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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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und zog die junge Frau aus ihrem Behelfsgefängnis. Zum ersten Mal schien diese Familie skandalöser als seine eigene, und er musste zugeben, dass er das Drama inzwischen nicht mehr genoss.
     
    Marissa rannte durchs Haus. Ihre Hände wie ihr Herz flatterten vor Unruhe. Sie wusste nichts, außer dass jemand gefangen und zu ihnen nach Hause gebracht worden war, was überhaupt keinen Sinn ergab. Harry behauptete, dass die Männer nicht mehr wüssten als sie, und er schien so unbesorgt wie die Baroness, die auf der gesamten Rückfahrt vergnügt über Intrigen plauderte. Marissa war außer sich.
    Ihretwegen könnte der Ruf ihrer Familie dauerhaft ruiniert sein, und jeder außer ihr nahm es wie eine Farce! Diese Leute trieben sie noch in den Wahnsinn.
    Ihre Schuhe schlitterten über den Boden, als sie zu schnell um eine Ecke rannte, und Marissa taumelte unsanft gegen die Wand, lief aber weiter. An der nächsten Ecke streckte sie die Arme zur Seite, um nicht zu stolpern. Dann erreichte sie das Studierzimmer ihres Bruders … dessen Tür verriegelt war.
    Nachdem sie vergebens am Knauf gerüttelt hatte, klopfte Marissa ungeduldig. Das leise Gemurmel der Männerstimmen brach ab, und sie hatte den Eindruck, dass alle, sie selbst eingeschlossen, den Atem anhielten.
    »Lasst mich rein!«, zischte sie.
    Das Gemurmel hob wieder an, und wenige Augenblicke später vernahm sie endlich das klickende Schloss. Edward steckte sein Kopf durch den Türspalt. »Du solltest nicht hier sein, Marissa. Dies ist kein Ort für eine Dame.«
    Sie versuchte, ihn aus dem Weg zu schieben, doch er rührte sich nicht vom Fleck. »Das ist mein Skandal, Edward. Sei nicht albern.«
    »Marissa …«
    »Aus dem Weg!« Sie trat ihm gegen das Schienbein, was an ihren Zehen stärker schmerzte als an seinem Bein, aber Edward war so erschrocken, dass er einen Schrei ausstieß.
    »Ich will wissen, wer es ist, Edward!«
    »Das wissen wir nicht«, sagte er, rieb sich theatralisch das Bein und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    Jude würde sie einlassen. Dessen war sie sich sicher, und deshalb rief sie seinen Namen, woraufhin Edward die Augen verdrehte. »Na gut, du starrköpfiges Frauenzimmer. Komm rein und sieh, ob du dem allen mehr Sinn abgewinnen kannst als wir.«
    Er öffnete die Tür, und Marissa schaute sich suchend nach dem Erpresser um. Da erblickte sie Jude, nur drei Schritte entfernt, den Arm zur Tür ausgestreckt. Für einen Moment glaubte sie, er würde ihn nach ihr ausstrecken, und ihr Herz klopfte schneller. Vielleicht hasste er sie doch nicht. Vielleicht war es nicht zu spät.
    Dann aber sank sein Arm nach unten, und als sie ihn ansah, blickte er zu Boden.
    Marissa starrte auf sein kantiges Kinn und wünschte, sie hätte das Recht, ihn zu berühren. Könnte sie ihn doch begrüßen, sich auf die Zehenspitzen stellen und ihm einen Kuss auf den Mund geben. Aber mit allem, was zwischen ihnen war, stünde ihr diese Freiheit wahrscheinlich nicht einmal zu, falls sie heiraten sollten. Sie wären wie jene anderen unglücklichen Paare, die um des Scheins willen auf jedem Ball einen Tanz gemeinsam absolvierten. Was würden die Leute sehen, wenn sie Marissa und Jude betrachteten? Eine unglückliche Verbindung, würden sie sagen, und es wohl Judes Erscheinung und niederer Herkunft anlasten.
    Marissa fühlte einen scharfen Stich, dort, wo eben noch ihr Herz schneller gepocht hatte. Solch eine Zukunft war ihr unerträglich. Sie trat näher zu Jude und berührte seine Hand.
    Er zog die Brauen zusammen und sah auf. Aber noch bevor sie den Ausdruck seiner Augen deuten konnte, schlug Edward die Tür zu und verriegelte sie, sodass Marissa vor Schreck Judes Hand wieder losließ.
    »Nun?«, sagte er. »Hier ist unsere Schuldige, aber sie …«
    »Sie?«, fragte Marissa. Erst jetzt bemerkte sie die Gestalt, die zusammengekauert in einer Sofaecke hockte.
    »Ja, sie ist eine Bedienstete. Wir denken, sie will nicht enthüllen, wer ihre Herrschaft ist. Auch sonst gibt sie nichts preis.«
    Marissa beugte sich vor, um unter die Kapuze zu lugen, konnte jedoch das verdunkelte Gesicht nicht erkennen. »Nehmen Sie bitte die Kapuze ab«, sagte sie laut, aber die junge Frau krümmte sich nur noch mehr zusammen.
    »Sie sagt nichts«, knurrte Aidan. »Sie hat nicht mal geredet, als wir ihr mit dem Gendarmen drohten, und es ist gut möglich, dass uns am Ende keine andere Wahl bleibt.«
    Marissa schaute stirnrunzelnd das Mädchen an, wurde aber kurz abgelenkt, weil Jude sich neben ihr

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