Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
Ich habe sie geliebt, und ich dachte, sie ist einfach nur übermütig. So etwas war nicht mein Plan!« Er schwenkte eine Hand, um auf den Raum, die Männer und die Situation zu verweisen.
»Ich hatte Sie gewarnt, dass ich Sie, sollte mir ein Wort zu Ohren kommen, zur Verantwortung ziehe.«
»Ich verspreche Ihnen, wenn jemand redet, bin ich das nicht.«
»Was ist mit Ihren Gastgebern?«
»Ich habe nichts gesagt.«
Als Edward sich über die Schulter umblickte, wies Jude in die entgegengesetzte Zimmerecke und ging dorthin. Edward kam zu ihm.
»Ich glaube, dass er die Wahrheit sagt«, murmelte Jude.
»Er ist der offensichtlichste Verdächtige.«
»Es war ihm ernst in jener Nacht, als er über seine Gefühle für Marissa sprach, und jetzt hat er hinreichend Angst, um nicht zu lügen.« Sie sahen zu Aidan, der über den kauernden Mann gebeugt war. Peter White legte beide Arme schützend auf seinem Kopf. »Er hat gar nicht den Mumm, solch eine Bestechung einzufädeln, bei der er sich mit dieser Familie und dem Gesetz anlegt.«
White schluchzte, und Edward verdrehte die Augen, ehe er wieder zu ihnen schritt. »Fakt ist, Mr White, wem Sie auch immer etwas erzählten oder nicht, ohne Ihr schändliches Betragen wäre meine Schwester nicht in dieser Situation.«
White schaute an seinen Händen vorbei. »Ich weiß. Es tut mir leid. Das habe ich nicht gewollt. Ich ging davon aus, dass wir jetzt längst verlobt wären.«
»Verlassen Sie diese Gegend, und kehren Sie nie mehr zurück.«
Röte kroch über Whites Gesicht, doch er nickte. Daraufhin machte Edward auf dem Absatz kehrt und ging.
Sobald sie aus dem Haus waren, packte Aidan den Arm seines Bruders. »Du kannst dir nicht sicher sein, dass er nichts damit zu tun hat.«
Edward schüttelte den Kopf. »Jude ist sich gewiss, dass er es nicht war.«
»Warum?«
»Ihm fehlt der Schneid.«
»Von den drei Männern, die wir verdächtigen, ist er derjenige, der sie entehrt hat. Ich sollte wieder reingehen und ihn erwürgen. Der Mann hat keinen Charakter. Verdammt, sie ist nicht mal die Erste, die er entjungfert hat!«
»Er hat einen schwachen Charakter«, pflichtete Jude ihm bei, »aber jeder Mann hat seine Schwächen, nicht wahr? Er begehrte sie wie ein Kind, das ein Spielzeug will. Auf Geld war er nicht aus, und gegenwärtig hängt auch seine Reputation an einem seidenen Faden. Falls diese Geschichte publik wird, fällt ohne Frage auch sein Name.«
Edward nickte. »Jude hat recht. White hat nichts zu gewinnen und viel zu verlieren. Und nun bleiben uns noch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.«
Aidan stieß einen Fluch aus, ließ die anderen beiden stehen und stapfte zu den Pferden.
»Tja«, murmelte Jude, »er geht gut damit um.«
»Wie Marissa sagte, haben wir ihn viel zu lange mit Samthandschuhen angefasst. Sei’s drum …« Er sah Jude an. »Wir statten den LeMonts einen Besuch ab, aber ich möchte, dass du zum Herrenhaus zurückreitest.«
Jude stutzte. Er wollte sich diesen Charles LeMont eigentlich gern einmal ansehen. »Wäre dir eine weiteres Augenpaar nicht lieber? Ich besitze eine recht gute Menschenkenntnis.«
»Ich möchte nicht, dass sie zu lange allein ist, falls die Drohungen boshafter werden. Außerdem schadet es nicht, wenn ihr zwei mehr Zeit miteinander verbringt. Es scheint ziemlich sicher, dass ihr heiraten werdet.«
Jude blickte in die Ferne – nach Westen, wo das York-Anwesen lag. Eine Stunde Ritt, dann wäre er wieder bei Marissa. Und er wollte sie dringender sehen als diesen Charles LeMont. Was versprach er sich überhaupt davon, den Mann zu treffen? Gäbe ihm eine Ähnlichkeit etwa Grund zur Hoffnung?
Das war lächerlich … und erbärmlich.
Also nickte er und ritt allein zurück. Anscheinend sollte er bekommen, was er wollte, nämlich Marissa York zur Ehefrau. Allerdings war er sich nicht mehr so sicher, dass dieser Skandal ein glückliches Ende nehmen würde.
Inzwischen war es herbstlich kühl geworden, sodass in dem ansonsten stillen Salon ein Feuer knisterte und knackte. Nach einem langen, bedrückend ruhigen Abendessen mit ihrer Mutter, Tante Ophelia und Cousin Harry war sie mit Jude allein.
Ihre Mutter war mit ihnen in den Salon gekommen, hatte sich jedoch nach einigen Minuten, während derer sie mehrmals laut erklärte, wie müde sie wäre, zurückgezogen.
»Nein, nein! Ihr zwei bleibt hier«, hatte sie gesagt, obwohl weder Marissa noch Jude Anstalten machten, das Zimmer zu verlassen. Endlich hatte sie übertrieben
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