Süße Herzensbrecherin
Hals und bedachte Cassandra mit einem aufmunternden Blick. „Versuchen Sie, gelassen zu bleiben. Das Tier darf nicht merken, dass Sie aufgeregt sind, sondern muss Sie als seine Herrin annehmen. Wenn das geschafft ist, wird es Ihnen für immer gehorchen. Und nun kommen Sie, und schließen Sie Freundschaft mit Jade. Sehen Sie, sie ist zahm wie ein Lamm.“ Er holte ein Stück Zucker aus der Rocktasche und reichte es dem Pferd. Jade schnaubte leise und fraß es ihm aus der Hand. „Hier, versuchen Sie es selbst.“ William nahm ein zweites Stück Zucker aus seiner Tasche und legte es Cassandra auf die behandschuhte Handfläche.
Zögerlich hielt Cassandra der Stute das Zuckerstück hin und lächelte verwundert, als das Tier die Nascherei mit seinem samtigen Maul vorsichtig auflas.
„Sehen Sie, wie einfach es ist?“
Cassandra nahm allen Mut zusammen und tätschelte dem Tier die Flanke, und nach einer Weile fragte William: „Sind Sie bereit, in den Sattel zu steigen?“
Cassandra atmete tief durch. „Jetzt oder nie.“
William lachte. „Sie sind ein tapferes Mädchen.“
Er half ihr in den Damensattel und führte das Pferd ein paar Runden über den Stallhof, dann steuerte er auf die Torausfahrt zu, hinter der ein Weg in den Park abzweigte. Cassandra wagte kaum zu atmen. Ihr drehte sich der Kopf, doch es dauerte nicht lang, bis sie Vertrauen fasste, entspannt die Schultern senkte und die liebliche hügelige Landschaft um sich herum wahrnehmen konnte.
„Das machen Sie gut“, lobte William. „Wie fühlen Sie sich?“
„Besser als ich dachte.“
9. KAPITEL
William führte Jade einen sanft ansteigenden Hügel hinauf und folgte von dort aus einem Pfad, der in ein malerisches kleines Bachtal führte.
„Wir sollten dem Pferd eine Pause gönnen“, sagte er, als sie den von Bäumen gesäumten Wasserlauf erreichten, und trat neben das Tier, um Cassandra aus dem Sattel zu helfen. Als er sie auf den Boden stellte, stieg ihm ihr zartes Parfüm in die Nase. Es erinnerte ihn an einen warmen Sommertag, wenn die Luft erfüllt war von süßem Blumenduft.
„Sollten wir?“, fragte sie zögernd und beeilte sich, einen sicheren Abstand zu ihm herzustellen.
William nahm Jades Zügel und band das Tier am tief hängenden Ast einer Erle fest. Dann lehnte er sich lässig gegen den Stamm des prachtvollen alten Baums und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln erschien auf seinen Lippen. „Ich versuche lediglich, ein verantwortungsbewusster und rücksichtsvoller Reitlehrer zu sein“, erklärte er mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen.
„Aber wir sind lediglich die kurze Strecke durch den Park geritten – in sehr ruhigem Schritttempo.“
„Das ist wahr. Und ich muss sagen, Sie machen Ihre Sache so gut, dass ich mich morgen ebenfalls in den Sattel setze und leichten Trab mit Ihnen übe.“
„Ist das nicht ein wenig zu ehrgeizig?“
„Ich weiß, Sie werden glänzend bestehen.“
„Dann haben Sie mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten als ich.“
„Sagen Sie, Cassandra“, begann er, nachdem er sie einen Moment nachdenklich gemustert hatte, „weshalb missfiel es Ihnen, dass Lady Monkton mich einlud, ein paar Tage auf Netherton Hall zu bleiben?“
Seine direkte Frage ließ sie heftig erröten. „Sah man mir das so deutlich an?“
„Ihre Miene sprach Bände, zumal, nachdem ich die Einladung akzeptierte.“ William stieß sich von dem Baumstamm ab und trat vor sie hin.
Er ließ seinen Blick über sie gleiten, und ohne dass Cassandra es wollte, zogen seine unwiderstehlich blauen Augen sie in ihren Bann. Sie begann sich entschieden unbehaglich zu fühlen und wünschte insgeheim, sie wäre im Sattel sitzen geblieben.
„Hören … hören Sie auf, mich so anzuschauen“, verlangte sie und tat ein paar Schritte rückwärts, um Abstand zwischen sich und William zu bringen. Er folgte ihr wie ein Raubtier seiner Beute. Wieder ging Cassandra rückwärts. Wieder folgte er ihr, bis sie schließlich mit dem Rücken gegen den Stamm einer Kopfweide stieß und nicht weiter zurückweichen konnte.
Er lächelte spöttisch. „Aus welchem Grund versuchen Sie mir aus dem Weg zu gehen?“
„Weil ich glaube, dass Sie ein Spiel mit mir spielen, und das gefällt mir nicht“, entgegnete sie ärgerlich. Wenn er ihr so nahe war, drohte ihr Widerstand gegen seinen Charme dahinzuschmelzen wie Butter an der Sonne.
„Nein?“ Ihr Unmut schien ihm gar nicht aufzufallen. „Nun, wenn ich tatsächlich
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