Hess ein oder zwei Mal gesehen. Abgesehen von seinem Ruf, ein erfahrener Liebhaber zu sein, sah der Mann auch noch genau wie jene Herren aus, die Marissas Aufmerksamkeit erregten: schmal, hübsch und auf Hochglanz poliert. Und dieser Charles … Jude hätte zu gerne einen Blick auf ihn geworfen, doch es gab keinen Grund, ihn zu treffen, es sei denn, um sich selbst zu martern.
Als Peter White endlich in den Salon der Brashears kam, bleckte Jude die Zähne zu einem Raubtierlächeln. Sein Lächeln wurde sogar noch breiter, als er feststellte, dass der Kerl immer noch ein verfärbtes Auge hatte und nervös die Hände rang. Jude überlegte gerade, ihm einen Hieb auf die Nase zu verpassen, als Aidan ihm zuvorkam, indem er White bei seiner Krawatte packte und in die Luft hob.
»Was …?«, krächzte White und griff nach Aidans Handgelenken.
»Macht es Ihnen Mühe, Ihren Mund geschlossen zu halten?«, knurrte Aidan.
»Nein! Ich … bitte …« Als sein Gesicht violett anlief, ließ Aidan ihn runter und versetzte ihm sicherheitshalber noch einen kräftigen Schubs. White stolperte nach hinten gegen die Wand.
»Dann fangen Sie lieber an zu erklären«, sagte Aidan über Whites Husten hinweg. »Sollte ich von Ihrer Ehrlichkeit überzeugt sein, kommen Sie vielleicht lebend aus diesem Zimmer heraus.«
»Ich … ich kam auf das Anwesen, um sie zu sehen, das gestehe ich. Wir trafen uns, aber es ist nichts passiert!« Seine Glubschaugen wanderten zu Jude. »Er war dort!«
Aidan war nicht zufrieden. »Der Brief.«
»W-welcher Brief? Ich habe Briefe geschickt, aber doch nur, weil ich sie zur Heirat überreden wollte. Es war keineswegs ehrenrührig, was ich schrieb. Ich schwöre es bei meinem Leben.«
»Was ist mit dem Letzten?«, fragte Jude.
»Was soll damit sein? Sie traf mich, und ich sagte ihr, was ich sagen wollte. Ich will nichts mehr mit ihr zu schaffen haben. Sie ist eine treulose …« Er blickte sich im Salon um und verstummte.
Die anderen Männer wechselten Blicke. Edward trat bedrohlich nahe an White heran. »Wem haben Sie es noch erzählt?«
»Keinem! Gott, halten Sie mich für verrückt? Selbst wenn ich meinen Namen heraushalte, würde jeder wissen, dass ich beteiligt war. Ich würde von der Hälfte aller Gästelisten gestrichen.«
»Aber Sie haben sie bedroht.« Edward beugte sich vor. »In jener Nacht. Sie drohten, es zu erzählen, und siehe da …«
»Das habe ich nicht! Bitte, glauben Sie mir. Ich gestehe, dass ich sie verführt habe, aber ich wollte sie nicht ruinieren.
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