Suesse Hoelle
ändern.«
»Möglich«, gestand Dane. »Aber was stimmt denn hinsichtlich meiner Garderobe nicht?« fragte er mit Unschuldsmiene. Wenn es irgend etwas gab, das Trammells Nerven strapazierte, dann war es diese Frage.
»Du solltest lieber fragen, was ist daran in Ordnung?« schnaufte er. »Du besitzt fast nur Jeans, und die sind runtergewirtschaftet. Ein einziger Anzug hängt da, und der sieht aus, als hättest du ihn von der Heilsarmee bekommen. Dann hast du noch ein paar Hosen und einige Jacketts, aber nichts passt zusammen; den Gipfel bildet eine atemberaubende Ansammlung von Krawatten, so geschmacklos, wie ich noch nie eine gesehen habe. Hast du dieses Zeug wirklich gekauft? Du hast dafür gutes Geld auf den Tisch gelegt?«
»Nun ja, schon. Heutzutage kriegt man nichts geschenkt, musst du wissen.«
»Sie hätten dir etwas draufzahlen müssen, weil du ihnen den Schund abgenommen hast! «
Dane unterdrückte ein Grinsen, während er die Sachen nahm und sie in Marlies Schlafzimmer trug, um sie dort in ihren Schrank zu hängen. In einen sehr aufgeräumten Schrank. Seine achtlos auf die Bügel gezurrten Sachen passten gar nicht dorthin, doch er trat einen Schritt zurück und betrachtete voller Anerkennung sein Werk. Ihm gefiel der Gedanke, dass seine Sachen in Marlies Schrank hingen oder die ihrigen in seinem. Einige Zeit dachte er über diese Möglichkeit nach. Er würde in seinem Schrank klar Schiff machen müssen, ehe sie Kleider von sich hineinhängen könnte.
Trammell ging wieder, und Dane setzte sich eine Weile vor den Fernsehapparat. Er fand kein Baseballspiel, deshalb begnügte er sich mit Basketball, drehte aber den Ton ganz leise, damit Marlie ungestört schlafen konnte.
Er hatte in seinem Berufsleben schon eine Menge Einsätze hinter sich; viele Stunden hatte er damit zugebracht, nur zu warten, während er auf Beobachtungsposten weilte. Bei einer solchen Überwachung waren die Langeweile und der Drang, zur Toilette zu gehen, die größten Probleme. Dies hier erinnerte ihn an solch eine Situation, weil das Warten sich unendlich hinzog - jedoch unter einem anderen Vorzeichen. Sie warteten nicht, um einen Kriminellen zu fangen oder ein Verbrechen zu verhindern. Das Verbrechen war bereits geschehen, sie wussten nur noch nicht wo und wer das Opfer war. Sie warteten darauf, dass eine Nachricht einträfe, darauf, dass sich irgend jemand aus Misstrauen oder Sorge in irgendeinem stillen Haus irgendwo in der Stadt Einlass verschaffte, um nach einer Freundin, Nachbarin oder Verwandten zu sehen. Dann endlich gäbe es etwas zu tun.
»Du denkst darüber nach, nicht wahr?«
Marlies Stimme ließ ihn auffahren. Dane hob den Kopf, sie hatte sich aufgesetzt und betrachtete ihn ernst. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er auf den Bildschirm gestarrt hatte, ohne etwas zu sehen. Mittlerweile war es acht Uhr.
»So etwas kann man nicht so leicht aus seinen Gedanken verbannen«, bekannte er.
»Nein, ganz bestimmt nicht.« Ihr gelang das noch viel weniger als allen anderen.
Er stand auf und schaltete den Fernsehapparat aus. »Wie wäre es, wenn ich uns eine Pizza bestelle? Bist du hungrig?« Sie dachte darüber nach. »Ein wenig.«
»Gut, denn mir hängt der Magen schon zwischen den Kniekehlen. Was möchtest du haben? Pizza mit allem?«
»Einverstanden.« Sie gähnte. »Ruf du an, und ich dusche inzwischen. Vielleicht werde ich dann endlich wach.«
»Aber diesmal solltest du dich vorher ausziehen«, riet er ihr und lächelte breit.
»Das mache ich.«
Das Wasser war herrlich, es wusch all die Spinnweben aus ihrem Kopf, reinigte sie von dem Gefühl, beschmutzt worden zu sein durch das Böse, das sie miterlebt hatte. Sie war in Versuchung, einfach unter dem kühlen Nass stehenzubleiben, doch dann dachte sie an die Pizza und beeilte sich und wusch sich die Haare. Nachdem sie sie trockengefönt hatte, überlegte sie, was sie anziehen sollte; am besten war der Morgenmantel, den Dane ihr ausgesucht hatte.
Sie verließ das Bad und blieb stehen, starrte auf das ungemachte Bett. Wenn sie aufmerksamer gewesen wäre, wäre es ihr sicher sofort aufgefallen. Die Tatsache, dass das Bettzeug noch herumlag, war schon ungewöhnlich; doch was sie vor Schreck zusammenzucken ließ, war, dass es zwei zerwühlte Kissen gab, also hatten zwei Personen in dem Bett gelegen. Das war unbestreitbar Dane gewesen!
Den ganzen Tag über hatte sie seine Anwesenheit fügsam akzeptiert, sie wusste, dass sie am Abend zuvor mit ihm gesprochen hatte, jedoch
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