Süße Fesseln der Liebe
Erster in der Küche auf. Kaum hatte er das Kind erblickt, erfasste ihn eine Welle der Erleichterung. Jetzt konnte er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Suche nach Aurelia konzentrieren. Er durchquerte die Küche und ging vor Franny in die Hocke. »Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Franny. Aber deine Mutter möchte, dass du die Nacht bei Stevie und Susannah im Kinderzimmer verbringst.«
»Wo ist Mama?«, wollte Franny, ein Stück Marzipan im Mund, wissen.
»Sie tanzt, meine Süße«, erklärte Cornelia, die hinter Greville stand, und wechselte einen Blick mit ihm. »Lass uns zu Linton nach oben gehen. Sie wartet bereits auf dich.« Cornelia nahm Franny auf den Arm, ohne auf ihren Protest zu achten.
»Da liegt ein geknebelter Kerl im Haus und wartet auf Sie, Sir Greville«, erklärte Lester lakonisch. »Ich würde sagen, dass dieser Hund es wert ist, in Gold aufgewogen zu werden. Hatte ihn an der Kehle und wartete schon auf mich, damit ich mich um ihn kümmere.«
Harry war gerade mit Alex in die Küche gekommen und pfiff leise durch die Zähne. »Dann hatten sie es also auch auf Franny abgesehen?«
»Scheint so«, bemerkte Greville grimmig und ging zu der Tür, die nach draußen führte. »Aber das werde ich schon bald herausgefunden haben.«
»Ich komme mit«, meinte Harry.
Greville hob abwehrend die Hand. »Nein, bei dieser Angelegenheit brauche ich keine Unterstützung. Ich ziehe es vor, meine schmutzige Arbeit allein zu erledigen. Außerdem kann man nie wissen, wie hartnäckig er Widerstand leisten wird.«
Harry zuckte die Schultern. »Wie Sie wünschen. Aber was können wir tun?« Er suchte Alex' Blick. »Wir können doch auf dich zählen, nicht wahr, Prokov?«
»Selbstverständlich.«
»Schauen Sie sich in Vasquez' Behausung um«, schlug Greville vor und gab die Adresse preis. »Mag sein, dass dort irgendein Hinweis zu finden ist … obwohl ich meine Zweifel habe. Der Mann arbeitet durch und durch professionell.«
»Er hat es sogar fertiggebracht, einen seiner Männer im Stich zu lassen«, betonte Harry.
Greville lachte kurz und hart. »Das hat er … das hat er«, bekräftigte er und eilte hinaus in die kalte Nachtluft. Sie werden Aurelia nicht noch mehr wehtun, als sie es ohnehin schon getan haben, dachte er auf dem Weg in die South Audley Street. Denn welchen Grund sollten sie haben? Schließlich wollten sie ihn, hatten es ausschließlich auf ihn abgesehen.
Aber er wusste auch, dass er sich nicht in falscher Sicherheit wiegen durfte. Sobald Vasquez ihn in seiner Gewalt hatte, hatte er für Aurelia keinerlei Verwendung mehr. Der Spanier konnte es sich allerdings nicht leisten, sie als lebende Zeugin seiner Identität laufen zu lassen. Immerhin wusste sie, wer er war und was er tat … Aber bis er seine Mission nicht erfüllt hatte, würde er sie am Leben lassen.
Greville schloss sich selbst die Haustür auf, blieb kurz stehen und betrachtete den am Boden gekrümmten Körper der Nachtwache. Der Mann war tot. Wieder ein Verbrechen auf Rechnung von Vasquez' Henkern. Dann nahm er zwei Stufen auf einmal, hörte Lyras Knurren, als er auf dem oberen Treppenabsatz angekommen war. Der Hund erwartete ihn an der Schlafzimmertür.
»Hier hältst du ihn also für mich gefangen«, bemerkte Greville und legte dem Hund beruhigend die Hand auf den großen Kopf. Lyra schmiegte sich in seine Berührung, zog sich dann wieder ins Schlafzimmer zurück und stellte sich neben das Bett, als wollte sie ihrem Herrn die neueste Beute anbieten.
»Sieh an, was haben wir denn da?«, murmelte Greville angesichts der auf dem Bauch liegenden Gestalt. Mühsam drehte Miguel den Kopf und schaute ihn an. In seinem Blick lag trotzige Verachtung, aber auch Angst. Denn er wusste genau, dass er aus den Händen der Natter keine Wohltaten zu erwarten hatte.
Greville schlüpfte aus seinem Mantel, legte ihn sorgfältig über die Stuhllehne, bevor er zum Bett trat und die Ärmel seines Hemdes übertrieben penibel hochrollte. »Wo steckt sie?«, fragte er beinahe im Plauderton.
Miguel rann ein Schauder über den Rücken, als er in die gnadenlosen grauen Augen blickte, und er verbarg das Gesicht in den Kissen. Greville seufzte.
Allmählich wurde es kalt im Stall, und Aurelias Ballkleid aus Gaze und Satin bot wenig Schutz gegen die Kälte. Sie verschränkte die nackten Arme vor der Brust und versuchte, das Zittern zu unterdrücken. Schließlich stand sie auf und pochte laut gegen die Tür. »Don Antonio, ich friere!« Es kam ihr
Weitere Kostenlose Bücher