Süße Fesseln der Liebe
Hause gekommen, als ich erwartet hatte, meine Liebe«, erwiderte er sanft, »und deshalb habe ich beschlossen, mit den charmanten Geschäftsführerinnen des Almack's Bekanntschaft zu schließen.«
»Nun, ich fürchte, Sie müssen sich mit mir zufriedengeben, Sir Greville«, erwiderte Lady Sefton und lächelte wieder einfältig. »Meine Freunde sind heute Abend anderweitig beschäftigt.«
Er verneigte sich. »Darf ich sagen, Ma'am, dass deren Abwesenheit in Ihrer Gesellschaft kaum ins Gewicht fällt?«
»Oh, Sie sind wirklich schamlos!«, stieß Lady Sefton hervor und schlug ihm spielerisch mit dem Fächer auf den Unterarm. »Lady Falconer, Sie sollten Ihren Ehemann besser auf das Parkett führen, bevor er uns allen noch die Schamesröte ins Gesicht treibt!« Ihr Seidenkleid raschelte, als sie mit geröteten Wangen davonrauschte.
»Du flirtest«, warf Aurelia ihm lachend vor, »Greville, das ist wirklich abscheulich. Niemals hätte ich gedacht, dass du so tief sinken kannst.«
»Ich habe nur meiner Gastgeberin geschmeichelt«, protestierte er, hob ihre Hand an seine Lippen und drückte einen zarten Kuss auf die Fingerspitzen. Seine Augen glitzerten schelmisch. »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich das Gegenteil getan hätte?«
Lächelnd wandte er sich an David. »Vielen Dank, dass Sie sich um meine Frau gekümmert haben, Forster.«
David erwiderte das Lächeln. »Wenn ich richtig verstanden habe, bin ich ab sofort überflüssig«, verkündete er, »in diesem Fall möchte ich mich zu Harry an den Kartenspieltisch gesellen.« Er verbeugte sich vor Aurelia, nickte Greville spöttisch mit dem Kopf zu und eilte in Richtung der Doppeltüren am anderen Ende des Salons.
»Hoffentlich ist er nicht beleidigt«, bemerkte Aurelia.
»Du liebe Güte, warum sollte er beleidigt sein?«, wollte Greville wissen. »Ich bin mir sogar sicher, dass er mehr als glücklich ist, aus seiner Pflicht entlassen zu werden und beim Kartenspiel in Ruhe seinen Tee trinken zu können.«
»Das klingt fast so, als würde das eher für dich gelten.« Sie schlug ihren Fächer auf. »Was treibt dich hierher?«
»Ich wollte mich erkundigen, wie dein Nachmittag gelaufen ist.« Er nahm sich ein Glas Limonade vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. »Du siehst ein wenig erhitzt aus, meine Liebe.«
»Es ist sehr stickig im Salon, und ich habe getanzt«, erwiderte Aurelia unwirsch und fragte sich insgeheim, warum sie sich ärgerte. Denn eigentlich hatte sie sich gefreut, ihn zu sehen; aber jetzt schien es, als wollte er ihrer Freude absichtlich einen Dämpfer verpassen. Hätte er nicht wenigstens so tun können, als wäre er nur um ihretwillen erschienen?
»Ich bin mir sicher, dass der Bericht hätte warten können, bis ich wieder zu Hause bin«, entgegnete sie kühl und nippte an ihrer Limonade. »Aber zufällig hält sich die Countess heute Abend hier auf.«
»Ah … wo steckt sie denn?« Er ließ den Blick über die Menge schweifen, eine leichte Aufgabe, weil er die meisten Gäste beinahe um Haupteslänge überragte.
»Drüben am Fenster, zusammen mit ihrem Ehemann und Lord und Lady Buxton.«
»Die eher üppige Lady mit der purpurfarbenen Mantille?«
»Ja.«
Beiläufig ließ er den Blick wieder durch den Salon schweifen. Niemand ahnte, dass er mit diesem einzigen Blick bereits sämtliche Bekannten erspäht und sich zusätzlich noch jede Einzelheit von Lady Lessinghams Erscheinung und Kleidung eingeprägt hatte. »Vielleicht solltest du mich vorstellen«, schlug er vor, nahm Aurelia ihr leeres Glas ab und stellte es auf einen schmalen Tisch.
»Ja, das sollte ich vielleicht.« Sie ging einen Schritt voraus, drehte sich um und bemerkte beiläufig über die Schulter: »Vermutlich ist das der wahre Grund, weshalb du hier aufgetaucht bist.«
»Einer unter mehreren.« Er zwinkerte ihr so unmissverständlich zu, dass der Ärger sich in leisem Gelächter verflüchtigte.
Es ist nicht gut, dachte Aurelia, ich kann nicht leicht in meine Rolle schlüpfen wie Greville. Denn im Grunde genommen legt er seine Rolle niemals ab, spielt sie jede Minute, Tag und Nacht, während ich mich ständig ermahnen muss, wieder mit dem Spiel zu beginnen. Und manchmal ist es wirklich lästig.
Eigentlich wollte sie sich nur vergnügen, wollte sich nur an Grevilles Gesellschaft erfreuen. Dennoch kam es nicht infrage, an seinem nüchtern geschäftsmäßigen Auftreten Anstoß zu nehmen. Was sonst hätte sie erwarten sollen? Schließlich hatte er ihr niemals etwas anderes
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