Suesse Hoelle
besser aussehen als jetzt. Marlie gefällt es bestimmt auch«, fügte er noch hinzu.
Danes Miene verdüsterte sich, und Trammell schlug ihm versöhnlich auf die Schulter. »Lass ruhig locker und genieße es.«
»Das klingt ganz so, als wolltest du mich übers Ohr hauen.«
»Ich könnte es für ungefähr zehntausend hinkriegen. Was
hältst du davon?«
»Das hört sich wie ein verdammt teurer Betrug an. Wie wäre es mit der Hälfte?«
»Aber nur, wenn du auf einem Futon schlafen und auf einem Bohnensack sitzen willst.«
Zehntausend. Das war eine Menge Geld! Aber Trammell, dieser selbstgefällige Halunke, hatte recht: Er besaß einen verdammt guten Geschmack. Das Haus brauchte eine neue Ausstaffierung, und er wollte es für Marlie frisch und sauber haben, selbst wenn sie niemals mit ihm zusammenzöge. Keine der anderen Frauen hatte dem Haus ihren Stempel aufgedrückt, aber es mussten auch wirklich die winzigsten Erinnerungen an sie getilgt werden. »Wie willst du denn die Zeit dafür finden?« nörgelte er.
»Hast du schon einmal von einer Einrichtung namens Telefon gehört? Es ist gar kein Problem. Ich lasse die Sachen anliefern, fahre vorbei, um sie mir anzusehen, und wenn sie mir nicht gefallen, schicke ich sie wieder zurück.«
»Du bist völlig verhunzt durch deinen Reichtum. Musst mal von deinen Höhen herabsteigen und zur Abwechslung wieder wie ein normaler Mensch leben!«
»Qualitätsbewusste Verbraucher, wie ich einer bin, schaffen Arbeitsplätze und halten die Wirtschaft in Schwung. Es wird langsam Zeit, dass auch du dazu beiträgst.«
»Ich habe doch zugestimmt, verdammt.«
»Dann hör auf, mir Knüppel in den Weg zu werfen.« Trammell warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich schieß jetzt in den Wind. Wenn du einen Ersatz-Hausschlüssel hast, bring ihn mir morgen früh mit.«
»Sicher«, antwortete Dane und fragte sich, ob er sein Haus überhaupt noch wiedererkennen würde, wenn Trammell erst einmal damit fertig war. Dennoch finge er auf diese Art gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Haus musste wirklich dringend renoviert werden, und außerdem hätte er damit einen triftigen Grund, bei Marlie einzuziehen, solange die Arbeiten dauerten. Als er in seinen Wagen stieg, pfiff er vergnügt vor sich hin.
Eine halbe Stunde später stand Marlie starr vor Schreck an der Tür und sah ihm zu, wie er Koffer und Kisten aus seinem Wagen lud.
»Was soll das alles?« fragte sie resigniert. Dumme Frage, sie sah ganz genau, was los war. Die Frage, die sie eigentlich wirklich hatte stellen wollen, hieß: »Warum?« Aber die Antwort darauf kannte sie bereits. Dane genoss die körperliche Seite ihrer Beziehung außerordentlich, doch durfte sie nicht vergessen, dass er immer ein Cop blieb. So hatte er sie und ihre Visionen unter Kontrolle.
»Meine Sachen. Bei mir daheim wird umgebaut, und ich muss für ein paar Wochen ausziehen.« Er blieb auf der Veranda stehen und sah sie prüfend an. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich nicht vorher gefragt habe, aber ich habe mich ganz spontan zu der Renovierung entschlossen.«
»Verstehe.« Ihr gelang ein ironisches Lächeln. »Bei mir einzuziehen ist wahrscheinlich ein kluger Schachzug, die Oberhand in der ganzen Situation zu behalten. Sowohl im bildlichen als auch im wörtlichen Sinne.«
Ganz langsam stellte er eine Kiste auf die Veranda. Sein Gesichtsausdruck verriet ihr nichts von seinen Gedanken. »Was genau willst du damit sagen?«
Sie strich sich die Haare aus der Stirn. »Kannst du aufrichtig behaupten, dass dein Einzug bei mir nichts mit den Morden zu tun hat, mit der ganzen Situation?«
»Hat es nicht«, erklärte er offen. Und das war die Wahrheit. Marlie war zwar seine beste Chance, diesen Kerl zu fangen, doch so einfach machte er es sich nicht. Er hatte gesehen, wie sehr diese Visionen sie mitnahmen, er wusste, welchen körperlichen und seelischen Preis sie dafür bezahlte. Aus all diesen Gründen, doch auch weil er sich unwiderstehlich zu ihr hin gezogen fühlte, wollte er in ihrer Nähe bleiben.
Schweigend stand sie für einen Augenblick vor ihm und dachte über ihre Lage nach. Sie waren Liebende geworden, doch ihr Instinkt riet ihr, langsam an die Sache heranzugehen. Aber die Umstände erlaubten das nicht, man hatte sie zusammengeworfen wie in einem Dampfkochtopf. Und auch wenn sie sich wünschte, die Bremse ziehen zu können, sich ihren eigenen Weg in dieser neuen, eigenartigen Beziehung zu suchen, so waren doch genau diese Umstände gegen sie.
Weitere Kostenlose Bücher