Suesse Hoelle
getreten war.
Marbach schüttelte den Kopf. »Es gibt da noch einen kleinen Flur, rechts davon ist das Wohnzimmer. Ich hatte einen Schritt in den Flur getan, als ich sie entdeckte.«
»Okay. Ivan, du bist dran!«
Ivan drückte die Klinke und betrat das Haus. Die anderen folgten ihm, doch blieben sie in dem kleinen Flur stehen und schlossen die Tür hinter sich. Der Fernsehapparat war auf einen Kanal geschaltet, auf dem rund um die Uhr Filme liefen; im Augenblick gab es einen Oldie mit Fred Astaire und Ginger Rogers. Der Ton war viel zu laut, beinahe so, als hätte Jacqueline Sheets schlecht gehört. Entweder traf das zu, oder der Ton war lauter gestellt worden, um ihre Schreie zu übertönen. Ivan drückte auf den Knopf, der Bildschirm wurde schwarz und eine wohltuende Stille breitete sich aus. Dane und Trammell warfen einen Blick auf den Fernsehapparat. Es war ein großes Gerät, sehr modern und elegant, und es stand auf einem Sockel.
Keiner von ihnen sagte ein Wort. Ivan begann schweigend seine übliche Arbeit.
Von ihrem Blickwinkel aus konnten sie sie nur zur Hälfte sehen. Die Frau war nackt, und ihr Körper sah aus, als wäre ein wildes Tier darüber hergefallen. Blut bedeckte die ganze Couch, die Wände und den Teppich. Dane dachte an die eigenartige Bemerkung, die Marlie gemacht hatte: rund herum um den Maulbeerbusch. Aber es war kein Busch gewesen, sondern eine Couch. Warum hatte sie diese Worte benutzt? Waren es Worte, die der Mörder geäußert oder gedacht hatte? Hatte sich dieser Bastard etwa lustig gemacht darüber, wie Jacqueline Sheets um ihr Leben kämpfte?
Hinter ihnen öffnete sich die Tür, und Leutnant Bonness kam herein. Er blickte auf die Szene und wurde kreidebleich. »0 Himmel.« Der erste Mord war schon schrecklich gewesen, indessen hatten sie die Szene damals als eine einmalige Sache angesehen, ohne Verbindung zu anderem Gemetzel. Doch diesmal wussten sie es besser. Jetzt betrachteten sie es als die Tat eines Verrückten, der wieder und wieder unschuldige Frauen ermorden würde und das Leben ihrer Familien und ihrer Freunde zerstörte, bis sie ihn überführen konnten. Und sie wussten auch, dass die Dinge nicht sehr günstig für sie standen, Serienmörder waren immens schwierig zu fassen.
Doch diesmal, dachte Dane grimmig, hatten sie etwas, womit der Täter nicht hatte rechnen können. Sie hatten Marlie.
»Dane und Trammell, ihr solltet euch mal umsehen. Ihr wisst, wonach ihr suchen müsst«, meinte Worley.
»Heute ist das dein Job, zusammen mit Freddie«, meinte Trammell. Seine Gedanken waren in die gleiche Richtung gegangen wie die von Dane, doch das war sowieso meistens der Fall. »Sagt uns, was ihr gefunden habt, dann werden wir uns umsehen.«
Worley nickte. Er und Freddie begannen, methodisch das Haus abzusuchen. Ivan rief das Team ins Haus, das Fingerabdrücke aufspüren sollte, und sie begannen, jede harte Oberfläche mit ihrem schwarzen Pulver zu bestreuen. Schon bald war das Haus voller Menschen, die meisten standen allerdings nur herum, wenige arbeiteten. Und dann wurde die Leiche von Jacqueline Sheets eingepackt und weggebracht. Dane hörte die Stimmen der Reporter vor dem Haus und sah auch das helle Licht der Fernsehlampen. Es würde ihnen kaum gelingen, die Sache zu vertuschen; doch er glaubte, dass man nicht viel Aufhebens machen würde von dem zweiten Mord innerhalb einer Woche. Sollte es allerdings zu einem dritten kommen, würde es jeder Reporter, der etwas von seinem Beruf verstand, nicht mehr als Zufall deklarieren. Selbst wenn man keine Gemeinsamkeiten feststellte, würden sie mit ihren Berichten großes Interesse erregen.
Bonness nahm Dane und Trammell zur Seite. »Es sieht ganz so aus, als wäre es derselbe Täter gewesen ... «
»Er war es«, versicherte Dane ihm.
»Alles ist genauso, wie Marlie es uns beschrieben hat«, erklärte Trammell. »Sogar der Typ des Fernsehgerätes stimmt.«
»Gibt es irgendeine Wahrscheinlichkeit, dass sie im voraus davon erfahren haben könnte? Ich weiß, ich weiß«, lenkte Bonness ein und hob abwehrend die Hände. »Schließlich war ich derjenige, der zuerst an ihre Fähigkeiten geglaubt hat; ihr beide hingegen habt sie eher als Tatverdächtige eingestuft. Aber jetzt muss ich euch diese Frage stellen.«
»Nein«, wehrte Dane ab. »Wir haben ermittelt, dass sie auf keinen Fall bei dem letzten Mord am Tatort gewesen sein kann, und gestern Abend war sie mit mir zusammen. Sie hat mich angerufen, als ihre Vision begann, und
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