Suesse Hoelle
führte sie in ein Hinterzimmer, das die Friseusen als Pausenraum benutzten, goss jedem eine Tasse Kaffee ein und bot ihnen eine Auswahl der Snacks, die auf einem Tablett auf dem Tisch standen. Die beiden nahmen den Kaffee dankend an, lehnten aber die Snacks ab.
Kathleen war eine fröhliche, selbstbewusste junge Frau. Trammell begann, sie nach Jackie Sheets auszufragen, und Dane lehnte sich entspannt zurück mit seinem Kaffee, der ihm schmeckte. Er beobachtete Kathleen, die ein wenig mit Trammell flirtete; sein Partner ging gern auf diesen Flirt ein, während er sie weiter ausfragte. Doch als er ihr sagte, dass Jackie Sheets umgebracht worden war, hörte Kathleen sofort mit dem Flirten auf, und ihre Kulleraugen füllten sich langsam mit Tränen. Sie blickte von Trammell zu Dane, als warte sie darauf, dass einer der beiden ihr sagte, es wäre alles nur ein Scherz gewesen. Ihre Lippen begannen zu zittern. »Ich ... ich habe mir an diesem Wochenende keine Nachrichten angesehen«, sagte sie und schluckte. »Ich war mit meinem Freund in Daytona.«
Dane griff über den schmalen Tisch hinweg nach ihrer Hand und legte seine darauf. Sie umklammerte seine Finger und rang um ihre Fassung. Dann lächelte sie ihn schniefend an und suchte nach einem Taschentuch.
Ja, vor ungefähr drei Wochen hatte sie Jackie die Haare geschnitten. Jackie hatte herrliches Haar, dick und seidig, mit viel Fülle. Sie konnte damit buchstäblich jede Frisur ausprobieren. Trammell unterbrach freundlich die Haaranalyse, um sie wieder an den Grund ihres Hierseins zu erinnern. Nein, Jackie hatte nicht davon gesprochen, dass sie mit einem Freund ausging, schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Und nein, der Name Vinick kam Kathleen völlig unbekannt vor.
Hatte sie auch männliche Kunden? Sicher. Es gab ein paar. Hatte Jackie mit einem von ihnen gesprochen, möglicherweise einen davon kennengelernt? Nein, soweit Kathleen im Bilde war, nicht.
Wieder eine Spur, die zu nichts führt, dachte Dane. Er war dieser ganzen Sache verdammt müde.
Auch am Dienstag verliefen alle Nachforschungen im Sande. Ein Vergleich der eingelösten Schecks und der Bezahlung mit Kreditkarten ergab, dass die Vinicks und Jackie Sheets beide in einigen der größeren Kaufhäuser eingekauft hatten, doch daran knüpften sie keine großen Hoffnungen. Dane dachte, dass beinahe jeder in Orlando zu irgendeiner Zeit das eine oder andere dieser Kaufhäuser aufsuchte. Da das jedoch der einzige gemeinsame Nenner war, verfolgten sie dies weiter, verglichen die Daten, um festzustellen, ob sie vielleicht sogar zur gleichen Zeit dort eingekauft hatten.
Jackie Sheets besaß mehrere Kreditkarten dieser Kaufhäuser; doch Nadine Vinick hatte keine einzige, sie bezahlte normalerweise mit Scheck oder mit ihrer eigenen Bankcard, wenn sie nicht genug Bargeld bei sich hatte. Aber Mrs. Vinick war sehr sparsam, nur zweimal im vergangenen Jahr hatte sie ihre Karte benutzt. Die Vinicks waren darauf eingestellt, bar zu zahlen, während Jackie Sheets regelmäßig die Kreditkarte benutzt hatte. Die Abrechnung davon hatte sie in monatlichen Raten gezahlt, was immer ein wenig über ihre Verhältnisse hinausging. Die meisten ihrer Einkäufe waren Kleidung gewesen, in den besten Geschäften der Stadt.
Der Lebensstil der beiden Frauen unterschied sich gründlich. Die Vinicks waren eine Arbeiterfamilie, Nadine bereitete das Kochen die größte Freude. Jackie Sheets hatte im Büro gearbeitet; sie war eine Frau mit der Vorliebe für Kleider gewesen und darum bemüht, immer fabelhaft auszusehen. Aber irgendwo, irgendwie hatten diese beiden Frauen, die so verschieden waren, das Pech gehabt, die Aufmerksamkeit desselben Mannes zu erregen. Nur wo und wie ?
Ihr Chef Champlin hatte gehofft, dass sie wenigstens einen Anhaltspunkt finden würden. Seine Enttäuschung an diesem Nachmittag tat richtig weh. Aber auch er war ein Cop, und er hatte sich ihre Unterlagen angesehen. Derselbe Mann hatte beide Frauen ermordet. Der Mangel an Beweisen war dafür genauso ein Anhaltspunkt, als hätten sie am Ort des Geschehens die gleichen Fingerabdrücke gefunden. Hier hatten sie es mit einem Profi zu tun und brauchten Hilfe.
»Meinetwegen«, gab er nach. »Ruft das FBI zu Hilfe. Ich werde dem Bürgermeister Bescheid sagen.«
Bonness kümmerte sich um das Telefonat mit dem örtlichen FBI, kurz erläuterte er ihre Lage. Die Männer dort erkannten gleich, dass es sich hier um einen außerordentlichen Fall handelte; sie erklärten, sich
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